lebenshilfe-net.ch - 20.04.2024, 01:03
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Vorsicht beim Gebrauch des Begriffs „Sekte“!

 
Vorsicht beim Begriff "Sekte"!
Der Begriff Sekte ist eine christliche Erfindung und bezog sich zunächst auf Gruppierungen, die sich vom Hauptstrom des Christentums unterschieden. Im Altertum und im Mittelalter wurde «secta» wertneutral im Sinne von «Gefolgschaft» oder «Glaubensgemeinschaft» angewandt. Das katholische Christentum wurde in diesem Sinn auch als «secta christiana» bezeichnet.

Der Begriff «Sekte» ist nicht sachlich-neutral wie zum Beispiel Stuhl oder Stein. «Sekte» wird eigentlich immer als Fremdbezeichnung auf bestimmte Gruppen angewendet.

Weitverbreitetes Halbwissen
Das Sektenproblem ist zu einem grossen Teil von den Medien hochgespielt worden. Sichtbar wurde dies zum Beispiel bei der von den Medien geschürten Millenniumsangst. Für die Religionsgemeinschaften war der sogenannte Jahrtausendwechsel kein Thema. Einzelne warnten davor, ihm eine Wichtigkeit zu geben, die er nicht hat:

«Umgangssprachlich bezeichnet man heute alles Mögliche als 'Sekte'; es muss nur irgendwie bizarr sein und irgendeine Verbindung zu Ideologie oder Religion haben. Damit wird das Wort 'Sekte' aber völlig falsch verwandt. Kein Wunder, denn viele Journalisten haben leider nicht viel Wissen über Religionen, Sekten usw.", schreibt Pfarrer Thomas Gandow auf seiner Homepage.

Reinhart Hummel, früherer Mitarbeiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in Berlin, meinte dazu: «Die populäre Sektenliteratur, wie man sie in Büchern, Magazinen und Medienberichten findet, ist weithin ein Tummelplatz für Plagiatoren: Einer schreibt vom anderen ungeprüft ab. Längst vergangene Geschichten werden weitererzählt, ohne Ort und Jahreszahl zu nennen, nur um das alte Image zu perpetuieren. Darum meine Bitte: Schaut euch die Dinge an, wie sie heute sind, und nehmt Wandlungen ernst.»

Eine Sekte öffnet sich
Ein Beispiel soll zur Illustration angeführt werden: die «Weltweite Kirche Gottes». Sie war von Herbert W. Armstrong (1892-1986) gegründet worden und verstand sich als die eine wahre Kirche. Für Nichtmitglieder war es unmöglich, die Gottesdienste zu besuchen.

Seit dem Tod des Gründers hat sich diese Gemeinschaft zusehends geöffnet und versteht sich heute als eine der vielen evangelischen Freikirchen. Die Gottesdienste sind jetzt öffentlich zugänglich. Mit anderen christlichen Kirchen werden Gespräche geführt.


Anmerkungen

  1. Christoph von Blarer: Sekten. Annäherungen an einen kontroversen Begriff, Basel 1999, S. 18.

  2. So zum Beispiel in «Nachfolge», der Zeitschrift der «Weltweiten Kirche», Dezember 1999/Januar 2000, S. 11f.

  3. Pfarrer Thomas Gandow, «Was ist eine Sekte?», auf der Internetseite der Ev. Kirche in Berlin-Brandenburg und schlesischer Oberlausitz

  4. EZW-Materialdienst 11/99, S. 336


Autor:Christoph Peter Baumann
Quelle: Inforel.ch


Bearbeitung: Lebenshilfe-net.ch, Lothar Mac



 
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