Die Mormonen

 
Mormonen
Der Tempel, das Priestertum, Joseph Smith, die Schriften – Offenbarung oder Fantasiewerk, das Buch Mormon. www.mormonismus-online.de
Eine der schillerndsten religiösen Gemeinschaften, die sich auf den christlichen Glauben berufen, sind die Mormonen. Bekannt ist vor allem ihre Polygamie und ihre Missionstätigkeit vor allem durch junge Menschen.

Formell gegründet wurde die Mormonen-Religionsgemeinschaft von Joseph Smith jun. am 6. April 1830 in Fayette im US-Bundesstaat New York. Heute hat sie ihren Hauptsitz in Salt Lake City im Bundesstaat Utah.

Zum Mormonentum gehören alle Gemeinschaften, die das Buch Mormon als heilige oder zentrale Schrift betrachten. Im deutschen Sprachraum sind dies die „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage", die „Reorganisierte Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage" und die „Kirche Christi mit der Elias-Botschaft".

Entstehung und Entwicklung der Mormonen
Die Kirche entstand im ländlichen Norden des Staates New York am Anfang des 19. Jahrhunderts. In der neu besiedelten Gegend lebte eine protestantische und bibelgläubige Bevölkerung. Viele gehörten aber noch keiner Kirche an. Abergläubische Vorstellungen waren weit verbreitet.

Mormonen-Gründer Joseph Smith jun., erklärte, im Jahre 1820 nach einem Gebet über die Frage, welche Kirche die wahre sei, eine Vision gehabt zu haben. In dieser „Ersten Vision" seien ihm Gott Vater und Jesus Christus erschienen. Diese hätten ihm mitgeteilt, dass alle zu jener Zeit bestehenden Kirchen im Irrtum seien und er sich keiner anschliessen dürfe.

1823 bis 1827 will er weitere Erscheinungen gehabt haben, diesmal von einem Engel namens Moroni. Der habe ihm den Auftrag gegeben, das Buch Mormon von goldenen Platten zu übersetzen, die seit Jahrhunderten in einem „ Cumorah" genannten nahen Hügel lagerten. Joseph Smith sagte dann, er habe das Buch mit Hilfe der ebenfalls bei den Platten aufbewahrten „Sehersteinen" Urim und Tummim übersetzt. Das Buch wurde 1830, kurz vor der Gründung der Kirche, erstmals veröffentlicht.

Die „wahre Kirche" wird wiederhergestellt
Joseph Smith war überzeugt, 1829 sei ihm und seinem Mitarbeiter Oliver Cowdery der auferstandene Johannes der Täufer erschienen. Er habe ihnen das Aaronitische Priestertum übertragen mit der Vollmacht zu taufen. Einige Wochen später seien die Apostel Christi Petrus, Jakobus und Johannes erschienen und hätten ihnen das Melchisedekische Priestertum übertragen. Dadurch sei der Weg für die „Wiederherstellung" der Kirche Jesu Christi frei gemacht worden.

Die formelle Gründung erfolgte am 6. April 1830 mit Joseph Smith als „erstem Ältesten" und Präsidenten und Oliver Cowdery als „zweitem Ältesten", Hyrum und Samuel Smith (Brüder von Joseph) sowie Peter Whitmer jun. und David Whitmer als eingetragenen Mitgliedern.

Die Kirche fand rasch glühende Anhänger und erbitterte Gegner. Auf der anderen Seite sandte Joseph Smith bereits im Jahr 1830 seinen Bruder Samuel als ersten Missionar aus, einige Exemplare des Buches Mormon im Rucksack. Menschen aus dem Umland schlossen sich der neuen Kirche an. Auf der anderen Seite machten ihnen die Gegner durch Boykott, Anzeigen und manchmal auch durch Tätlichkeiten das Leben schwer. Deshalb verlegte Smith den Hauptsitz der „Kirche" bereits 1831 nach Kirtland in Ohio. Die Mitglieder liessen ihre Farmen und Geschäfte zurück und bauten sie im noch kaum besiedelten Ohio neu auf.

Verfolgungen und Flucht
In Kirtland errichteten die Mormonen ihren ersten Tempel, in dem Joseph Smith 1836, wie er in der Schrift „Lehre und Bündnisse" ausführt, weitere Vollmacht, im Namen Gottes zu handeln, erhalten habe. 1834 wurde das „Kollegium der Zwölf Apostel" als Führungsgremium unter Joseph Smith als Propheten ins Leben gerufen.

Nach unruhigen Zeiten und blutigen Verfolgungen flohen 1833 die „Heiligen", wie sie sich nannten, in nördlichere Kreise des Staates Missouri. Dort wurde Joseph Smith verhaftet und gemeinsam mit mehreren Mitarbeitern ins Gefängnis gesteckt. Gouverneur Lilburn Boggs erliess 1838 einen Ausrottungsbefehl, der besagte, die „Mormonen müssen aus dem Staat vertrieben oder vernichtet werden".

 
Joseph Smith
Joseph Smith
Zeit der Selbstfindung

Die „Heiligen" wurden darauf in Illinois aufgenommen und gründeten am Ufer des Mississippi eine Stadt, die sie Nauvoo nannten. Von dort aus begann das Missionswerk in alle Welt, besonders nach Europa. Wieder wurde ein Tempel gebaut.

Nauvoo erhielt einen Sonderstatus, praktisch als Stadtstaat mit eigener Miliz, der Nauvoo-Legion. 1842 wurde dort die sogenannte Frauenhilfsvereinigung der „Kirche" gegründet. Die Leitung hatte Emma Smith, die Ehefrau des „Propheten".

An der Vernichtung der Druckerpresse einer feindlichen Zeitung entzündete sich der Volkszorn, was in der Ermordung von Joseph Smith und seines Bruder Hyrum am 27. Juni 1844 gipfelte. Über der Nachfolgefrage entzündete sich ein heftiger Streit, der zu Abspaltungen führte. Der dienstälteste Apostel, Brigham Young, übernahm die Führung des Hauptteils der Mitglieder.

Die „Kirche" wächst
Schon Joseph Smith hatte sich mit der Frage beschäftigt, ob die „Kirche" nicht in eine menschenleere Gegend ziehen solle, um weiteren Verfolgungen zu entgehen. Dies realisierte Brigham Young mit dem (vorzeitig erzwungenen) Auszug fast aller „Heiliger" aus Nauvoo und deren Übersiedlung in das Tal des Grossen Salzsees in den Rocky Mountains. Salt Lake City, seither Hauptsitz der Kirche, wurde am 24. Juli 1848 gegründet.

Die Mission im Osten der USA, in Kanada und Europa konnte neu beginnen. Mit den Neuankömmlingen und dem großen Wachstum, bedingt durch das religiös begründete Ausüben einer Mehrehe (Polygamie), wuchs die „Kirche" in den Rocky Mountains stark.

In diesem Zusammenhang steht auch der Utah-Krieg von 1857. Verquickt mit der Sklavenfrage, kämpfte die amerikanische Innenpolitik gegen die Praxis der Vielehe und machte durch immer restriktivere Gesetze der „Kirche" zunehmend das Leben schwer; zuletzt bis zur Massenverhaftung von Mitgliedern und gross angelegten Beschlagnahmungen von Kircheneigentum. Als Reaktion darauf erklärte 1890 der damalige Präsident und Prophet Wilford Woodruff die Vielehe als nicht mehr akzeptabel in der „Kirche".

In der Folge wurde 1896 Utah die Eigenständigkeit als Bundesstaat zugebilligt. Aber erst unter der Präsidentschaft von Joseph F. Smith (1901-1918), dem Neffen des Gründers, räumte die „Kirche" auch in eigener Regie in ihrem Inneren rigoros mit den Resten der Polygamie auf.

Weltweite Ausbreitung
Heute hat die „Kirche" mehr als 12 Millionen Mitglieder in über 160 Ländern, davon knapp die Hälfte (5,5 Millionen) in den USA. Ein wichtiger Schwerpunkt ist Lateinamerika; Afrika und Osteuropa zeigen starkes Wachstum. Ein Zeichen für die stärkere internationale Präsenz der „Kirche" ist der Bau von Tempeln.

In den Industriestaaten des westlichen Europa ist die Mitgliederzahl eher rückläufig oder sie stagniert. Die Mormonen behaupten, auf das ursprüngliche Christentum zurückzugreifen. Sie betrachten sich selbst als die „einzig vollständig wahre Kirche auf Erden".

Organisation der Mormonen
In der „Kirche" herrscht eine strenge Hierarchie, die aber flexibel den Gegebenheiten der Zeit und des Ortes angepasst werden kann. Eine Berufsgeistlichkeit gibt es nicht, auch keine schulische Ausbildung zum Geistlichen. Niemand kann sich um ein Amt bewerben, sondern man wird in ein Amt berufen. Dabei stützt sich die Auswahl eines bestimmten Funktionsträgers auf persönliche Offenbarung an denjenigen, der ihn beruft.

Wer wen in welcher Organisationsebene zu berufen hat, ist genau festgelegt. Nachdem jemand ausgewählt wurde, wird er oder sie in einem vertraulichen Gespräch vom Verantwortlichen gefragt, ob er das Amt annimmt. Ist dies der Fall, wird er in einer öffentlichen Versammlung den betroffenen Mitgliedern zur Zustimmung vorgelegt. Durch Handaufheben erkären sich die Mitglieder mit der Berufung einverstanden und verpflichten sich, die Person in ihrer neuen Berufung zu unterstützen.

Berufungen werden nur für begrenzte Zeit ausgesprochen. Ausnahmen bilden die Funktion des Propheten und der Apostel, die bis zum Lebensende währen. Dadurch wechselt die Position eines Mitgliedes in der Hierarchie üblicherweise mehrmals im Leben und kann von Aufgaben auf Gemeindeebene durchaus zu Aufgaben auf Weltebene und wieder zurück führen.

In der Führung der „Kirche" spielt der Grundsatz der Offenbarung eine sehr wichtige Rolle. Es wird gelehrt, dass jeder ganz persönlich im Zwiegespräch mit Gott Antwort auf Fragen und Hilfe beim Lösen von Problemen erhalten könne, aber nur bezogen auf seinen Verantwortungsbereich. So könne beispielsweise ein Gemeindeleiter Offenbarung bezüglich Fragen in der Leitung der Gemeinde, aber nicht für die gesamte „Kirche" erhalten.

Lehre der Mormonen

Offenbarung
Die Mormonen-Kirche behauptet, durch fortlaufende Offenbarung von Jesus Christus direkt angeleitet zu werden. Dies geschieht durch Propheten, Apostel und Kirchenführer. Darüber hinaus erklärt sie, dass jeder Mensch ein Anrecht darauf habe, für seinen persönlichen Bereich und für kirchliche Aufgaben seiner jeweiligen Ebene direkte göttliche Offenbarung zu empfangen. Weil die Offenbarung weitergeht, ist auch der Schriftenkanon nicht abgeschlossen.

Heilige Schriften
Als kanonische Schriften anerkennt die „Kirche" an erster Stelle das Buch Mormon, dann die Bibel mit Altem und Neuem Testament sowie „Lehre und Bündnisse" und „Die Köstliche Perle". Dieser Schriftenkanon ist nicht abgeschlossen, da die „Kirche" für sich in Anspruch nimmt, fortgesetzt Offenbarung zu erhalten. Der Wert der Bibel ist nur relativ, denn sie gilt als nicht vollständig überliefert und durch Übertragungsfehler teilweise entstellt.

Der Erlösungsplan
Alle Menschen sind Geistkinder Gottes. Die Bestimmung der Welt liegt darin, daß sie einen Ort weiteren Lernens in der Körperlichkeit erhalten. Sein vorirdisches Dasein als Geistwesen könne man auch vorübergehend vergessen. Die Mitglieder beteiligen sich an diesem Plan mit, indem sie durch das Zeugen von Kindern weiteren Geistwesen das Erdenleben ermöglichen.

 
Mormonen Tempel
Mormonen Tempel am Tempel Square, Salt Lake City - Utah / USA
Sünde

Es wird im allgemeinen eine Weltsicht vertreten, die auf der klaren Unterscheidung zwischen Gut und Böse basiert. Jeder Mensch könne sich immer entscheiden, ob er das Gute oder das Böse tun wolle. Allerdings seien die natürlichen und für die Entwicklung notwendigen Schwächen die Ursache dafür, dass jeder Mensch Falsches tue, also sündige. Damit sei er verunreinigt und aus eigener Kraft nicht im Stande, in die Gegenwart Gottes zurückzukehren.

Jesus Christus habe durch sein Sühnopfer allen Menschen die Möglichkeit gegeben, von ihren Sünden umzukehren und nach allem, was sie selbst tun können, aus Gnade errettet zu werden. Dazu sei die Taufe durch einen dazu Bevollmächtigten unerlässlich.

Leben nach dem Tod
Nach dem Tod habe der Mensch den Körper verloren, lebe aber als Geistwesen weiter und könne weiter lernen. Wer im Erdenleben die gültige Taufe durch einen Priester der „Kirche" nicht empfangen habe, für den könne dieses Sakrament stellvertretend von einem Lebenden empfangen werden (Totentaufe).

Am Ende der Entwicklung stehe die Auferstehung mit dem Jüngsten Gericht, in dem Jesus Christus jedem die ihm gebührende Herrlichkeit zuteilen werde: Dies sind das „Celestiale Reich" mit der grössten Herrlichkeit (Gegenwart Gott Vater), das „Terrestriale Reich" (Gegenwart von Jesus Christus) als mittleres und das „Telestiale Reich" (Wirkung des Heiligen Geistes) als niederstes, in dem auch bewußten Sündern eine Herrlichkeit verheißen wird. Nur wer bewusst Gott leugne, obwohl er ihn erkannt hat, werde in die äusserste Finsternis gestossen und ein „Sohn des Verderbens".

Vollmachtsanspruch
Nur wer die Vollmacht von Jesus Christus bekommen habe, dürfe in seinem Namen sprechen und heilige Handlungen durchführen. Die „Kirche" ist der Meinung, dass nur ihre eigenen „Priestertumsträger" diese Vollmacht hätten und sonst niemand auf der Welt.

Diese Vollmacht sei von Jesus Christus auf die Apostel, also auch Petrus, Jakobus und Johannes übertragen worden. Diese seien als auferstandene Wesen Joseph Smith erschienen und hätten ihm diese Vollmacht übertragen. Von Joseph Smith ausgehend, sei diese Vollmacht von Generation zu Generation in ungebrochener Linie weitergegeben worden.

Praxis der Mormonen
Für die englische Sprache wird in der „Kirche" eine eigene Ausgabe der King-James-Bibel verwendet, in der als Fussnoten oder im Anhang die Übersetzungen von Joseph Smith aufgenommen sind. Ausserdem enthält sie Querverweise zu den anderen kanonischen Schriften der „Kirche".

Ein wesentlicher Teil des Kirchenlebens spielt sich in Gemeindehäusern ab; neben den Gottesdiensten auch gesellige Veranstaltungen von Ballspielen bis zu Theaterstücken und Tanzabenden. Ein weiterer Ort für das Kirchenleben sind die Tempel. Sie sind Mitgliedern „in gutem Stande" vorbehalten, die dazu eine schriftliche Empfehlung ihres Bischofs brauchen.

Der übliche Gottesdienst am Sonntag umfasst die Abendmahlsversammlung, den wichtigsten Teil des Gottesdienstes. Hier wird das Abendmahl in Form von Wasser und Brot gereicht. In der Sonntagsschule gibt es Klassen für Erwachsene, Jugendliche und für interessierte Aussenstehende. Hier werden Themen aus den Schriften, Aussagen von Propheten und anderer Kirchenführer besprochen.

In der Kollegiumsversammlung treffen sich die Priestertumsträger nach Kollegien getrennt: „Diakone" (12 bis 14 Jahre), „Lehrer" (14-16 Jahre), „Priester" (16-18 Jahre), „Älteste und Hohepriester" (ab 18 Jahre). Ebenso treffen sich die Frauen in der Frauenhilfsvereinigung und die Mädchen von 12-18 Jahren in den Versammlungen der Jungen Damen. Hier werden die Lehren speziell für die Gruppe besprochen und diskutiert.

Familienleben
Die Familie wird als zentral für die Errettung angesehen; ein aktives und positives Familienleben wird von den Kirchenführern sehr stark betont. Die Rolle der Frau als Mutter geniesst hohes Ansehen. Die Familie soll nicht nur geschlossen an den Sonntagsgottesdiensten teilnehmen, sondern wöchentlich, möglichst montags, einen „Familienheimabend" abhalten. Dort können Probleme und Vorhaben der Familie besprochen werden.

Auch sollen die Eltern diesen Abend nutzen, die Lehre ihren Kindern in einer fröhlichen und entspannte Atmosphäre nahezubringen. Die „Siegelung" im Tempel entspricht einer Eheschliessung, die jedoch die Kinder ausdrücklich einschliesst. Durch die „Ehesiegelung" werden Familienbande nach dem Glauben der „Kirche" ewig bestehen.

Tempel
Von den Mitgliedern der „Kirche" wird der Tempel als ganz besonders heiliger Ort verstanden. Dort geht man Gott gegenüber besondere Verpflichtungen ein und wird über den Erlösungsplan in symbolischer Weise belehrt. Das Mitglied darf jedoch ausserhalb des Tempels über gewisse Rituale nicht reden.

Bis 1990 wurde ein auch innerhalb der „Kirche" äusserst umstrittenes Ritual der sog. Blutsühne praktiziert. Mitgliedern wurde symblosich angedroht, dass ihnen die Kehle durchschnitten werde, wenn sie die Tempelrituale in der Aussenwelt preisgeben. Zutritt haben nur Mitglieder, die zuvor von ihrem zuständigen Bischof auf ihre Würdigkeit hin überprüft wurden.

Mission
Junge Männer sollen ab dem 19. Lebensjahr 24 Monate lang einen vollzeitigen Missionsdienst absolvieren. Dazu werden sie vom „Propheten" in irgendeinen Teil der Welt geschickt, wo sie die Lehre ihrer „Kirche" verkünden sollen, grundsätzlich gemeinsam mit einem weiteren Mitarbeiter. Auch Frauen ab 21 und ältere Ehepaare im Rentenalter können diesen Dienst erfüllen, aber zeitlich verkürzt.

Die Arbeit dieser vollzeitigen Missionare wird von einem Missionspräsidenten beaufsichtigt. Er ist für ein bestimmtes geographisches Gebiet zuständig und direkt dem „Kollegium der Zwölf Apostel" unterstellt. Finanziert wird der Lebensunterhalt für diese Zeit von den Missionaren selbst oder von ihren Familien und Freunden.

Prägende Gebote
Mitglieder der „Kirche" sind dazu angehalten, völlig auf den Genuss von Alkohol, Tabak, Kaffee und schwarzem Tee zu verzichten sowie keine Drogen zu nehmen und sich gesund zu ernähren. Dieser Grundsatz, dessen Einhaltung eine Bedingung für den Besuch eines Tempels darstellt, ist bekannt als „das Wort der Weisheit".

Von jedem Mitglied soll „der Zehnte" bezahlt werden, das heisst zehn Prozent des Einkommens. Auch dies ist Bedingung für den Tempelbesuch. Das Geld wird für die Finanzierung von Bauprojekten, Gebäudeunterhalt, Lehrmittel, Aktivitäten und anderes verwendet.

Das Gebot der Keuschheit bedeutet völlige sexuelle Enthaltsamkeit vor der Ehe und vollständige Treue in der Ehe. Auch dieses Gebot ist eine Bedingung für den Besuch von Tempeln. Übertretungen hinsichtlich dieses Gebotes führen grundsätzlich zu Sanktionen bis hin zur Exkommunikation.

Unter „Sabbatheiligung" versteht man in der „Kirche" den Besuch des Gottesdienstes und den Verzicht auf kommerzielle und sportliche Betätigung wie Schwimmen im Freibad am Sonntag. Auch sollen Mitglieder der „Kirche" sich am Sabbat (= Sonntag) nicht mit weltlichen Dingen wie fernsehschauen, beschäftigen. Statt dessen soll man sich mit familienzentrierten und geistlichen Dingen befassen wie dem Studium der „heiligen Schriften".

Verhältnis zu Aussenstehenden
Die „Kirche" betreibt umfangreiche Ahnenforschung, da dies für die Mitglieder als religiöse Pflicht gilt. Sie ist mit ihren riesigen Archiven, vor allem durch die Genealogische Gesellschaft von Utah, auch Nichtmitgliedern bei der Ahnenforschung behilflich. Hilfsorganisationen loben zudem die Zusammenarbeit mit der „Kirche" in humanitären Hilfsprojekten.


 
Junge Mormonen
Ein Auslands-Missionseinsatz gehört bei jungen Mormonen dazu: frisch gescheitelte junge Männer mit Krawatte, weissen Hemden, Bundfaltenhosen und Sportjacken sowie allerlei religiösem Beiwerk. Die Aufgabe: Gesprächs- und Verkaufsaktionen an öffentlichen Plätzen bzw. Fußgängerzonen.
Bewertung der Mormonen aus christlicher Sicht

Bereits die turbulente Entstehungsgeschichte der Mormonenkirchen weist zahlreiche Ungereimtheiten auf und gibt zur Kritik Anlass. Niemand hat die „Goldenen Blätter" gesehen, aus denen durch eine angebliche Prophetenbrille das Buch Mormon entstanden ist. Auffällig ist, dass viele Gedanken des Buches offenbar einem Roman-Manuskript von Solomon Spaulding entsprechen, das dem Verleger zuvor abhanden gekommen ist! Die eigentliche Quelle vieler Offenbarungen liegt aber im Dunkeln. Kritiker vermuten auch dämonischen Hintergrund.

Joseph Smith beruft sich auf Offenbarungen, die in wesentlichen Punkten von der Bibel abweichen. So lehrt er zum Beispiel die allmähliche Entwicklung des Menschen zum göttlichen Wesen. Seine Lehre von der „Mehrzahl der Götter" (engl. plurality of gods) ist nicht mit dem christlichen Glauben zu vereinbaren. Die fortlaufende Offenbarung, wie sie zum Beispiel in „Lehren und Bündnisse" und „Die goldene Perle" angeblich geschieht, führt andauernd zu neuen Lehren, die nicht der Bibel entsprechen.

Obwohl die Disziplin vieler Mormonen auch Bewunderung auslöst, wirft es auch den Verdacht der Werkgerechtigkeit auf. Der Mensch kann vieles zu seiner Höherentwicklung schaffen. Das Erlösungswerk Jesu Christi wird durch die Vollmachten der Amtsträger stark relativiert. Problematisch ist auch die strenge Hierarchie der Mormonen, verbunden mit einem Offenbarungssystem, das Willkür nicht ausschliesst.

Auffällig, wenn auch verständlich, ist, dass die Mormonen Mühe bekunden, ihre eigene Geschichte unverfälscht weiterzugeben. Sie wird im Gegenteil glorifiziert. Gerade die Auseinandersetzung mit den Schattenseiten einer Glaubensgemeinschaft ist jedoch für deren Glaubwürdigkeit und das Vertrauen der Mitglieder entscheidend.

Ebenso originell wie unbliblisch sind die Lehren der Mormonen über die „Letzten Dinge", insbesondere der Weg nach dem Tod und die verschiedenen Aufenthaltsorte. Ähnlich wie die Neuapostolen werden verschiedene Bereiche für mehr oder weniger heilige Verstorbene beschrieben, gänzlich ohne biblischer Grundlage.

Ähnlich wie die Neuapostolen kennen die Mormonen auch stellvertretende Heilshandlungen für Verstorbene, insbesondere die Taufe für Tote. Dahinter steht zum einen ein magisches Verständnis dieser Handlung, für das es in der Bibel keinen Anhaltspunkt gibt. Auch kann das Schicksal von bereits verstorbenen Menschen nicht durch kirchliche Heilshandlungen beeinflusst werden. *

Kritisiert wird auch die Vermengung von Religion und Geschäft bei den Mormonen. Immer wenn eine Glaubensgemeinschaft sich zu stark in kommerzielle Dinge investiert, leidet ihr Auftrag für Verkündigung und Seelsorge. Geld und Macht sind immer in der Lage, jede Kirche oder Religion zu korrumpieren.


* Das ergibt sich aus der Erzählung von Jesus über den reichen gestorbenen Mann und den armen, noch lebenden Lazarus: „... besteht zwischen uns und euch eine große Kluft, dass niemand, der von hier zu euch hinüberwill, dorthin kommen kann und auch niemand von dort zu uns herüber". Im Zusammenhang werden auch stellvertretende Handlungen ausgeschlossen; siehe Lukas-Evangelium, Kap. 16, Verse 19-31.


Literatur
Eduard Gerber: „Sekten, Kirche und die Bibel im neuen Jahrtausend, S 45-52, 1999
Rüdiger Hauth: Die Mormonen. Sekte oder neue Kirche Jesu Christi?
Ein Ratgeber. Herder-Verlag, Freiburg 1995.

Links
Homepage der Mormonen in Deutschland

Homepage der Mormonen in der Schweiz
Homepage der Mormonen in Österreich
Internationale Homepage der Mormonen

Die Mormonen bei Relinfo.ch
Die Mormonen, kritisch hinterfragt
Das Mormonentum - eine kritische Übersicht



Quelle: livenet/Wikipedia

Bearbeitung: Lebenshilfe-net.ch

 



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