lebenshilfe-net.ch - 25.04.2024, 20:54
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„Ich bin mit meinen Kräften am Ende“

 
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Der Weg ins Burnout ist schleichend. Wer auf die Stationen unterwegs achtet, erkennt ihn früher und kann rechtzeitig umkehren.

Typisch für eine tiefe Erschöpfung ist der Bericht eine 38jährigen Lehrerin. Er zeigt, wie die Symptome immer mehr zunehmen und der Weg langsam, aber sicher ins Burnout führt.

„Ich seit zehn Jahren Lehrerin. Lange Jahre bin ich mit grossem Idealismus in meiner Tätigkeit aufgegangen. Aber dann kamen die Schwierigkeiten: Schüler, die mich fertig machen wollten, verständnislose Eltern, keine Unterstützung im Kollegium. Zuerst dachte ich: ,Da musst du durch!' und legte mich erst recht ins Zeug. Aber bald war ich mit meinen Kräften am Ende. Mit Erschrecken stellte ich vor kurzem fest, dass ich nur noch funktioniere. Seit langem plagen mich schon Schlafstörungen. Mein Humor hat sich in Zynismus verwandelt. Ich zeige dasselbe Verhalten, das ich früher an vielen Lehrern gehasst habe."

Mein Rat an diese Frau: Lassen Sie zunächst von Ihrem Hausarzt ausschliessen, dass Sie nicht an einer bislang unerkannten körperliche Störung leiden. Wenn das nicht der Fall ist, dann sprechen die Symptome dafür, dass Sie unter einem Burnout leiden. Anhand der folgenden Beschreibung können Sie das selbst noch prüfen:

Die Burnout-Persönlichkeit
- überdurchschnittlich emotional erregbar (der sogenannte Stresstyp)
- einsatzbereit, idealistisch und zielstrebig

Der typische Weg zum Burnout

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    Mann-Wohin bloss?_19788
    Phase 1: Übermässiges Engagement, meist für andere Menschen
  • Phase 2: Erschöpfung
  • Phase 3: Reduktion des Einsatzes, „Dienst nach Vorschrift"
  • Phase 4: Weiters Absinken der Leistungsfähigkeit, Konzentrationsmängel, Kreativitätsverlust, Verflachung des emotionalen und sozialen Lebens, psychosomatische Beschwerden, Schwächung des Immunsystems, Selbstverachtung.

Ein Burnout entsteht dann, wenn die Kraftquellen eines Menschen und die Forderungen, die er an sich stellt, sich über lange Zeit in einem Ungleichgewicht befinden. Entsprechend sieht auch der Weg aus, auf dem man das Burnout überwindet:

  • das Übermass an Anforderungen konsequent abbauen
  • sich auf die eigenen Ressourcen konzentrieren
  • ein positives Selbstbild pflegen
  • Sozialkompetenz entwickeln, um seine eigene Wünsche anderen gegenüber angemessen zu vertreten.

In der Mitte Ihres Problems steht wahrscheinlich eine Selbstabwertung, weil Sie Ihrem hohen eigenen Idealbild nicht genügen können. Doch andere Menschen schätzen und lieben Sie auch ohne diesem Ideal. Freuen Sie sich daran und entspannen Sie sich im Wissen darum, dass Sie angenommen und akzeptiert sind.

Auch auf der Ebene der Berufs ist Ent-Spannung angesagt. Gehen Sie, solange Sie arbeiten können, mit dem Pensum zurück, wechseln Sie die Stelle oder fassen Sie eine Zweitausbildung ins Auge. Und vor allem: Tun Sie sich selber Gutes.

Autor: Hans-Arved Willberg
Quelle: Neues Leben. Ratgeber-Magazin

 
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