Beziehungen: Vertraue ich meinen Mitmenschen?

 
Der Christ und die Christin
Auch der Christ und die Christin ist zunächst ein Mensch mit Fleisch und Blut.
Nicht jeder ist eine „Beziehungsnudel“. Aber wenn wir fragen, was das Leben von Christen eigentlich ausmacht, dann gehören sorgfältig gelebte Beziehungen zu den Menschen um einen herum wohl zu den zentralen Punkten. Und wie kommt man zu diesen?

Dass ein Christ nicht grad Frau und Kinder schlägt, mit den Nachbarn im ständigen Streit liegt und im Geschäft ein Rüpel im Umgang mit den Kolleginnen und Kollegen ist, scheint wohl jedem klar. Schliesslich hat er sich mit seinem Glauben dem Gebot der Nächstenliebe verschrieben. Ein hoher Anspruch! Heisst das nun, dass man von ihm nie ein lautes Wort hört? Wird ein Beziehungsleben in schönster Harmonie erwartet? – Sicher, es gibt sie: die „Menschenversteher“ erster Güte, die immer Sanftmütigen und Friedensstifter. „Er ist eine Seele von einem Menschen“, sagt das Volk. Schön.

Doch auch der Christ oder die Christin ist zunächst ein Mensch mit Fleisch und Blut, mit Ecken und Kanten. Da fliegen zuweilen die Fetzen im Zwischenmenschlichen – wenn auch nicht mit roher Gewalt, so doch manchmal mit hitzigen Worten, welche die Seele verletzen. Die Frage ist, kann man wieder auf einander zugehen, einander vergeben und etwas daraus lernen fürs nächste Mal?

Von jedem etwas lernen
Alles beginnt mit dem Respekt, mit der Achtung vor jedem Menschen. „Einer achte den andern höher als sich selbst“, sagt die Bibel im Philipperbrief (2,3). Wie kann man das? Mir selbst hilft dabei der Glaube, dass Gott jeden Menschen geschaffen hat. Er hat ihn wertvoll gemacht, auch wenn ich das nicht immer auf Anhieb sehe. Noch mehr: Christus selbst kann mir im andern Menschen begegnen. Vielleicht ist die Vorstellung etwas abstrakt, aber ich glaube, sie ist wahr: Wie ich meinem Nächsten begegne, so begegne ich Jesus. Was ich für ihn tue, tue ich letztlich für Gott.

Für die praktische Umsetzung dieser biblischen Forderung, die zugegebenermassen eine grosse Herausforderung bedeutet, habe ich mir selbst eine einfache Regel für die Begegnung mit Menschen aufgestellt: „Du kannst von jedem etwas lernen.“ Das muss ich mir vor allem innerlich laut sagen, wenn jemand vor mir sitzt, den ich zunächst unsympathisch finde und der mich langweilt. „Sieh Christus in diesem Menschen, öffne dein Herz und höre genau zu!“ Da ändert sich meine Haltung und oft habe ich tatsächlich etwas Neues gelernt.

Ohne Vertrauen geht nichts
 
Eine einfache Regel für
Eine einfache Regel für die Begegnung mit Menschen: „Du kannst von jedem etwas lernen.“
Soviel zur Haltung und soviel zur Nächstenliebe, wo sie uns etwas kostet. Ob daraus gute Beziehungen entstehen, ist eine andere Frage. Vielleicht auch. Gute Beziehungen setzen auf jeden Fall eine gute Kommunikation voraus. Ich versuche, klar und transparent zu sein, in dem, was ich sage. Ich kann mich in mein Gegenüber einfühlen und mich mit für ihn oder sie verständlichen Begriffen ausdrücken. Weiter kann ich gut zuhören und auf mehreren Ebenen zu verstehen suchen, was mir mitgeteilt wird. Für das richtige Kommunizieren kann man durch Schulung und Erfahrung manches lernen.

Sicher ist aber: Richtig funktionieren kann es nur zwischen Menschen, die einander vertrauen. Die Frage ist also immer wieder: Setze ich Vertrauen in meine Mitmenschen? Beginnend mit meinem Lebenspartner, mit meiner Familie. Will ich als Vater meinen Kindern vertrauen – auch nachdem sie mich da und dort enttäuscht haben? Glaube ich an meine Tochter, sage und zeige ich ihr dies – auch wenn sie zaghaft und unsicher ins Leben hinausgeht oder wilde Varianten ausprobiert?

Gebe ich einem neuen Mitarbeiter im Geschäft genügend Vertrauensvorschuss, damit er sich entwickeln kann – auch wenn seine Referenzen nicht die besten sind? Oder gehöre ich zu denen, die alles kontrollieren, überwachen und absichern müssen? Das wäre der Tod für jede Beziehung.

Gott glaubt an mich – ich glaube an die Menschen
Persönlich hilft mir da die Vorstellung, dass Gott selbst als ein liebender Vater voll an mich glaubt. Auch wenn ich es nicht verdiene, liebt er mich trotzdem und vertraut mir. Passiert ein Fehler und ich gebe ihn zu, vergibt er mir und tut, als wäre nie etwas geschehen. Diese starke Erfahrung in meiner Beziehung mit Gott gibt mir den Boden, um andern Menschen zu vertrauen.

Meine Familienmitglieder, Nachbarn, Vereins- und Arbeitskollegen spüren das. Es kommt etwas zurück, was eine Beziehung ermöglicht, die diesen Namen verdient und die auch Konflikte aushält. Und manchmal entstehen daraus tragfähige Beziehungen, auf denen man sein Leben bauen kann.

Autor: Fritz Herrli
Quelle: Jesus.ch

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