lebenshilfe-net.ch - 29.03.2024, 13:26
URL: http://www.lebenshilfe-net.ch/index.php/D/article/828/47864/

Depression und Schmerz

 
Schmerz
Chronischer Schmerz ruft oft eine Depression hervor, die dann stärker emotionsgefärbt ist als der mehr körperlich empfundene ursprüngliche Schmerz.

Schmerz ist eine grundlegend unangenehme Empfindung, die dem Körper zugeschrieben wird. Ihm entspricht ein Leiden wegen einer realen, drohenden oder fantasierten Verletzung.

Schmerz und Selbstwertgefühl
Vor allem ein langandauernder Schmerz beeinträchtigt oft das Selbstgefühl des Betroffenen. Der Patient fühlt sich schwach, will das aber durch umso höhere Leistung kompensieren und so in seinem Ansehen nicht beeinträchtigt werden. Viele empfinden auch den Schmerz als Preis für ihre Leistungen und haben gleichzeitig eine Wut auf den Körper, der dabei ist, sie im Stich zu lassen.

Selbstwertgefühl bei Depression
Anders sieht es bei in Phasen der Depressionen aus. Die Schwäche kann kaum durch Leistungen kompensiert werden. Trotzdem steigen nicht selten die Ansprüche an sich selbst. Sozial geraten viele an den Rand; ihre Bezugsfeld wird zunehmend kleiner. Sie erleben die Depression als Folge eigenen Versagens und entwickeln oft eine Wut auf sich selbst.

Verschiedener Umgang mit Schmerz
Manche Patienten geraten angesichts ihrer Schmerzen in einen Übereifer und versuchen auf diese Weise, sie zu leugnen. Andere probieren, sie mit allen erdenklichen Mitteln zu stillen, nur um irgendwie leistungsfähig zu bleiben. Sie nehmen dafür sogar schmerzhafte Behandlungen in Kauf und schlucken zur Not auch schlecht verträgliche Antidepressiva.

So sollte es nicht laufen:
Azra H., eine 50jährige Frau aus Ex-Jugoslawien ist die einzige, die in den Westen gegangen ist. Daheim leben der Ehemann, der als Akademiker einen Hungerlohn verdient, dessen Mutter und zwei Söhne, die beide im Studium sind. Frau H. soll alle unterstützen.

Obwohl sie gelernte Krankenschwester ist, kann sie nur als Zimmermädchen in einem Hotel arbeiten, weil ihr Deutsch mangelhaft ist. Sie verdient 3000 Franken, zahlt 500 Franken für die Miete, 500 für Telefonate und lebt selbst vom absoluten Minimum, damit sie den Rest an ihre Familie schicken kann.

Beim Heben eines schweren Bettes hat sie Rückenschmerzen entwickelt und kann nicht mehr arbeiten. Es folgt ein Kreislauf: Schmerz - Arbeitsunfähigkeit - Angst vor Arbeitslosigkeit - Angst, die Angehörigen nicht mehr unterstützen zu können - Angst vor Ablehnung und Wertlosigkeit - seelische Verspannung - Depression - Verhärtung der Rückenschmerzen etc.

Der Ehemann zum Arzt: «Schauen Sie, dass meine Frau wieder funktioniert. Wir brauchen sie.»


Positive und negative Denkmuster

 Ungünstige Reaktionen
(Dysfunktionale Denkmuster)


Günstige Reaktionen
(Aktive Bewältigung)

 
 Ich habe schreckliche Schmerzen im Nacken! Ich habe wieder diese Nackenschmerzen, es spannt.
 Ich bin in einem schrecklichen Loch. Ich bin bedrückt, wie ab und zu.
 Ob ein Nerv eingeklemmt ist? Ich bin verspannt wegen dieser Reise. Ich habe Angst, etwas könnte schiefgehen.
 Ich gerate in eine furchtbare Depression. Ich bin enttäuscht, weil ich diesen Fehler gemacht habe.
 Es wird immer schlimmer. Wenn es mir gelingt, mich zu entspannen, wird der Schmerz erträglicher.
 Ich rutsche immer tiefer in die Depression. Wenn ich es nicht so tragisch nehme, wird es besser.
 Ich muss zum Arzt. Ein warmes Bad und ein paar Entspannungsübungen werden helfen.
 Ich muss wieder Antidepressiva nehmen. Am besten erledige ich etwas und verschaffe mir einen kleinen Erfolg.
 Ich muss mich schonen. Ich sollte wieder regelmässig schwimmen gehen.
 Ich bin ein Versager, nichts wert.

 Fehler machen alle, ist nicht schlimm. Ich habe sonst viel Positives erreicht.

Autor: Dr. med. Samuel Pfeifer
Quelle: seminare-ps.net

 
Rat & Hilfe per E-Mail
Haben Sie Fragen oder suchen Sie Rat? [weiter]

 


© lebenshilfe-net.ch
Alle Rechte vorbehalten
Vervielfältigung nur mit Genehmigung von Livenet.