lebenshilfe-net.ch - 28.04.2024, 21:22
URL: http://www.lebenshilfe-net.ch/index.php/D/article/532/40323/
„Lieben heisst wissen, was der andere braucht“
Dr. Chapman, Sie sind seit mehr als 40 Jahren verheiratet - für die heutige Zeit eine Seltenheit. Wie haben Sie und Ihre Frau das geschafft? Die meisten Menschen sehen sich nach der lebenslangen Liebe, aber immer weniger Paare schaffen es. Was ist Ihrer Meinung nach der Grund dafür? Schwierig in einer Gesellschaft, die das eigene „gute Gefühl“ zum einzigen Massstab erhebt. Sie haben mit „Die fünf Sprachen der Liebe“ einen Besteller geschrieben, den auch im deutschsprachigen Raum immer mehr Eheberater in ihre Praxis einbeziehen. Können Sie kurz erklären, worum es dabei geht? In den vielen Jahren meiner Tätigkeit als Eheberater habe ich insgesamt fünf Liebessprachen entdeckt. Eine davon nenne ich „Lob und Anerkennung“. Jemand, der diese Sprache primär spricht, benutzt in der Regel anerkennende Worte, wenn er jemand anderem Liebe vermitteln will. Das sind oft ganz einfache Sätze wie: „Toll, was du da gemacht hast!“, oder: „In dem Kleid siehst du wirklich gut aus!“ Auf jeden Fall verpackt ein solcher Mensch seine Zuneigung in erster Linie verbal. Dann gibt es die Liebessprache der „Geschenke“. Es muss gar nichts Teures sein, es kann eine Blume oder etwas Selbstgebasteltes sein. Aber immer drückt diese Person aus: „Sieh her, du bist mir etwas wert. Ich habe an dich gedacht.“ Die dritte Liebessprache ist „Hilfsbereitschaft“. Essen kochen, den Teppich saugen, das Auto waschen, dem Baby die Windeln wechseln. Egal, was es ist - ein Mensch mit dieser Liebessprache drückt seine Liebe durch Taten aus. Viertens: „Zeit zu zweit“. Wenn dies meine Liebessprache ist, widme ich dem anderen meine ganze Aufmerksamkeit. Ich schalte den Fernseher aus, wenn er mit mir reden will, statt ihn nebenbei weiterlaufen zu lassen. Ich mache mit dem anderen einen Spaziergang oder pflanze mit ihm einen Baum im Garten. Die Hauptsache ist, dass ich ungeteilt für den anderen da bin. Und als Letztes: „Zärtlichkeit“. Das beinhaltet generell alles Körperbezogene wie den anderen zu berühren, ihn in den Arm zu nehmen, und auch die sexuelle Begegnung gehört dazu. Das Problem bei der ganzen Sache ist, dass die meisten Paare nicht dieselbe Liebessprache sprechen und zudem keine Ahnung von der Sprache des anderen haben. Im Laufe der Jahre beobachtete ich, dass das, was dem einen das Gefühl gibt, geliebt zu werden, nicht automatisch auch dem anderen dieses Gefühl gibt. Häufig kamen Paare in die Beratung und die Frau sagte: „Er liebt mich nicht!“ Woraufhin der Mann oft ganz erstaunt antwortete: „Was redest du da? Du weisst, dass ich dich liebe!“ Und dann erklärte er, was er alles für sie tue, worauf die Frau sagte: „Stimmt, das tut er. Aber ich brauche etwas anderes!“
Wie kommen Sie gerade auf fünf Sprachen – warum nicht sechs oder sieben? Was passiert denn, wenn wir die Liebessprache unseres Partners nicht sprechen? Und wie kann man herausfinden, welche Liebessprache man selbst und welche der Partner spricht? Einen weiteren Hinweis finden wir, indem wir heraushören, worüber der andere sich bei uns beziehungsweise worüber wir uns bei ihm beklagen. Wenn jemand sagt: „Wir verbringen nie Zeit miteinander!“, dann ist seine primäre Liebessprache wahrscheinlich „Zeit zu zweit“. Oder er sagt: „Nie kann ich dir etwas recht machen!“ Dann braucht er „Lob und Anerkennung“. Und drittens: Was fordert der andere am meisten ein? Sagt er: „Lass uns doch mal was zusammen unternehmen“, dann sehnt er sich nach gemeinsamer Zeit. Oder: „Bring mir doch mal ein paar Blumen mit!“, dann möchte er beschenkt werden. Auf diesem einfachen Weg kann man ziemlich sicher die eigene und auch die Liebessprache des anderen herausfinden. Klingt fast nach einer Art Wundermittel für alle Eheprobleme… Was würden Sie jemandem raten, der sich bemüht, die Sprache seines Partners zu erlernen, aber damit anscheinend wenig Erfolg hat? Und das funktioniert immer? In vielen Fällen bewegt sich etwas zum Guten, wenn der Partner derart herausgefordert wird. Aber natürlich birgt dieser Weg auch das Risiko, dass er geht. Aber es keine Liebe, wenn wir dem anderen permanent gestatten, uns oder vielleicht sogar die gemeinsamen Kinder verbal oder körperlich zu missbrauchen. Echte Liebe konfrontiert den anderen mit seiner Verantwortung. Als Christ beraten Sie Paare auf dem Hintergrund des christlichen Menschenbildes. Was bringt der christliche Glaube an Positivem für eine Ehe mit sich? Als ich Jesus Christus mein Leben anvertraute und damit den heiligen Geist empfing, bekam ich die Kraft, meine Frau zu lieben – gerade dann, wenn ich sie nicht als liebenswert empfinde. Es ist leicht, einen anderen zu lieben, wenn er uns liebt. Schwierig, ja fast unmöglich, ist es, jemanden zu lieben, der uns nicht liebt. Doch genau das tut Gott. Durch ihn bekommt ein Christ sozusagen Hilfe von aussen. Was nicht heisst, dass man dabei unbedingt von warmen Gefühlen für den Partner überwältigt wird. Aber man erhält die Kraft, ihn zu lieben, auch wenn er einen verletzt. Und wenn wir so lieben, ändert sich nicht selten auch im andern etwas. Denn nur die Liebe kann ein verhärtetes Herz weich machen. Link zum Thema: Das Buch „Die fünf Sprachen der Liebe“ | ||||||||||||||||
Rat &
Hilfe per E-Mail Haben Sie Fragen oder suchen Sie Rat? [weiter] |
Alle Rechte vorbehalten
Vervielfältigung nur mit Genehmigung von Livenet.