lebenshilfe-net.ch - 29.03.2024, 03:16
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Wann ist professionelle Hilfe erforderlich?

 
U-Bahn Panikattacken
Viele Menschen leiden vor allem in U-Bahnen an Panikattacken. Bild: DAK.
Kritierien, ob fachliche Hilfe nötig ist, sind die Dauer und Intensität der Ängste, der subjektive Leidensdruck sowie die Auslöser und Auswirkungen auf das tägliche Leben.
  • Die Angstsymptome dauern schon länger als vier Wochen.
  • Die Ängste werden nicht durch ein klares Ereignis ausgelöst, sondern „flottieren frei", sind also unbestimmt und quälend, oft verbunden mit einer Depression.
  • Sie schränken fast jeden Tag die Lebensqualität ein.
  • Es hat sich ein ausgeprägtes Vermeidensverhalten eingeschliffen, zum Beispiel von öffentlichen Verkehrsmitteln, beim Einkaufen und Besuchen, bei der Geselligkeit, ein Rückzug von Verpflichtungen jeglicher Art.
  • Psychosomatische Beschwerden, die erhebliches Leiden verursachen und zu häufigen Konsultationen von Ärzten, in Krankenhäusern oder Notfallstationen führen.
  • Ein starker Leidensdruck, der den Betroffenen schliesslich motiviert, sich Hilfe zu holen.

 
Fahrstuhl
Viele Menschen empfinden die Situation im Fahrstuhl als unangenehm. Bild: DAK.
Auch bei speziellen Formen der Angst ist es erforderlich, dass man von aussen professionell unterstützt wird.

  • Spezifische krankhafte Ängste, insbesondere Panik, Agoraphobie, generalisierte Angst, soziale Phobie.
  • Verarbeitung von schwerwiegenden Erfahrungen, die Angst ausgelöst haben (posttraumatische Belastungsstörung).
  • Zwanghafte Ängste bei einer Zwangsstörung.
  • Psychotische Ängste.

Catherine, 23 Jahre, Studentin
Ich lernte Catherine als 23-jährige Studentin kennen. Mehr als ein Jahr lang hatte sie derart starke Ängste, dass sie nicht mehr in der Lage war, über eine Brücke zu gehen, im Tram zu fahren oder an einer Party teilzunehmen.
Sie suchte eine seelsorgliche Therapeutin auf. Doch Gespräche und Gebete konnten die Blockaden nicht lösen. Catherine liess sich überzeugen, einen Versuch mit einem Antidepressivum zu machen. Von ihrer Seelsorgerin wurde sie ermutigt, trotz Nebenwirkungen ein paar Tage durchzuhalten.

Die Gespräche gingen weiter, aber jetzt konnte Catherine umsetzen, was sie in der Therapie erarbeitete. Innerhalb weniger Wochen kam es zu einer fast wunderbaren Besserung. In einem Brief an ihre Seelsorgerin schrieb sie ein Jahr später: „Ich weiss nicht, wie ich Ihnen danken soll. Mein Leben hat sich so verändert! Wo soll ich mit Erzählen beginnen? Dass ich jetzt ohne Angst ins Tram steigen kann? Dass ich letzthin ohne Angst nach Zürich gefahren bin, um dort an einer Geburtstagsfete teilzunehmen, und erst gegen Mitternacht wieder heimgekommen bin - ohne Angst? Mir ist es noch nie besser gegangen. Ich bin unendlich dankbar und glücklich.»

Allerdings hat Catherine gelernt, dass sie mit ihren Grenzen leben muss und darauf angewiesen ist, ihre Medikamente regelmässig in niedriger Dosis einzunehmen, um einem Rückfall vorzubeugen.

Autor: Dr. med. Samuel Pfeifer
Quelle: seminare-ps.net

 
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