lebenshilfe-net.ch - 27.04.2024, 02:10
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Geschwisterstreit – Dauernd Zoff?Streit unter Geschwistern - und wie Eltern damit umgehen können.
Sie stritten schon ehe sie geboren wurden. Wer würde zuerst das Licht der Welt erblicken? Im Kampf um die Liebe der Eltern suchte sich dann suchte sich jeder der beiden seine eigene Rolle: Der eine als sanfter Muttersohn, der andere wurde als Draufgänger der Favorit des Vaters. Ihre Konkurrenz um Vorherrschaft, Liebe und Besitz entzweite sie als junge Männer so sehr, dass nur die Flucht des einen vor dem anderen Schlimmeres verhinderte. Ihre erbitterte Feindschaft überwanden sie erst als sie längst erwachsen waren - und trotz Versöhnung gab es für sie es nur ein Leben auf Abstand. Die Rede ist von den biblischen Zwillingen Jakob und Esau (1. Mose 25-33). Streit unter Geschwistern ist auch in der Bibel kein Tabu-Thema. Im Gegenteil. Schon auf den ersten Seiten wird von Kain erzählt, der im Kampf um die Gunst Gottes sogar zum Mörder an seinem Bruder wird. Und auch die Geschichte von Joseph und seinen Brüdern weiss von Streit, Missgunst und Hass. Sie beschönigt den Anteil nicht, den der Vater an diesem Streit hat: Denn er zieht seine beiden Jüngsten ganz offensichtlich den anderen Söhnen vor. Zum Glück sind nicht alle Auseinandersetzungen unter Geschwistern so dramatisch wie die, die in der Bibel erzählt werden. Aber Rangeleien, Aggressionen, Zickerein, verbale Attacken und auch handgreifliche Auseinandersetzungen unter Geschwistern verunsichern und nerven viele Eltern. "Was haben wir bloss falsch gemacht?", fragen sie. "Vermutlich weniger als Sie denken", antwortet Familientherapeutin Renate Lang dann oft. "Geschwister zu haben, das ist die elementarste Konkurrenzsituation, die wir erleben. Der Mensch bekommt nie wieder eine so harte Konkurrenz - und je geringer der Altersunterschied zwischen den Geschwistern ist, desto heftiger wird sie ausgelebt." Nicht sofort in die Schiedsrichterrolle schlüpfen Wichtiger als ein elterlicher "Schiedsspruch" ist es, Kindern zu helfen, selbst eine Lösung zu finden. Wenn die Gemüter sich etwas beruhigt haben, kann die Frage: "Wie fühlst du dich - und was denkst du, wie dein Bruder/deine Schwester sich jetzt fühlt?", der erste Schritt sein, um Verständnis für einander zu entwickeln und selbst einen Weg zur Konfliktlösung zu finden. Verständnis zeigen Kein Grund zur Aufregung Dort, wo Kinder sich allerdings durch Gewalttätigkeiten wie Schlagen, Beissen oder Treten gegenseitig ernsthaft gefährden, müssen Eltern eingreifen und die Kinder für eine Zeit räumlich trennen. Wichtig dabei ist allerdings, dass beide Parteien eine Konsequenz zu spüren bekommen und keiner zum alleinigen "Sündenbock" gemacht wird. Denn zum Streiten gehören immer zwei - egal, wer angeblich angefangen hat. Antworten Sie auf den Satz: "Der oder die hat aber angefangen", doch einfach mal mit: "Und du hast mitgemacht. Und wer hört zuerst auf?", und staunen Sie über die Reaktion. So lässt sich Streit vermeiden " Manchmal brauchen Kinder es, einfach in Ruhe gelassen zu werden. Erlauben und fördern Sie Ihrem Kind den Rückzug ins eigene Zimmer, auf den Hof, ins Freie. Dabei sollte das Alleinsein nicht als Strafe verhängt werden, sondern als Möglichkeit, erst einmal zu sich zu kommen. Kinder sind wie ein Spiegel Oft, so die Erfahrung von Familientherapeutin Renate Lang, entladen sich ernsthafte Eheschwierigkeiten in ebenso ernsthaften und bedrohlichen Geschwisterstreitigkeiten. Manchmal gibt es unbewusste Koalitionen, in denen sich etwa Mutter und Sohn gegen Vater und Tochter zusammentun und in denen die Kinder dann "Stellvertreterkämpfe" führen. Hier kann eine professionelle Beratung Klärung und Hilfe bringen, in der das "System Familie" als Ganzes betrachtet wird. Autorin: Karin Vorländer, verheiratet, vier Kinder, arbeitet als freie Journalistin. | ||||||||
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