lebenshilfe-net.ch - 11.11.2024, 02:43
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Eifersucht und Neid auf die Schliche kommen


Thomas Schneider, 36, besucht einen Lebensberater. Seine Frau hat ihn geschickt, weil sie ihm eine „schreckliche Eifersucht" attestiert. Das versteht er überhaupt nicht. Er sei alles andere als eifersüchtig, verteidigt sich der junge Mann.

„Wie würden Sie die Beziehung zu Ihrer Frau beschreiben?" fragt der Berater. „Ich liebe meine Frau über alles, immer bin ich für sie da!" antwortet er. „Morgens bringe ich ihr den Kaffee ans Bett. Wenn sie von der Arbeit kommt, empfange ich sie mit einem gedeckten Tisch. Wir gehen zusammen einkaufen. Ich begleite sie, wohin sie möchte." - „Und wie beurteilt Ihre Frau diese Zuwendung?" - „Sie fühlt sich eingeengt und kontrolliert. Aber das will ich doch gar nicht. Sind wir denn nicht verheiratet, um alles gemeinsam zu machen?"

Eine Woche später erscheint die Frau in der Beratung. Sie ist geladen und aggressiv. „Er behandelt mich wie eine Gefangene! Keinen Schritt darf ich allein unternehmen. Seine sogenannte Liebe erdrückt mich! Seine Eifersucht ist die reinste Besitzgier!"

Umklammern mit Haut und Haaren
Frau Schneider hat es präzise beschrieben. Der Eifersüchtige umklammert seinen Partner mit Haut und Haaren. Er engt ihn ein und nimmt ihm die Luft zum Atmen. Das Sprichwort trifft den Sachverhalt: „Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft." Eifersucht ist ein Bazillus, der jede Partnerschaft untergräbt, der jede menschliche Beziehung krank werden lässt.

Sie ist in der Tat wie Spiel- und Alkoholsucht. Aber sie ist keine Krankheit, gegen die man machtlos ist. Von klein auf kann Eifersucht zum Verhaltens- und Reaktionsmuster werden, das sich Kinder zulegen. Sie entscheiden sich für eifersüchtiges Vergleichen, für misstrauisches Kontrollieren. Eifersucht wird zur Leitmelodie des Lebens.

 
Eifersucht und Neid auf die Schlich
Die positive Eifersucht
Aber es gibt auch eine gesunde Exklusivität. Eifersucht in kleinen Dosierungen wirkt zum Beispiel in einer Partnerschaft wie die Prise Salz in der Suppe. Sie verleiht der Liebe Geschmack und Wert, sie vermittelt dem Partner: „Ich liebe dich. Du bist mir wichtig - und ich will, dass wir beide unsere Liebe vor schädlichen Eindringlingen schützen."

Angst als Ursache
Meistens ist die Eifersucht aber eine egoistische. Im Sinn von Neid hat sie viel mit Missgunst zu tun. Wer missgünstig ist, will zerstören, entwerten und herabmindern. Der Neidische empfindet nicht Schmerz über das Unglück des Freundes, sondern über seine Erfolge. Er ärgert sich über Wohlstand, das Gute und Erfolgreiche. „Neid", sagte der griechische Tragiker Euripides, „ist die grösste Krankheit unter den Menschen."

Die Schweizer Professorin Verena Karst unterscheidet zwischen Neid und Eifersucht. Sie schreibt: „Wenn wir eifersüchtig sind und meinen, jemand nehme uns etwas weg, auf das wir Anrecht haben, dann sind drei Menschen beteiligt. Beim Neid stehen nur zwei Menschen im Spiel. Selbstverständlich greift bei der Eifersucht auch der Neid ein, denn meist werden ja die Rivalin oder der Rivale beneidet. Eifersucht hat im Grunde immer mit Angst zu tun. Mit der Angst, Liebe, Zuwendung, Besitztum, Bedeutung oder Ansehen mit jemandem teilen oder gar verlieren zu müssen."

In der Tat: Eifersucht ist die Angst, verlassen, zurückgesetzt und „entthront" zu werden. Bei der Eifersucht fühlt man sich bedroht und hat Angst, es könnte einem etwas weggenommen werden. Der Neid hingegen richtet sich auf etwas, was man nicht hat.

Eifersucht als Besitzgier
Der Eifersüchtige kommt sich klein, verletzt, unterlegen, abgeschoben und überflüssig vor. Diese Gefühle speichert er in seinem Leben und umklammert daher später seinen Partner. Er will ihn besitzen. Er sieht in ihm sein Eigentum, das er festhalten möchte.

Auch Herr Schneider will seine Frau nur für sich. Alle Besuche bei Freundinnen und Bekannten sind ihm ein Dorn im Auge. Sie soll nur Augen für ihn haben. Durch vermehrte Zuwendung soll ihm die Partnerin ihre Liebe bezeugen. Doch seine eigene wird ihm dabei zur Herrschsucht. Seine Fürsorglichkeit ist in der Tat Kontrolle und für zu einem belagerungsähnlichen Zustand.

Wenn Eifersucht das Symptom einer tief verwurzelten Selbstwertstörung ist, müssen wir darüber nachdenken, wie man dem Gefühl mangelnder Selbstachtung begegnet. Selbstbejahung ist ein Schlüssel zur Lösung von Eifersucht und Neid. Aber zunächst gilt:

Geben Sie Ihre Eifersucht zu!
Eifersucht und Neid gehören zum Menschsein. In der Kindererziehung, in Liebe, in Freundschaften, in Ehe und Zusammenleben belasten uns diese Einstellungen. Wir können sie verringern, aber nicht völlig überwinden. Indem wir Neid und Eifersucht zugeben, tun wir den ersten Schritt. Wer sie dagegen bestreitet, bei dem ändert sich auch nichts. Viele rechtfertigen ihre Eifersucht und glauben, plausible Beweise zu haben, die aber in der Regel nicht stimmen.

Statements zur Eifersucht
 
Eifersucht und Neid auf die Schlich
„Jahrelang war das kein Problem für mich, weil ich anderen Menschen ebensoviel Glück gegönnt habe, wie mir selbst. Doch dann fühlte ich mich an einem Punkt in der Partnerschaft mit meiner Frau sehr zurückgesetzt. Das hat mich verletzt, eifersüchtig gemacht und war ein echtes Problem für mich. Trotzdem sah ich damals und auch heute die Chance, überhaupt neu an unserer Partnerschaft zu arbeiten.

Ich denke, dass Eifersucht grundsätzlich ein negatives Symptom ist. Ein eifersüchtiger Mensch hat zunächst einmal ein Problem mit sich selbst und nicht mit anderen. Und an dieser Wurzel muss er arbeiten."

Michael Schnepel, 50, Diplom-Gerontologe







 
Eifersucht und Neid auf die Schlich
„Da ich zur Zeit in keiner Partnerschaft lebe, habe ich im Moment in dieser Hinsicht auch keine Probleme mit Eifersucht. Aber ich kenne das Thema natürlich - besonders aus Freundschaften. Da mag einer besonders gut und locker mit Leuten umgehen können, so wie ich es gerne würde - und schon werde ich eifersüchtig. Meistens versuche ich mich dann aus der Situation zu flüchten. Ich werde dann nicht wütend oder gehe aus mir heraus wie andere Leute. Aber ich ziehe mich zurück, weil ich es anders nicht mehr ertragen kann. Ich würde auch manchmal gerne anders damit umgehen, würde anderen gerne alles grosszügig gönnen. Aber das gelingt mir leider nicht so oft."

Christine Schneider, 33, Zahntechnikerin







 
Eifersucht und Neid auf die Schlich
„Das Gefühl kenne ich, aber ich glaube nicht, dass es bei mir bisher so extrem gewesen ist, dass ich vor Eifersucht vergangen bin. Wenn ich eifersüchtig bin, versuche ich mich selber davon abzulenken und vor allem, es nicht zu zeigen. Denn das würde ja bedeuten, eine Schwäche zuzugeben. Es zeugt nicht von allzu viel Selbstbewusstsein, wenn man nicht darüberstehen kann."

Christoph Fischer, 23, Geschäftsführer











 
Eifersucht und Neid auf die Schlich
„Ich denke, dass Eifersucht bei jedem Menschen in allen möglichen Lebensbereichen auftaucht. Es ist nur die Frage, in welchem Masse das passiert und ob ich mich von der Eifersucht fortreissen lasse. Ich empfinde ein dosiertes Mass an Eifersucht als positiv. Sie ist die Würze des Lebens, bindet Menschen zusammen. Wenn man innerhalb einer Beziehung Eifersucht empfindet, dann festigt das erst einmal die Beziehung. Wenn Eifersucht allerdings ausufert, dann kann es zu jeder Menge Probleme kommen."

Reinhard Bortmann, 45, Ingenieur für Elektrotechnik

Bearbeitung: Lebenshilfe-net.ch, Lothar Mack

Autor: Reinhold Ruthe
Quelle: Neues Leben. Ratgeber-Magazin

 
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