lebenshilfe-net.ch - 28.03.2024, 13:11
URL: http://www.lebenshilfe-net.ch/index.php/D/article/532/33287/

Wenn Liebe in die Krise surft

 
Porno entzweit Beziehungen.
Porno entzweit Beziehungen.
Michael ist 35 Jahre alt und seit vier Jahren mit Christa verheiratet. Als er an einem Abend wie schon so oft dabei ist, sich im Internet pornografische Bilder anzuschauen, steht plötzlich seine Frau hinter ihm.

Erst starrt Christa fassungslos auf den Bildschirm, danach läuft sie heulend nach oben. Es folgen zwei Tage Funkstille. Erst am dritten Tag beginnen die beiden, wieder miteinander zu reden, erst schleppend und dann immer intensiver, bis in die Nacht hinein. Michael beichtet seiner Frau alles, und zum ersten Mal in ihrer Beziehung können die beiden einfach alles zur Sprache bringen – auch den Frust in ihrem Sexualleben.

Das Beispiel von Michael und Christa ist kein Einzelfall. Wenn der Partner beim Sex-Klick ins Internet überrascht wird, kommt es häufig zu ähnlichen Szenen. Michael hat sein „Pornoproblem” bis zu diesem Zeitpunkt als seine „Privatangelegenheit” gesehen. Erst jetzt anerkennt er, dass auch seine Frau mitbetroffen ist. Er wird mit den Auswirkungen seines Handelns konfrontiert.

Wie reagieren?
Michael reagiert konstruktiv, indem er in den Gesprächen mit Christa nichts beschönigt. Er legt offen, was bisher im Verborgenen passiert ist. Christa fühlt sich zu Recht betrogen. Sie kann versuchen, sich in die Gefühlswelt ihres Mannes hineinzuversetzen, um ansatzweise zu verstehen, was da in ihn gefahren ist. Andererseits darf die Ehefrau nicht stillschweigend hinnehmen, was ihr Mann konsumiert. Sonst wächst bei Christa eine Mauer innerer Abwehr und Ablehnung gegen ihren Mann.

Was nun? Folgende Hinweise können einem dabei helfen, eine solche Krise in der Partnerschaft zu bewältigen.

1. Standortbestimmung
In vielen Fällen bildet der Computerkonflikt nur die Spitze eines Eisbergs an ungelösten Beziehungsthemen. Folgende Fragen können die Wahrnehmung für die eigene Situation und die des Partners schärfen:

- Wie sehr fühle ich mich durch den Partner angenommen und akzeptiert?
- Wie beurteile ich das Verhältnis von Nähe und Distanz?
- Wie zufrieden erlebe ich Erotik und Sexualität in der Beziehung?
- Wie weit geht mein Partner auf meine Grundbedürfnisse ein?

 
Beziehungskrisen durch das Internet
Beziehungskrisen durch das Internet.

2. Bindung und Autonomie
Das Internet kann als Flucht aus einer als klammernd empfundenen Partnerschaft benutzt werden. In dieser Situation müssen beide das Verhältnis von Nähe und Distanz neu ausloten. Liebe gebietet Achtung. Jeder benötigt seine Intimsphäre.

3. Klare Grenzen abstecken
Selbstverständlich hat auch die Liebe zur Elektronik ihre Grenzen. Dabei geht es nicht um die Frage, Internet ja oder nein, sondern darum, wann, wo und wie es genutzt werden soll.

4. Unterschiedliche Bedürfnisse respektieren
Was die Kommunikation und die sexuellen Aktivitäten angeht, gehen die Bedürfnisse zwischen den Geschlechtern häufig auseinander. Wenn beide grosszügig geben, was der andere braucht, gewinnt die Beziehung an Balance.

5. Fehlverhalten ansprechen und vergeben
Was verletzt hat, lässt sich nicht rückgängig machen oder aus der Welt schaffen. Der erste Schritt, um geschehene Schuld zu bewältigen, besteht darin, genau hinzuschauen, was verletzt hat. Gerade in der Partnerschaft schmerzen erlittene Verletzungen besonders nachhaltig. Doch Vergebung bedeutet, aus der Hand geben, was ich gegen den anderen in der Hand habe.

Vergebung besteht in dem willentlichen Entschluss: „Ich entscheide mich dafür, dein Fehlverhalten nicht mehr als Waffe im Machtkampf gegen dich zu nutzen.” Wichtig dabei: Schuld darf niemals entschuldigt oder verharmlost werden. Doch liebevoll verbunden können Paare auf Dauer nur dann leben, wenn sie die Kunst der Vergebung einüben. Oder wie es der Schriftsteller Manfred Hausmann zugespitzt formuliert: „Wer nicht vergeben kann, darf nicht heiraten.”

Mehr zum Thema Vergeben und Vergessen

Autor: Matthias Hipler
Bearbeitung: David Sommerhalder


Quelle: NEUES LEBEN. Das Christliche Ratgeber-Magazin
Datum: 04.10.2006

 
Rat & Hilfe per E-Mail
Haben Sie Fragen oder suchen Sie Rat? [weiter]

 


© lebenshilfe-net.ch
Alle Rechte vorbehalten
Vervielfältigung nur mit Genehmigung von Livenet.