Beziehungen: Vertraue ich meinen Mitmenschen?
Dass ein Christ nicht grad Frau und Kinder schlägt, mit den Nachbarn im ständigen Streit liegt und im Geschäft ein Rüpel im Umgang mit den Kolleginnen und Kollegen ist, scheint wohl jedem klar. Schliesslich hat er sich mit seinem Glauben dem Gebot der Nächstenliebe verschrieben. Ein hoher Anspruch! Heisst das nun, dass man von ihm nie ein lautes Wort hört? Wird ein Beziehungsleben in schönster Harmonie erwartet? – Sicher, es gibt sie: die „Menschenversteher“ erster Güte, die immer Sanftmütigen und Friedensstifter. „Er ist eine Seele von einem Menschen“, sagt das Volk. Schön. Doch auch der Christ oder die Christin ist zunächst ein Mensch mit Fleisch und Blut, mit Ecken und Kanten. Da fliegen zuweilen die Fetzen im Zwischenmenschlichen – wenn auch nicht mit roher Gewalt, so doch manchmal mit hitzigen Worten, welche die Seele verletzen. Die Frage ist, kann man wieder auf einander zugehen, einander vergeben und etwas daraus lernen fürs nächste Mal? Von jedem etwas lernen Für die praktische Umsetzung dieser biblischen Forderung, die zugegebenermassen eine grosse Herausforderung bedeutet, habe ich mir selbst eine einfache Regel für die Begegnung mit Menschen aufgestellt: „Du kannst von jedem etwas lernen.“ Das muss ich mir vor allem innerlich laut sagen, wenn jemand vor mir sitzt, den ich zunächst unsympathisch finde und der mich langweilt. „Sieh Christus in diesem Menschen, öffne dein Herz und höre genau zu!“ Da ändert sich meine Haltung und oft habe ich tatsächlich etwas Neues gelernt. Ohne Vertrauen geht nichts
Sicher ist aber: Richtig funktionieren kann es nur zwischen Menschen, die einander vertrauen. Die Frage ist also immer wieder: Setze ich Vertrauen in meine Mitmenschen? Beginnend mit meinem Lebenspartner, mit meiner Familie. Will ich als Vater meinen Kindern vertrauen – auch nachdem sie mich da und dort enttäuscht haben? Glaube ich an meine Tochter, sage und zeige ich ihr dies – auch wenn sie zaghaft und unsicher ins Leben hinausgeht oder wilde Varianten ausprobiert? Gebe ich einem neuen Mitarbeiter im Geschäft genügend Vertrauensvorschuss, damit er sich entwickeln kann – auch wenn seine Referenzen nicht die besten sind? Oder gehöre ich zu denen, die alles kontrollieren, überwachen und absichern müssen? Das wäre der Tod für jede Beziehung. Gott glaubt an mich – ich glaube an die Menschen Meine Familienmitglieder, Nachbarn, Vereins- und Arbeitskollegen spüren das. Es kommt etwas zurück, was eine Beziehung ermöglicht, die diesen Namen verdient und die auch Konflikte aushält. Und manchmal entstehen daraus tragfähige Beziehungen, auf denen man sein Leben bauen kann. | ||||||||||||||||
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