lebenshilfe-net.ch - 26.04.2024, 08:02
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Vom Umgang mit Körpersymptomen

 
Körpersymptomen
Bild: DAK
Psychosomatische Beschwerden werden nur von wenigen Ärzten ernstgenommen. Das muss sich ändern. Denn die Betroffenen leiden ganz real.

Eine Untersuchung in Österreich hat ein erschreckendes Ergebnis gebracht: Patienten mit psychosomatischen Symptomen sind erst nach durchschnittlich 6,5 Jahren Leiden in eine Psychotherapie verwiesen worden. Bis dahin hatten sie nicht weniger als 78 Arztkontakte und mehrere Krankenhauseinweisungen hinter sich.

Es braucht also dringend eine andere Art von Hilfe:

  • die die jeweiligen Beschwerden auch dann ernst nimmt, wenn es eben keinen «organischen Befund» gibt

  • die dem Patienten hilft, seine Symptome zu verstehen und zu bewältigen

1. Den Patienten verstehen

  • Klären Sie den Patienten über mögliche organische Ursachen und über Funktionen des Körper auf.

  • Betonen Sie, dass Symptome nicht auf eine «Katastrophe» hinweisen, sondern auf eine Schwäche, die es anzugehen gilt.

  • Vollständige Heilung ist oft nicht möglich, wohl aber ein heilsamer neuer Weg.

  • Nach welchen Grundmustern lebt der Betreffende? Ist er sehr ängstlich und anhänglich?

  • Welche Situationen lösen die Beschwerden aus? Liegen mehrere Symptome in einer gewissen Reihenfolge vor?

Wenn die Symptome auf dem Tisch sind, verlieren sie ihre Bedrohlichkeit.

2. ihn stärken

  • Machen Sie dem Patienten (oder sich selber) klar: In jeder Schwäche liegt letztlich auch eine Stärke.

  • Sagen Sie das Ihrem Gegenüber, zum Beispiel: «Ihre Angst drückt auch ihr Verantwortungsgefühl für die Familie aus.»

  • Suchen Sie beim andern nicht ständig nach Defiziten und Fehlern, die auszugleichen wären. Das verschärft nur das Problem.

  • Jemand stärken heisst, seine vorhandenen Fähigkeiten sehen und würdigen, und zwar auch, wenn sie hinter einer Krankheit verborgen liegen.

3. ihm helfen zu entscheiden

  • Mit jeder einzelnen Entscheidung zeigt der Betroffene, dass er eine eigene Wahl zu treffen und danach zu handeln vermag.
  • Laufen Sie nicht mehr bei jedem kleinen Symptom zum Arzt. Sie sind stärker als Sie im Moment meinen.

  • Bringen Sie gegenüber dem Psychotherapeuten Ihre Anliegen ein und warten Sie nicht darauf, dass er Ihnen etwas aufzeigt.

  • Nehmen Sie die Last einer Entscheidung bewusst auf sich. Was Sie an kurzfristiger Angst investieren, gewinnen Sie längerfristig an Stolz!

  • Manchmal ist die Zeit für Veränderungen einfach noch nicht reif. Respektieren Sie das - als Helfender wie als Betroffener.

4. Dem andern bei Veränderungen helfen

  • Machen Sie ein Angst-Training und stellen Sie sich bewusst solchen Situationen, die das auslösen. Bleiben Sie dann so lange in diesen Situationen, bis die Angst abnimmt, ganz oder doch sehr deutlich.

  • Dazu gehört auch der «Körper-Check»: Achten Sie währenddem bewusst auf Ihre Symptome und warten Sie, bis sie abklingen.

  • Aber: Nicht alle Veränderungen lassen sich vorher planen; jede Veränderung braucht ihre Zeit.

Welchen Sinn könnte die betreffende Störung für Sie und andere haben? Wenn Sie sich dieser Frage öffnen, wird Ihnen Veränderung recht leicht gelingen.

Autor: Dr. med. Samuel Pfeifer
Quelle: seminare-ps.net

 
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