Sind Sie eifersüchtig?

Thomas Schneider, 36, besucht einen Lebensberater. Seine Frau hat ihn geschickt, weil sie ihm eine „schreckliche Eifersucht” atte­stiert. Das versteht er überhaupt nicht. Er sei alles andere als eifersüchtig, verteidigt sich der junge Mann. „Und wie beschreiben Sie Ihre Liebeseinstellung?”, fragt der Berater. „Ich liebe meine Frau über alles, immer bin ich für sie da!”, antwortet er. „Morgens bringe ich ihr den Kaffee ans Bett. Wenn sie von der Arbeit kommt, empfange ich sie mit einem gedeckten Tisch. Wir gehen zusammen einkaufen. Ich begleite sie, wohin sie möchte.” „Und wie beurteilt Ihre Frau diese Zuwendung?” „Sie fühlt sich eingeengt und kon­trolliert. Aber das will ich doch gar nicht. Sind wir denn nicht verheiratet, um alles gemeinsam zu machen?” Eine Woche später erscheint die Frau in der Beratung. Sie ist geladen und aggressiv. „Er behandelt mich wie eine Gefangene! Keinen Schritt darf ich allein unternehmen. Seine so ge­nannte Liebe erdrückt mich! Seine Ei­fersucht ist die reinste Besitzgier!”

Umklammern mit Haut und Haaren
Frau Schneider hat es präzise beschrieben. Der Eifersüchtige umklam­mert seinen Partner mit Haut und Haa­ren. Er engt ihn ein und nimmt ihm die Luft zum Atmen. Das Sprichwort trifft den Sachverhalt: „Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.” Eifersucht ist ein Ba­zillus, der jede Partnerschaft untergräbt, der jede menschliche Beziehung krank werden lässt. Sie ist in der Tat wie Spiel- und Alkoholsucht. Aber sie ist keine Krankheit, gegen die man machtlos ist. Von klein auf kann Eifersucht zum Verhaltens- und Reaktionsmuster werden, das Kinder sich zulegen. Sie entscheiden sich für eifersüchtiges Ver­gleichen, für misstrauisches Kontrollie­ren. Eifersucht wird zur Leitmelodie des Lebensstils.

 
Sind sie eifersüchtig?

Die positive Eifersucht
Die griechische Sprache kennt zwei Begriffe für Eifersucht und Neid, nämlich „zaelos” und „phtonos”. Der erste Begriff kann positiv und negativ gebraucht werden. Der zweite wird durchweg negativ verwendet. Der positive Gebrauch von „zaelos” bezieht sich auf Gott, auf seinen Eifer und seine Ei­fersucht. Gottes Eifersucht ist heilig. Sie ist rein in ihren Mo­tiven. Im Hinblick auf andere Götter neben sich lässt Gott keine Kompromisse zu. Auch in einer menschlichen Partner­schaft gibt es eine ähnlich gesunde Exklusivität. Eifersucht in kleinen Dosierungen wirkt zum Beispiel in einer Partnerschaft wie die Prise Salz in der Suppe. Sie verleiht der Liebe Geschmack und Wert, sie vermittelt dem Partner: „Ich liebe dich. Du bist mir wichtig – und ich will, dass du unsere Liebe vor schädlichen Eindringlingen schützt.”

Angst als Ursache
Doch allzu oft ist die Triebkraft menschlicher Eifersucht egoistisch. Die Bibel nennt Neid und Eifersucht deutlich als Folgen des Sündenfalls. Neid hat etwas mit Missgunst zu tun. Wer missgünstig ist, will zerstören, entwerten und herabmindern. Der Neidische empfindet nicht Schmerz über das Unglück des Freundes, sondern über seine Erfolge. Er ärgert sich über Wohlstand, das Gute und Erfolgreiche. „Neid”, sagte der griechische Tragiker Euripides, „ist die grösste Krankheit unter den Menschen.” Die Schweizer Professorin Verena Karst unterscheidet zwischen Neid und Eifersucht. Sie schreibt: „Wenn wir eifersüchtig sind und meinen, jemand nehme uns etwas weg, auf das wir Anrecht haben, dann sind drei Menschen beteiligt. Beim Neid stehen nur zwei Menschen im Spiel. Selbstverständlich greift bei der Eifersucht auch der Neid ein, denn meist werden ja die Rivalin oder der Rivale beneidet. Eifersucht hat im Grunde immer mit Angst zu tun. Mit der Angst, Liebe, Zuwendung, Besitztum, Bedeutung oder Ansehen mit jemandem teilen oder gar verlieren zu müssen.” In der Tat: Eifersucht ist die Angst, verlassen, zurückgesetzt und „entthront” zu werden. Bei der Eifersucht fühlt man sich bedroht, dass einem etwas weggenommen werden könnte. Beim Neid hingegen ist man neidisch auf das, was man nicht hat.

Eifersucht als Besitzgier
Der Eifersüchtige kommt sich klein, verletzt, unterlegen, abgeschoben und überflüssig vor. Diese Gefühle speichert er in seinem Leben und umklammert daher später seinen Partner. Er will ihn besitzen. Er sieht in ihm sein Eigentum, das er festhalten möchte. Auch Herr Schneider will seine Frau nur für sich. Alle Besuche bei Freundinnen und Bekannten sind ihm ein Dorn im Auge. Sie soll nur Augen für ihn haben. Sein Misstrauen ist grenzenlos. Er steigert seine Ansprüche. Durch vermehrte Zuwendung soll ihm die Partnerin ihre Liebe bezeugen. So wird die Liebe zur Herrschsucht. Seine Fürsorglichkeit ist in der Tat Kontrolle. Die Eifersucht eskaliert und wird zu einem belagerungsähnlichen Zustand.

Selbstwertstörungen überwinden
Wenn Eifersucht das Symptom einer tief verwurzelten Selbstwertstörung ist, müssen wir darüber nachdenken, wie man dem Gefühl mangelnder Selbstachtung begegnet. Selbstbejahung ist ein Schlüssel zur Lösung von Eifersucht und Neid. Aber zunächst gilt:

Geben Sie Ihre Eifersucht zu!
Eifersucht und Neid gehören zum Menschsein. In der Kindererziehung, in Liebe, in Freundschaften, in Ehe und Zusammenleben belasten uns diese Einstellungen. Wir können sie verringern, aber nicht völlig überwinden. Indem wir Neid und Eifersucht zugeben, tun wir den ersten Schritt. Wer dagegen Eifersucht bestreitet, kann keine Veränderung erfahren. „Legt nun ab alle Bosheit und allen Trug und Heuchelei und Neid und alles üble Nachreden”, sagt die Bibel in 1.Petrus 2,1. Viele rechtfertigen ihre Eifersucht und glauben, plausible Beweise zu haben, die in der Regel nicht stimmen.

Statements zur Eifersucht
Jahrelang war das kein Problem für mich, weil ich anderen Menschen ebensoviel Glück gegönnt habe, wie mir selbst. Doch dann fühlte ich mich an einem Punkt in der Partnerschaft mit meiner Frau sehr zurückgesetzt. Das hat mich verletzt, eifersüchtig gemacht und war ein echtes Problem für mich. Trotzdem sah ich damals und auch heute die Chance, neu an unserer Partnerschaft Sind Sie und an dem Miteinander zwischen Menschen überhaupt zu arbeiten. Ich denke dass Eifersucht grundsätzlich ein negatives Symptom ist. Ein eifersüchtiger Mensch hat zunächst einmal ein Problem mit sich selbst und nicht mit anderen. Und an dieser Wurzel muss er arbeiten.
Michael Schnepel, 50, Diplom-Gerontologe
 
Michael Schnepel
Michael Schnepel

Da ich zurzeit in keiner Partnerschaft lebe, habe ich im Moment in dieser Hinsicht auch keine Probleme mit Eifersucht. Aber ich kenne das Thema natürlich - besonders aus Freund­schaften. Da mag z. B. einer besonders gut und locker mit Leuten umgehen können, so wie ich es gerne würde — und schon werde ich eifersüch­tig. Meistens versuche ich mich dann aus der Situation zu flüchten. Ich werde dann nicht wütend oder gehe aus mir heraus wie andere Leute. Aber ich ziehe mich zurück, weil ich es anders nicht mehr ertragen kann. Ich würde auch manchmal gerne anders damit umgehen, würde anderen gerne alles grosszügig gönnen. Aber das gelingt mir leider nicht so oft.
Christine Schneider, 33, Zahntechnikerin
 
Christine Schneider
Christine Schneider

Das Gefühl kenne ich, aber ich glaube nicht, dass es bei mir bisher so extrem gewesen ist, dass ich vor Eifersucht ver­gangen bin. Wenn ich eifer­süchtig bin, versuche ich mich selber davon abzulenken und vor allem meine Gefühle in dieser Hinsicht nicht zu zeigen. Denn das würde bedeuten, Schwäche zuzugeben. Es zeugt nicht von allzu viel Selbstbewusstsein, wenn man nicht darüber stehen kann.
Christoph Fischer, 23, Geschäftsführer
 
Christoph Fischer
Christoph Fischer

Ich denke, dass Eifersucht bei jedem Menschen in allen möglichen Lebensbereichen auftaucht. Es ist nur die Frage, in welchem Masse das passiert und inwieweit ich mich von der Eifersucht überschwemmten lasse. Ich empfinde ein dosiertes Mass an Eifersucht als positiv. Sie ist die Würze des Lebens, bindet Menschen zusammen. Wenn man innerhalb einer Beziehung Eifersucht empfindet, dann festigt das erst einmal die Beziehung. Wenn Eifersucht allerdings ausufert, dann kann es zu jeder Menge Probleme kommen.
Reinhard Bortmann, 45, Ingenieur für Elektrotechnik
 
Reinhard Bortmann
Reinhard Bortmann

 
Frau für Test

Test: Wie eifersüchtig bin ich?
1. Haben Sie oft das Gefühl, Komplimente, die anderen gemacht werden, eher selbst verdient zu haben? (Ja=1 Punkt, Nein=0 Punkte)

2. Können Sie es nicht ertragen, wenn Ihr Partner von einem Filmstar schwärmt? (Ja=1 Punkt, Nein=0 Punkte)

3. Haben Sie Nebengedanken, wenn er/sie einmal alleine ausgeht? (Ja=1 Punkt, Nein=0 Punkte)

4. Sind Sie in Taktfragen besonders empfindlich? (Ja=1 Punkt, Nein=0 Punkte)

5. Berührt es Sie unangenehm, wenn Sie sehen, dass Ihr Partner beim anderen Geschlecht gut ankommt? (Ja=1 Punkt, Nein=0 Punkte)

6. Durchsuchen Sie gelegentlich seine Brieftasche / ihre Handtasche? (Ja=1 Punkt, Nein=0 Punkte)

7. Werden Sie ärgerlich, wenn Ihr Partner in Gesellschaft ein harmloses Gespräch mit einer Person des anderen Geschlechts anfängt? (Ja=1 Punkt, Nein=0 Punkte)

8. Verabscheuen Sie es, wenn man Ihnen genaue Vorschriften macht? (Ja=1 Punkt, Nein=0 Punkte)

9. Ärgert Sie es, wenn in der Bahn (Bus) jemand Ihre Zeitung mitliest? (Ja=1 Punkte, Nein=0 Punkte)

10. Zweifeln Sie manchmal an seiner/ihrer Aufrichtigkeit, ohne dafür einen Grund zu haben? (Ja=1 Punkt, Nein=0 Punkte)

Auswertung:
Wenn Sie 6-10 Punkte erreicht haben, wird es ausserordentlich schwer für den Partner, mit Ihnen zusammenzuleben. Offenbar tun Sie alles, um es ihm schwerzumachen. Kann es sein, dass Ihre Eifersucht von Egoismus und Minderwertigkeitsgefühlen stark durchsetzt ist? Was wollen Sie tun, um das zu ändern? Empfindet Ihr Partner das auch so?

Mit 1-5 Punkten sind Sie ein Partner, der seine Eifersucht gut unter Kontrolle hat. Er macht dem Partner das Leben nicht zur Hölle. Allerdings: Je höher Ihre Punktzahl, desto weniger Freiheiten billigen Sie ihm zu.

0 Punkte: Was sind Sie für ein Mensch? Waren Sie wirklich ehrlich? Oder wollen Sie Ihre kleinen Schwächen nicht wahrhaben? Könnte es sein, dass in Ihnen viele versteckte Aggressionen lauern, die Sie wunderbar überspielen, verleugnen und verdrängen? Es kann allerdings auch sein, dass Sie ein idealer Partner sind. Sie haben Eifersucht und Aggressionen gemeistert. Lassen Sie sich zur Sicherheit noch einmal den Bogen von Ihrem Partner ausfüllen!

Beratung per E-Mail: www.lebenshilfe.jesus.ch
Weitere Themen: www.ratgeber.jesus.ch

Autor:  Reinhold Ruthe
Quelle: NEUES LEBEN. Das Christliche Ratgeber-Magazin
Datum: 16.01.2006

  Artikel versenden
Druckansicht
 
Rat & Hilfe per E-Mail
Haben Sie Fragen oder suchen Sie Rat? [weiter]

 

 

 

 

Suche 
Newsletter bestellen