lebenshilfe-net.ch - 24.04.2024, 00:59
URL: http://www.lebenshilfe-net.ch/index.php/D/article/827/48475/

Internet-Abhängigkeit macht krank

 
Internet-Abhängigkeit macht krank
Hirnbiologie der Sexsucht
Die Medizin unterscheidet bei Internet-Sucht zwischen körperlichen Schäden, psychosoziale Komplikationen und weiteren Süchte oder psychischen Schäden.

Körperliche Schäden
Bei chronischem Gebrauch des Internet sind oftmals körperliche Schäden zu beobachten:

  • Durch falsche Sitzhaltung können Verspannungen bis hin zu Wirbelsäulen- und Genickschäden auftreten

  • Das lange, ununterbrochene Starren auf den Bildschirm kann auf Dauer zu Schädigungen der Augen führen.

  • Langes Surfen kann zusätzlich Dauerstress verursachen, der sich als Kopfschmerzen, Schlafstörungen und chronische Anspannung äußert.

  • Kreislauf- und Gewichtsprobleme können ebenfalls auftreten, sind aber individuell verschieden.

Psychosoziale Komplikationen

  • Hohe Telefon- bzw. Online-Kosten
  • Realitätsverlust
  • Scheitern menschlicher Beziehungen
  • Soziale Isolation
  • Arbeitslosigkeit und Verarmung

Zusätzliche Komplikationen
Bei vielen onlinesüchtigen Menschen sind folgende Probleme zu beobachten, chronisch oder in Krisenzeiten:

  • Alkoholismus: Oft wird die innere Nervosität einerseits mit Alkohol gedämpft, andererseits wird der die Bilder erzeugte „Rausch" auch durch Alkohol unterstützt. Es kommt zu einer gegenseitigen Verstärkung der beiden Süchte.

  • Gebrauch anderer schädlicher Substanzen: aufputschende Drogen wie Kokain bis zum übermäßigen Gebrauch von potenzsteigernden Mitteln.

  • Depressive Episoden: ausgelöst durch die negativen psychosozialen Konsequenzen oder das Zerbrechen einer Beziehung.

  • Suizidalität: In der Verzweiflung über die Ausweglosigkeit oder bei sozialen Konsequenzen.

  • Zwanghaftes Kontrollieren: Online-Süchtige entwickeln manchmal komplexe Rituale, um ihre Sucht zu verheimlichen und sicherzustellen, dass ihre Umgebung nicht in ihren „geheimen Bereich" eindringen oder ihn zufällig entdecken kann.

  • Paranoides Denken: Die Angst vor Entdeckung und Beschämung führt dazu, dass hinter unbedeutenden Vorgängen eine persönliche Bedrohung vermutet wird. Ein vorbeifahrendes Polizeiauto signalisiert dann: „Hoffentlich kommen sie nicht zu mir, um meinen Computer zu untersuchen." Ein mit dem Arbeitgeber vereinbartes Gespräch heißt: „Will er mich mit den Spuren meiner Internet-Aktivitäten in der letzten Woche konfrontieren? Ich habe zu wenig aufgepasst!"

Männer und Frauen
Männer sind in erster Linie anfällig für Pornografie im Internet. Sie beginnen meist mit „Erotik", doch die Sucht nach dem Kick führt sie oft immer tiefer in harte Pornografie.

Aber auch im Chatroom gibt es jede Menge Angebote.

  • „Kick" durch visuelle Reize
  • Sexuelle Erregung mit Masturbation
  • Sammlertrieb
  • Neigung zu vermehrter Gewalt / Demütigung

Frauen suchen Kontakte und möchten in romantischen Tagträumen der Einsamkeit entfliehen, was dann auch erotisch gefärbt sein kann.

  • „Kick" durch Kommunikation (Chat)
  • Romantische Geschichten und Bilder
  • Sexuelle Erregung erst sekundär

Beispiel

Eine Frau berichtet: „Für mich war das Netz zuletzt mein Zuhause.
Ich bin kaum noch vor die Tür gegangen. Sogar meine Kommunikationspartner im Internet bemerkten, dass etwas nicht stimmte, weil ich wirklich ständig online war. Irgendwann fing ich an, mich dafür zu schämen, und begann damit, mich beim Chatten zu tarnen.

Grenze überschritten
Frage: Wann ist die Grenze zur Sucht überschritten?
Antwort: Wenn Sie ihr soziales Umfeld völlig abbauen und auf einmal feststellen, dass Ihnen dieser Umstand egal ist.


Autor: Dr. med. Samuel Pfeifer
Quelle: „Internet-Sucht. Verstehen - Beraten - Bewältigen"

Bearbeitung: Lebenshilfe-net.ch

 



 
Rat & Hilfe per E-Mail
Haben Sie Fragen oder suchen Sie Rat? [weiter]

 


© lebenshilfe-net.ch
Alle Rechte vorbehalten
Vervielfältigung nur mit Genehmigung von Livenet.