„Mein Mann hat zu wenig Zeit für uns“

„Wir haben diesen Entschluss gemeinsam gefasst, weil er uns als guter Schritt erschien. Doch nun, wo ich merke, dass er beruflich sehr viel unterwegs und ich ständig mit den drei Kindern allein bin, bereue ich die Entscheidung. Dazu geht es uns auch finanziell zur Zeit nicht sehr rosig. Aber ich möchte auch keinen Rückzieher machen und meinem Mann zusätzlich belasten. Was kann ich tun?"

Der Schritt in die Selbständigkeit ist mit einem grossen Risiko und einem verstärkten Aufwand an Zeit und Kraft verbunden. So mancher Verzicht muss bereitwillig gelebt werden, um den notwendigen existenziellen Einsatz zu bringen. Zur Selbständigkeit treibt einen oft die Hoffnun, endlich „sein eigener Herr" zu sein und mehr Freiheiten zu haben. Doch das ist nicht immer der Fall - und falls doch, so war der Weg dorthin meist beschwerlich. Sie erleben derzeit Letzteres, noch dazu in einer Phase, in der Sie durch Ihre Kinder stark beansprucht sind.

Ein erster Schritt ist tatsächlich, die Situation mal so zu akzeptieren wie sie ist. Freuen Sie sich, dass Ihr Mann das tut, was Sie beide für Ihre Zukunft als richtig entschieden haben.

Leben Sie dazu nach einem sinnvollen Wochenplan: Welchen Morgen, Mittag oder Abend in der Woche widmen Sie gemeinsam Ihrer Ehe, und zwar ohne Kinder? Wann verbringt die ganze Familie zwei bis drei Stunden unbeschwerte Zeit miteinander? Welchen Nachmittag oder Abend nehmen Sie sich durch die Unterstützung von Omas, Freundinnen oder einem Babysitter frei, um zu tun, was Ihnen zusammen Spass macht oder Sie weiterbringt?

Wenn Sie sich eine gewisse Ausgeglichenheit und Fröhlichkeit bewahren oder sie wiederfinden können, dann sind Sie eine grosse Motivation und Stütze für Ihren Mann. Denn er möchte einerseits die Familie geniessen und gleichzeitig nicht das Ziel aus den Augen verlieren. Und sollte sich nach drei bis vier Jahren keine Bestätigung für die Selbständigkeit abzeichnen, dann stellen Sie Ihre beruflichen Weichen einfach neu. Sie dürfen die Beziehungen in Ehe- und Familien nicht auf dem Altar des Berufs opfern.

Autor: Linda und Hans-Jörg Karbe