lebenshilfe-net.ch - 20.04.2024, 01:41
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„Meine Frau macht mir dauernd Vorwürfe“

 
Vorwürfe
„Was ich auch mache - ich mache es offenbar falsch! Ständig nörgelt meine Frau an mir herum. Ich arbeite zu viel, kümmere mich nicht genug um den Haushalt, bin ein schlechter Ehemann."

„Sie tut gerade so, als wäre sie perfekt! Und weil mir ihre Meckerei irgendwann zuviel wird, schiesse ich zurück. Mit gegenseitigen Vorwürfen machen wir uns dann fix und fertig! Und danach schweigen wir uns wieder an. - Ich liebe meine Frau, aber ich weiss nicht mehr weiter."

So hart es klingt, aber Zeiten mit vielen Vorwürfen gibt es grundsätzlich in jeder Beziehung. Enttäuscht und verärgert kritisiert man oft wenig liebevoll die Eigenschaften und Verhaltensweisen des Partners. Doch läuten diese Vorwürfe bereits das Ende der Liebe ein? Nein, sondern sie gehören zur Beziehung dazu wie die Milch zum Kaffee.

Der Ton macht die Musik
Das Problem liegt eher in einer unzureichenden Gesprächsfähigkeit der beiden Partner. Sie können nur schwer wahrnehmen, worum sich ihr Streit denn eigentlich dreht, und sogar wahrheitsgemässe Äusserungen des anderen werden erst einmal als Angriff verstanden.

Was also tun? Einerseits ist es wichtig, dass ich nicht mein Wunschbild auf meinen Partner projiziere und dann vor Enttäuschung schäume, sondern meinen Partner immer mehr erkenne und akzeptiere als den, der er tatsächlich ist. Andererseits ist es wichtig, sich mit dem sachlichen Inhalt der Vorwürfe auseinanderzusetzen.

 
Der Ton macht die Musik
Vielgehörte Vorwürfe an Frauen sind:

  • „Du willst zuviel Nähe."
  • „Ich erhalte zu wenig Anerkennung und Ermutigung."
  • „Dein einziger Bezugspunkt ist das Kind!"
  • „Nichts kann ich dir recht machen."
  • „Du bist einfach vereinnahmend."
  • „Red doch nicht immer soviel."

Vielgehörte Vorwürfe an Männer sind:

  • „Du bist unnahbar und hast fast keine Zeit für mich."
  • „Innerlich bist du sowieso meistens abwesend und machst nichts für die Familie."
  • „Du kannst die Arbeit gar nicht loslassen."
  • „Wann hörst du mir endlich mal zu?"
  • „Mach doch mal den Mund auf und sag, was mit dir los ist."
  • „Du bist nicht einfühlsam und willst immer nur Sex."

Von der Sache her sind viele Vorwürfe, die sich die Partner machen, häufig sogar berechtigt. Nur: Meistens empfinden wir sie als einen Angriff; den Vorwurf anerkennen wäre also eine „persönliche Niederlage". Achten Sie also darauf, dass Sie durch Ihre Kritik Ihren Partner nicht verletzen und seine Selbstverantwortung schmälern. Manche Vorwürfe kommen auch nur daher, dass wir unser eigenes Fehlverhalten kompensieren wollen. Doch je mehr Druck die Partner aufeinander ausüben, umso weniger verändert sich.

Was wünsche ich mir vom andern?
 
Vorwürfe aller Art
Wichtig ist darum, dass beide Parteien einander nicht nur ihre Fehler vorhalten, sondern von ihrer persönlichen Bedürftigkeit sprechen. Dann heisst es nicht mehr: „Du hast zu wenig Zeit für mich", sondern: „Ich bin gerne mit dir zusammen und würde mich sehr freuen, wenn das öfter möglich wäre." Im Grunde geht es um ein und dasselbe - und doch kommt im zweiten Fall in der Regel eine andere Botschaft rüber.

Mein Gegenüber kann meine Wünsche besser annehmen, wenn er sich selbst angenommen und geliebt fühlt. Vorwürfe, die mit Androhungen einhergehen („Wenn du dich nicht änderst, verlasse ich dich!"), sind keine gute Basis für eine gemeinsame Lebensgestaltung. Die Partner sollten sich Zeit nehmen, um möglichst ruhigen und ungestört über ihre Bedürfnisse zu reden. Als positiv erleben Paare es zudem, wenn sie einmal in einer Art Rollenspiel in die Person des Partners schlüpfen und so besser die Position des anderen verstehen.

Ohne Frage ist das eine grosse Aufgabe und verlangt von beiden Partnern ein hohes Mass an Geduld und Konfliktbereitschaft. Doch der Gewinn ist unersetzlich: Nach und nach entsteht auf diesem Weg eine Einheit innerhalb der Ehe, die von Harmonie und Zuneigung geprägt ist.

Autor: Peter Schulte
Quelle: Neues Leben. Ratgeber-Magazin

 
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