«Hilfe, ich bin ein Perfektionist»

 
Daumen hoch
„Bei mir muss alles stimmen. Aber gleichzeitig schiebe ich Unerledigtes ständig auf, und so entsteht ein grosser Druck in mir. Neulich hörte ich 15 Minuten Musik, statt meine Pflichten zu erfüllen. Andere müssen darunter leiden, weil sie warten müssen, bis ich meinen Beitrag bringe. Bei diesen Gedanken werde ich unzufrieden, werte mich ab, verachte mich. Es stört mich, dass ich so denken muss. Das ist doch krankhaft, oder? Ich hoffe, Sie können mir helfen, denn es stört mich, dass ich so denken muss.“

Immerhin stört es Sie; das ist doch schon mal was! Und verstehen Sie das bitte nicht ironisch. Es stört Sie, dass Sie sich in diesen eingefahrenen Gleisen bewegen. Das heisst, in Ihnen regt sich die Sehnsucht oder Ahnung, dass es auch anders gehen könnte oder müsste. Und das ist, finde ich, verheissungsvoll.

Anscheinend kommen zwei Dinge bei Ihnen zusammen: der Druck, möglichst präzise das zu tun, was andere von Ihnen erwarten, und das Ausweichen davor in Belanglosigkeiten – zwei Seiten der gleichen Medaille. Das entscheidende Stichwort lautet aber wohl „verachten“. Sie verachten sich selbst, sobald Sie meinen, dass Sie anderen nicht genügen.

Darum wollen Sie es ein andermal umso besser machen und schrauben die Ansprüche an sich selbst in die Höhe, nur damit Ihnen ja keiner was vorwerfen kann. Und dieser erhöhte Druck wiederum legt Sie umso mehr lahm.

Sorge um den eigenen Wert
Sie merken es vielleicht schon: Ihr Problem ist weniger Ihr Perfektionismus als Ihre Angst vor Ablehnung. Der Perfektionismus ist nur die Bühne für das Stück, das da heisst: „Wie verschaff ich mir vor anderen meinen Wert?“

Wahrscheinlich haben Sie dieses Stück im Lauf der Jahre gut trainiert oder sind schon früh mit mehr oder weniger subtilem Druck dazu angeleitet worden. Man beachtete Sie vielleicht nur, wenn Sie Aussergewöhnliches geleistet hatten. – Ja, an diesem Muster ist etwas „krank“, da haben Sie ganz recht.

Der Wert steht schon fest
 
Perfektionist
Denn es macht Sie unfrei. Sogar ein bisschen Musik zwischendurch wird Ihnen durch diesen Zwang vergällt. Dabei hatte Ihnen diese Pause „eigentlich“ bestimmt gutgetan. Aber dann kam wieder jener innere Keulenschlag.

Aber wissen Sie, dass Sie ein überaus wertvoller Mensch sind? Ein Unikum im Universum? Und das einfach dadurch, dass Sie da sind? Sie müssen dafür noch gar nichts geleistet haben, rein gar nichts. Denn über Ihrem Leben hat ein ganz anderer den Satz ausgesprochen: „Ich habe dich schon immer geliebt.“* Einer, vor dem niemand, wirklich niemand sich etwas zugutehalten könnte. Ich meine Gott.

Falsches und rechtes Urteilen
Wenn Er das sagt, wie klein wird dann ein Nörgeln und Kritisiertwerden durch andere. Wie unbedeutend ist es dann, ob Sie sich dieses Nörgeln und Kritisieren anderer vorwegnehmen und sich selber das schlechte Urteil sprechen. Das ist dann einfach nicht mehr wichtig. Es wird wieder vorkommen, aber es ist schlichtweg irrelevant. Sagen Sie das diesen Menschen, aber sagen Sie das auch Ihrer eigenen Seele, wenn die innere Meßschnur wieder mal zum Würgeseil wird.

Sie wollen Ihr altes Muster hinter sich lassen. Nun, mit so einem neuen Satz im Gepäck („Ich habe dich schon immer geliebt“) wird Ihnen das auch gelingen. Nicht heute, noch nicht ganz morgen, aber ganz sicher übermorgen. Dann können Sie auch das Rutsch-mir-den-Buckel-Runter des Apostels Paulus nachsprechen. Als der nämlich von einer Gemeinde massiv kritisiert wurde, hat er Ihnen ausrichten lassen:

„Allerdings hat es für mich keinerlei Bedeutung, welches Urteil ihr über mich fällt oder ob sonst irgendeine menschliche Instanz über mich zu Gericht sitzt. Nicht einmal ich selbst masse mir ein Urteil über mich an. ... Entscheidend ist das Urteil, das der Herr über mich spricht. “ **

Und dieser Urteil des Herrn ist ein grosses Ja über Ihrem Leben, ohne aller eigenen Leistung. Das erlöst von allen Seitenblicken auf andere und von allen überharten Maßstäben an sich selbst.

Sie betreten hier also das weite, weite Feld der christlichen Freiheit. Auf die hin haben Sie schon einen ersten Schritt gemacht, wenn Sie zu verstehen geben, dass es so doch nicht weitergehen kann. Den zweiten hab ich Ihnen andeutet. – Freuen Sie sich auf das Neue!

* Die Bibel, Jeremia, Kapitel 31, Vers 3
** Die Bibel, 1.Korinther, Kapitel 4, Verse 3 und 4

Autor: Lothar Mack
Quelle: Livenet.ch

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