lebenshilfe-net.ch - 20.04.2024, 17:26
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Neurodermitis – „Es ist zum Aus-der-Haut-fahren“

 
Kratzen an der Fussfessel
Der Name sagt es schon: Bei der Neurodermitis spielen die Nerven eine wichtige Rolle, speziell die Nerven in der Haut. Kleine Auslöser reichen oft schon für einen belastenden Juckreiz.

Die überempfindliche Haut reagiert auf allergieauslösende Stoffe, die sogenannten Allergene, und andere Reize. Sie wird rot, entzündet sich, juckt übermässig und schmerzt. Das Kratzen lindert zwar den Juckreiz vorübergehend, aber blutige schuppige Schrunden schädigen die Haut zusätzlich. Oftmals schränkt der Juckreiz das allgemeine Wohlbefinden, den Schlaf sowie die Konzentrationsfähigkeit deutlich ein.

Biochemisch betrachtet, handelt es sich bei der Neurodermitis - auch endogenes Ekzem oder atopische Dermatitis genannt - um eine allergische Störung der Immunabwehr. Der Körper schüttet zu viele Antikörper (Immunglobuline) und Nerven-Botenstoffe (Histamine) aus, die die Blutgefässe erweitern und die Schmerzsensoren in der Haut reizen. Als Auslöser reichen oft schon Nahrungsmittel, Kosmetika, Gewebe oder Schmuck.

Psychische Faktoren
Die deutsche Sprache hat auch in dieser Hinsicht ihre eigenen Redewendungen entwickelt: «Das geht mir unter die Haut», «sie ist dünnhäutig» oder «es ist zum Aus-der-Haut-fahren».

Viele Patienten kennen diese Zusammenhänge: «Immer wenn ich vor einer Prüfung stehe, dann verschlechtert sich die Haut», oder: «Damals als mein Vater starb, ist es zum ersten Mal gekommen.»

Emotionale Spannungen können einen neuen Schub auslösen; umgekehrt führt eine allgemeine Entspannung manchmal schlagartig zu einer unerwarteten Besserung. Als Auslöser beobachtet man neben grossen Lebenskonflikten wie Umzug oder Trennung auch Prüfungen und kleine Alltagsärgernisse, denen sich die betroffene Person hilflos ausgeliefert fühlt.

 
Neurodermitis
Ein fataler Mutter-Kind-Kreislauf.
Belastung der Mutter-Kind-Beziehung durch ein Ekzem

Kinder leiden besonders und können mit ihrem Kratzen und Schreien die Mutter an den Rand ihrer Kräfte bringen. Oft entsteht ein belastender Kreislauf zwischen dem leidenden Kind und der erschöpften Mutter, die durch ihren Ärger oder die eigenen Schuldgefühle wieder neue Spannungen erzeugt.

Psychische Belastung durch ein Ekzem
Viele Betroffene empfinden ihre schuppende und gerötete Haut als hässlich. Um deswegen von anderen nicht abgelehnt zu werden, ziehen sie sich oftmals selber zurück; eine soziale Isolierung ist die Folge. Juckreiz und Schmerz stören den Schlaf, was zu beruflichen Problemen führen kann. Juckreiz und Hautausschläge beeinflussen oft auch die Partnerschaft und die Sexualität.

Beispiel
«Schon als Kind litt ich ständig unter Hautausschlägen. Es juckte schrecklich und oft kratzte ich mich völlig wund. Meine Mutter hat mich zu unzähligen Hautärzten und Heilpraktikern gebracht, aber es hat nicht viel geholfen. Oft fühlte ich mich schuldig, dass ich ihr so viel Mühe machte. Nach der Pubertät wurde meine Haut viel besser. Aber vor zwei Monaten, als mein Freund mit mir Schluss machte, da trat das Ekzem in aller Heftigkeit wieder auf.»

Autor: Dr. med. Samuel Pfeifer
Quelle: seminare-ps.net

 
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