lebenshilfe-net.ch - 18.04.2024, 14:43
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Die Blutgruppen-Diät nach Peter D’Adamo

 
Diät
Eine Diät, die sich an den Blutgruppen ausrichtet, sei der Schlüssel zum Schutz vor Zivilisationskrankheiten bzw. für deren Heilung. Einer wissenschaftlichen Überprüfung hält dieser Ansatz jedoch nicht stand.

Die Blutgruppendiät soll unter anderem Übergewicht, Diabetes mellitus und Magengeschwüre heilen können und sogar Krebs- und AIDS-Patienten stärken. Laut ihrem Begründer bestimmt die Blutgruppe die körpereigene Chemie. Der Amerikaner Peter D'Adamo führt in der Nähe von New York ein eigenes Krankenhaus.

Die Theorie: Mit der Nahrung würden bestimmte Proteine (Lectine) in die Blutbahn gelangen, die dort je nach Blutgruppe die Zellen verklumpen und den Körper schädigen würden. Die falschen Lectine zu vermeiden, darin bestünde der Schlüssel zu Gesundheit und Wohlbefinden.

Blutgruppen und Zucker
Die Blutgruppen unterscheiden sich durch sogenannte A-B-Null-Antigene (Gewebe-Antigene) auf den roten Blutkörperchen. Jeweils eine bestimmte Gruppe von Zuckerbausteinen, ein sogenanntes Oligo-Saccharid, stellt die Grundstruktur für diese Klasse von Blutgruppen dar.

Das heisst zum Beispiel, jemand hat die Blutgruppe A oder B, wenn die Grundstruktur der Blutgruppe 0 durch einen entsprechenden Zuckerbaustein erweitert ist. Im Laborversuch, also im Reagenzglas, konnten sich bestimmte Eiweiss-Substanzen aus Lebensmitteln, die sogenannten Lectine, an die Zuckerbausteine einer Blutgruppe binden.

Folgerungen für die Ernährung
Laut D'Adamo sollen Lectine in Lebensmitteln in die Blutbahn übertreten können und eine Gefahr für die Blutgruppe darstellen, mit der sie jeweils reagieren. Von dieser Theorie leitet D'Adamo unterschiedliche Ernährungsempfehlungen für die Träger der einzelnen Blutgruppen sowie für bestimmte Krankheiten ab. Vertreter der Blutgruppe 0 beispielsweise sollen Weizen meiden, Blutgruppe A auf Milchprodukte verzichten, B auf verschiedene Fische und AB auf Schweinfleisch.

Wissenschaftlich gesichert ist, dass sich bestimmte Lektine aus Tomate, Erdnuss und Weizenkeimen in sehr geringem Umfang aus dem Verdauungstrakt ins Blut übertreten. Verklumpungen im Blutstrom sind jedoch in keinem Fall dokumentiert. Auch sind die meisten pflanzlichen Lectine sind unschädlich; die wenigen schädlichen wie das der Gartenbohne werden durch Erhitzen zerstört.

Kritik an diesem Ansatz
D`Adamos Verallgemeinerungen zu Lectinen aus den Lebensmitteln sind jedenfalls wissenschaftlich nicht haltbar und widersprechen teilweise den natürlichen Gegebenheiten. Weizenkeimlectin (WGA) beispielweise bindet blutgruppenunabhängig.

Auch die Lectine in Reis oder Linsen stellt D'Adamo ohne sachliche Rechtfertigung in einen Zusammenhang zu den AB0-Blutgruppen.
Die Verklumpung durch Typ-B-ähnliche Glykoproteine der Milch ist nicht gesichert, ebenso wenig wie für Lectine von Schalentieren und Hühnern. Generell zerstört Erhitzen die Lectin-Aktivität in fast allen Nahrungsmitteln ausser bei gerösteten Erdnüssen.

Falsche Versprechen
D'Adamo behauptet zudem: „Bestimmt man die Blutgruppe eines Menschen mit einer besonderen Krebserkrankung und setzt die geeigneten aus der Blutgruppe abgeleiteten Lectine ein, kann der Krebspatient ein wirksames neues Mittel nutzen, um so seine Überlebenschancen zu erhöhen." So soll bei Brustkrebs ein Speiseplan mit Erdnüssen, Weizenkeimen, Linsen und Weinbergschnecken die Tumorzellen mit dem vorgeblich gefährlichen A-Faktor neutralisieren.

Aber: Weder der Eintritt der Lectine in den Blutkreislauf noch die von D'Adamo unterstellte Zielgenauigkeit bestimmter Lectine für bösartige Zellen sind belegt. Zudem müsste ein solches Lectin, sollte es D'Adamos Theorie entsprechend in die Blutbahn gelangen, nicht nur Tumorzellen, sondern in erster Linie die Blutzellen verklumpen.

Ernüchterndes Fazit
In keinem Fall ist wissenschaftlich dokumentiert, dass Lectine aus Lebensmitteln im Blut zu Verklumpungen (Agglutinationen) führen. Eine Ernährung entsprechend der Blutgruppe ist weder ein Allheilmittel zum Schutz vor Zivilisationskrankheiten noch ist wissenschaftlich bewiesen, dass die Blutgruppendiät bereits bestehende Erkrankungen günstig beeinflussen kann.

Wissenschaftlich geprüfte, in Fachzeitschriften veröffentlichte Daten zur Bestätigung seiner Theorien und Empfehlungen ist D'Adamo bislang schuldig geblieben.

D'Adamo wird in Deutschland zum Teil als Dr. med. zitiert. Tatsächlich führt er als akademischen Titel den Grad eines N. D. (naturopathic doctorate, Naturheilkundler) des Bastyr College (Seattle, WA, USA).

Bearbeitung: Lebenshilfe-net,Lothar Mack


Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ernährung

 
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