lebenshilfe-net.ch - 19.04.2024, 08:47
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„Ich habe keine Zeit“

Viele Menschen verbringen viel Zeit damit, zu erklären, dass sie keine Zeit haben. Kämpfen Sie auch damit, dass der Tag nur 24 Stunden hat?


Immer mehr in kürzerer Zeit bewältigen, das kann doch nicht das Ziel sein.

Die Welt wird schneller, hektischer, stressiger: Produktionssteigerung, Familienmanagement, Megastress bis hin zum Burnout. Viele Menschen sind sich nicht so bewusst, dass sie dennoch Entscheidungsmöglichkeiten haben. Wofür habe ich grundsätzlich immer Zeit? Wofür bin ich bereit, ein wenig Zeit einzusetzen? Wofür habe ich grundsätzlich keine Zeit.

Nach der Balance suchen
Durch die gesteigerte Aktivität glaubt man, mehr vom Leben zu haben. Doch immer mehr in kürzerer Zeit bewältigen, das kann doch nicht das Ziel sein. Irgendwann stösst man logischerweise an seine Grenzen. In Zeiten der Beschleunigung die Balance finden, das ist sinnvoll. Der Non-Stop-Kultur muss man Grenzen setzen.

Der Verlust der Lebens-Balance ist in der Regel ein schleichender Prozess. Oft nimmt man die eigene Entwicklung zunächst gar nicht wahr, weil sie aus vielen kleinen Alltagsentscheidungen entsteht. Das zeigt sich auch in der Sprache: „Ich geh MAL SCHNELL 'was essen/ 'was einkaufen/ joggen ..." Sogar die „Freizeit" wird zur Aktivität.

Zeit nehmen - wie und woher?
Ein erster Tipp: Zeit lässt sich nicht managen. Wir können nur uns selbst managen. Langfristig muss man Gewohnheiten, Wünsche und Ziele hinterfragen. Die meisten machen sich mehr Gedanken über den Sommerurlaub als über ihre Lebensziele: Um allen wichtigen Lebensbereichen gerecht zu werden, ist es notwendig, eine persönliche Balance im Leben zu finden.

Wer sich zuviel vornimmt, alles verplant, bleibt unflexibel, stresst sich ebenso wie andere. Hilfreich ist, viele Zeitfenster einzuplanen: Zeitfenster sind Termine mit sich selbst, genügend Zeit für Hobbys, Familie, Freunde. Wenn es stressig ist, tut es gut, sich eine halbe Stunde ins Café zu setzen, Atem zu holen und neue Kraft schöpfen.

Was macht Ihren Lebensstil aus?
Jeder Mensch hat seinen Lebensstil, der ihn ganz persönlich ausmacht, seine je eigene Art des Denkens, Planens und Handelns, seinen individuellen Umgang mit der Zeit. So ist schlechte Zeitplanung eine Frage des Lebensstils. Zu einer Änderung hilft nicht in erster Linie ein grösserer Terminplaner oder weniger Arbeitsleistung. Das sind letztlich oberflächliche Korrekturen, die nur das eigentliche Lebensproblem verdecken: die Angst vor einer negativen Lebensbilanz.

Wer hier wirklich etwas verändern möchte, sollte erst einmal genau überprüfen, was genau so seinem Tag ausfüllt. Vor allen Dingen dann, wenn man abends das Gefühl hat, die Zeit sei nur so dahingerast, und sich fragt, was man eigentlich getan hat. Ein Tagesprotokoll kann hilfreich sein. Aufgelistet wird alles im Viertelstunden-Takt: vom morgendlichen Gang ins Bad bis zum Schlafengehen am Abend.

Zeit haben ist eine Kunst
Die Bestseller-Autoren Amy Bjork Harris und Thomas A. Harris schreiben über die Zeiteinteilung: „Das beste Vorbild für Zeiteinteilung ist Ihr Herz. Der Herzschlag besteht aus drei Phasen; das Herz arbeitet also ein Drittel der Zeit und ruht zwei Drittel. Trotzdem erfüllt es normalerweise zuverlässig und fehlerfrei seine Aufgabe, von der Geburt bis zu unserer letzten Stunde.

Würden wir dem Beispiel unseres Herzens folgen, würden wir die 24 Stunden des Tages in drei Abschnitte einteilen: acht Stunden Arbeit, acht Stunden Schlaf und acht Stunden für Tätigkeiten, die die Kräfte regenerieren.

Tipps gegen den Zeitmangel

  • Den nächsten Tag planen. Am Abend notieren, was erledigt werden soll. Für jede Aufgabe Zeitgrenzen setzen.

  • Unerwartetes einkalkulieren: Maximal 60 Prozent der Zeit verplanen. Je 20 Prozent für unerwartete Ereignisse und für Gespräche, Pausen und kreative Zeit freilassen.

  • Prioritäten setzen. Wer alles auf einmal tun will, verzettelt sich.

  • Wo es sinnvoll erscheint, Aufgaben delegieren.

  • Eine Stunde am Tag abschirmen, in der man nicht erreichbar ist und konzentriert arbeiten kann.

  • Fragen Sie sich: Wann ist für Sie die günstigste Zeit, schöpferisch und kraftvoll etwas zu leisten?

  • Besonders jüngere Leute kennen andere Zeittöter: Fernsehen, Computerspiele oder auch das Internet.

  • Gönnen Sie sich eine Auszeit. Im Lärm unseres Alltags geht die leise Stimme Gottes unter. Einmal in der Woche, am Sonntag zu ruhen, wirkt schon Wunder.

  • Wir laufen heute Gefahr, vor lauter Dringlichkeit das Wichtige aus den Augen zu verlieren, ja, das Dringliche ungeprüft als das Wichtige anzusehen und uns davon bestimmen zu lassen.

Dem Ende entgegen - welchem Ende?
In einem Seminar über Zeitmanagement wurde einmal dazu geraten, jetzt schon die eigene Grabrede oder die eigene Geburtstagsrede zum 80sten zu schreiben, und zwar im Rückblick auf sich selbst. Das sei ein guter Weg, um sich klar zu werden, was wirklich wichtig sei. Vielen würde auf diese Weise bewusst, was sie an Wesentlichem versäumt haben und was sie hätten anders machen sollen beziehungsweise es jetzt sollten. *

Wer in Rummel, Unruhe, Arbeit und Getriebensein flieht, handelt unbedacht. Leben wir auf ein Ende zu, nach dem sowieso nichts mehr kommt, oder haben wir die Aussicht auf ein Weiterleben nach dem Tod? Die Antwort darauf beeinflusst sehr stark meinen Alltag und meinen Umgang mit der Zeit.

* „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, damit wir klug werden", heisst es dazu in der Bibel (Psalm 90, Vers 12).

Autor: Bruno Graber
Quelle: Lebenshilfe-net.ch

 
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