Arbeitslos, aber nicht würdelos!

 
Würde
Sie suchen bereits seit Monaten, aber noch immer ist kein Job in Sicht? Da passiert es leicht, dass die Gedanken sorgenvoll um die Zukunft kreisen und einem den Schlaf rauben. Arbeitslosigkeit ist für viele Menschen eine Extremsituation, die sie belastet und nach unten zieht. Schnell stellen sich Minderwertigkeitsgedanken und Versagens­gefühle ein. Dennoch: Arbeitslos zu sein heisst nicht, würdelos zu sein! Erprobte Strateg­ien für den Umgang mit der Krise.

1. Die Problemlösung hat oberste Priorität
Verständlicherweise klagen, jammern und ärgern sich Betroffene über ihren Jobverlust. Je länger die Situation andauert, desto passiver arrangieren sich manche Menschen mit ihrem „Schicksal“ als der oder die Arbeitslose. Machen Sie sich darum klar: „Nicht ich bin das Problem, sondern die Arbeitslosigkeit ist mein Problem. Ich will alles unternehmen, um dieses Problem möglichst rasch zu lösen.“

Legen Sie bestimmte Zeiten in der Woche fest, an denen Sie intensiv und zielgerichtet an diesem Problem arbeiten (Arbeitssuche, Bewerbungen schreiben, Stellenanzeigen durchstudieren etc.), aber auch Zeiten, in denen die Arbeitslosigkeit als Problem ruhen darf. Ohne Job zu sein ist keine Schande vor Gott. Sie können sich daher betend in Christi Kraft und Liebe bergen, während Sie gleichzeitig alles unternehmen, um neue Aufgaben zu finden.


2. Fassen Sie Mut: „Ich kann etwas tun“
Auch wenn Ihnen gekündigt worden ist und Sie sich in der Defensive erleben, machen Sie sich klar, dass Sie etwas tun können und Gott Ihnen zur Seite steht: „Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen“ (Psalm 50,15). Im Einklang mit Gottes Hilfe sind Sie aufgerufen zu handeln („Denn wie der Leib ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot“, Jakobus 2,26), damit sich die Lage überhaupt bessern kann. Bleiben Sie daher nicht zu Hause sitzen und hoffen auf Änderung in möglichen „besseren Zeiten“. Die grösste Zahl der Arbeitsstellen werden durch Eigeninitiative gefunden: Schreiben Sie Bewerbungen, informieren Sie sich beim Arbeitsamt und studieren Sie regelmässig die Stellenangebote. Versuchen Sie, Ihren Freundes- und Bekanntenkreis möglichst breit zu informieren. Sagen Sie ihm, dass Sie auf Arbeitssuche sind, und bitten Sie um Hinweise, wenn jemand von einer möglichen Stelle erfährt. Denken Sie daran: Arbeitslosigkeit ist kein Schand- bzw. Wesensmerkmal Ihrer Person! Zahlreiche Menschen sind davon betroffen.

3. Suchen Sie Gesprächspartner
Es gelingt selten, Arbeitslosigkeit im Alleingang zu bewältigen. Soziale Unterstützung ist eine der wichtigsten Massnahmen. Gerade in der Arbeitslosigkeit brauchen Sie Kontakte und Ermutigung. Alleine entsteht rasch Frustration: „Was bin ich ohne Arbeit noch wert?“, „Ich Versager!“, „Schäm dich!“ sind quälende Gedanken, die das Problem ausweiten und die Hoffnung auf Veränderung trüben. Im Kontakt mit Ihrer Familie, mit Freunden, Glaubensgeschwistern aus der Gemeinde, dem Gebetskreis usw. ist es daher wichtig, dass Sie neben Ihrer kritischen Situation auch über andere Themen sprechen. Wer nurmehr über seine Probleme und seine Arbeitslosigkeit spricht, darf sich nicht wundern, wenn sich die Menschen mit der Zeit abwenden. Es ist in Beziehungen schwer auszuhalten, wenn es nur noch ein Thema bzw. nur noch negative Stimmungen gibt.

Sollte Sie die Situation überfordern, denken Sie an die Möglichkeit, durch seelsorgerliche Hilfe und Begleitung einen besseren Umgang mit dem Problem zu finden und dadurch wieder lebensfähiger zu werden.

 
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4. Stoppen Sie Pauschalgedanken
Verallgemeinernde Gedanken wie: „Als Arbeitsloser bin ich am Abstellgleis“, „Ich bin wertlos“ und ähnliche führen Sie in die Enge. Bleiben Sie realistisch: „Ich bin ar­beitslos, aber dennoch wertvoll!“, und denken Sie daran, die Situation nicht noch schlimmer zu machen als sie ist. Wenn Sie sich aufgeben und handlungsunfähig werden, ist niemanden geholfen, schon gar nicht Ihnen selbst. Wer sich aufgibt, wird blind für neue Möglichkeiten, Ideen und Chancen.

Beziehen Sie Gott als Ihren Tröster und Beistand mit ein, er wird Sie durch diese schwere Zeit begleiten. Im Gebet dürfen Sie klagen, jammern, über ihre Situation reden und sich wie David in Psalm 27,1 darauf berufen: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen?“ Suchen Sie sich ermutigende Bibelstellen, Lieder oder Liedverse, die Ihnen Mut machen und Ihnen helfen, den Teufelskreis negativer Gedanken zu durchbrechen. Hilfreich dazu wäre zum Beispiel die Zusage in Römer 8,38-39: „Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes, noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn“. Oder Psalm 34,19: „Der Herr ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben.“

5. Leben Sie weiter!
Unternehmen Sie neben Ihrem Engagement in der Arbeitssuche auch wohltuende Aktivitäten. Treffen Sie sich mit Freunden, um Spass zu haben. Treiben Sie Sport und setzen Sie sich für andere Menschen ein. Vielleicht wollen und können Sie die Zeit auch für ehrenamtliches Engagement nutzen. In schweren Zeiten der Arbeitslosigkeit kann diese Art von Dienst an der Gesellschaft wieder Sinn und Stütze geben. Erkundigen Sie sich in Ihrer Umgebung, welche Möglichkeiten es gibt, um beispielsweise Hilfs- und Besuchsdienste zu absolvieren.

Selbst wenn es Ihnen schwer fallen sollte, ohne fixen Arbeitsrhythmus die eigene Zeit sinnvoll zu planen – möglich ist es. Versuchen Sie vom Aufstehen, über die täglichen Erledigungen bis hin zum Kontakt mit Gott (Gebet, Bibellesen und Gottesdienst) sowie dem Besuch von Freunden Ihre Tage zu ordnen. Ein konkreter Zeitplan entlastet Sie und gibt Ihnen neuen Halt und Perspektive. Schliesslich gilt: Je kraftvoller Sie Ihren Alltag bewältigen, desto besser werden Sie die schwere Zeit der Arbeitslosigkeit bewältigen können. Und umso mehr Energie steht Ihnen auch für die anstrengende Zeit der Arbeitssuche zur Verfügung.

Zitate zum Thema:
„Nicht ich bin das Problem, sondern die Arbeitslosigkeit ist mein Problem.“

„Im Gebet dürfen Sie klagen, jammern und über ihre Situation reden.“

Andreas Zimmermann ist psychologischer Psychotherapeut, Supervisor und Studienberater der Christlichen Lebensberatung und Seelsorge in Österreich. E-Mail: zimmermann.ber@tungspraxis.de

Autor: Andreas Zimmermann


Quelle: NEUES LEBEN. Das Christliche Ratgeber-Magazin
Datum: 17.03.2005

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