„Denk dich krank“ – depressive Denkmuster

 
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A = Auslösendes Ereignis, B = Bewertung, C = Resultierendes Gefühl
Positive Gedanken erleichtern das Leben. Wer optimistisch in die Zukunft schaut, für den zeigt sie sich dann tatsächlich oft von der schönen Seite. Leider gilt auch das Gegenteil.

Entscheidend ist dabei gar nicht einmal, was genau einem in der Realität widerfährt, sondern welchen Stellenwert man dem gibt, also wie man es einschätzt. Ein bestimmtes Ereignis (A) hat nicht automatisch auch eine ganz bestimmte Folge auf der Gefühlsebene (C). Sondern die hängt davon ab, wie jemand dieses Ereignis bewertet (B).

Depressive Denkmuster führen nun zu entsprechend negativen Bewertungen. Menschen mit durchschnittlicher oder guter beruflicher Leistung können dennoch beispielweise fest davon überzeugt bleiben, alle anderen seien besser als sie. Ihre Denkfehler lassen ihnen keinen anderen Schluss zu.

Depressive Denkmuster in der "kognitiven Triade"
Wer in einer Depression steckt, sieht grundsätzlich schwarz. Jede andere Farbe hat es schwer, sich durchzusetzen. In allen drei Bereiche überwiegt eindeutig die negative Sichtweise: beim Blick auf sich selbst, auf die eigene Umwelt und die Zukunft.

selber
Für den Betroffenen selber gelten Sätze wie "Ich bin untauglich und wertlos!" oder "Ich bin ein jämmerlicher Versager, der seine Familie schmählich im Stich gelassen hat."

Umwelt
Um ihn herum steht es - subjektiv - nicht besser: "Die anderen sind gegen mich. Alles ist grau." oder auch "Gott ist weit weg. Ich spüre seine Nähe nicht mehr wie früher."

Zukunft
Auf seine Zukunft angesprochen, bestimmen ihn Aussagen wie "Ich kann nie mehr glücklich werden. Für mich gibt es keine Hoffnung." oder "Die aufmunternden Worte der Schwester gelten für mich nicht. Sie will mich nur beruhigen."

 
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Negativ-Beispiele
- Kurzschlussdenken: "Das Essen ist angebrannt. Ich kann nicht mehr kochen."
- Verallgemeinerungen: "Mich mag niemand mehr." - Nur weil vielleicht die kleine Tochter eine gehässige Bemerkung gemacht hat.
- Tunnelblick: "Frau Müller mag mich auch nicht." - Obwohl gerade erst drei andere Frauen sie gelobt haben. Oder: "Ich bin ein untreues Chormitglied." - Ergänze: ... weil ich nicht alle Proben besucht habe.
- Personalisierung: "Wenn mein Mann schlecht gelaunt ist, bin ich schuld." - Obwohl er vielleicht im Geschäft Probleme hat.
- Sollte-Tyrannei: "Ich sollte doch eine blitzsaubere Wohnung haben." - "Ich sollte doch bei den Weltereignissen auf dem laufenden sein." - "Ich sollte mich nicht so gehen lassen."
- Schwarz-weiss-Denken: "Entweder bin ich von allen akzeptiert oder ich bin nichts wert!" Oder: Entweder habe ich meinem Beruf das beste Verkaufsergebnis oder ich bin ein Versager."
- Emotionale Begründung: "Ich fühle mich in unserem Kaffee-Kränzchen so unsicher und weiss gar nicht, was ich sagen soll. Sicher lehnen mich die anderen ab und verachten mich!

Sosehr diese negativen Gedanken einerseits Teil der Depression sind, so sehr verdunkeln sie andererseits das Befinden zusätzlich.

Depressive Wahnideen
Bei schweren endogenen Depressionen treten mitunter depressive Wahnideen auf, die sich im Gespräch nicht korrigieren lassen, z.B. "Ich habe keine Kleider mehr" - obwohl der Schrank voll hängt. Derartige Überzeugungen haben keinen Bezug mehr zur Realität und sollten vorübergehend mit Neuroleptika behandelt werden. Sie verschwinden mit dem Abklingen der Depression.

Häufige Themen sind dabei eingebildete Krankheiten (sogenannt hypochondrischer Wahn), Selbstvorwürfe wahnhaften Ausmasses, eine Angst vor grösstem Versagen oder Verarmung sowie ein übersteigerter Versündigungswahn.

Gezielt darüber reden
In der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) werden die oben genannten Gedanken besprochen, die in der Depression entstehen und die zur Depression beitragen. Ratsuchende und Therapeut suchen dann miteinander bessere Antworten, mit denen die betroffene Person ihren Zustand bewältigen und aus den destruktiven Mustern aussteigen kann. Die Kognitive Therapie ist heute neben der Interpersonellen Therapie die Psychotherapieform, die sich bei Depressionen am besten bewährt hat.

Zum Dossier: www.depression.jesus.ch

Bearbeitung: Jesus.ch

Autor: Dr. med. Samuel Pfeifer
Quelle: seminare-ps.net
Datum: 29.11.2004

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