„Meine Freundin und ich streiten oft“

„Meine beste Freundin (38) und ich (42) mögen uns wirklich sehr. Und trotzdem streiten wir oft. Ich gönne ihr das Beste und ich denke, sie mir auch. Und doch muss ich manchmal mit Neidgefühlen kämpfen, wenn ich z. B. sehe, dass sie in bestimmten Bereichen begabter ist als ich, oder auch, dass sie als Single mehr Geld zur Verfügung hat als ich, die ich als Mutter von zwei Kindern zu Hause bin. Sie hingegen hat – so vermute ich – schon ab und zu damit zu kämpfen, dass ich glücklich verheiratet bin und sie (noch) nicht. Ich möchte aber gerne eine beschwerdefreie Freundschaft führen. Das sollte doch eigentlich möglich sein, oder? Was kann ich, was können wir gemeinsam gegen diese ,Kämpfchen’ tun?“

Je enger eine Beziehung zwischen zwei Menschen ist, desto grösser ist das Konfliktpotenzial, das sie mit sich bringt. Einerseits werden wir durch enge Beziehungen mit viel Nähe beschenkt, andererseits aber erscheinen die eigenen Defizite umso grösser, je intensiver wir „hautnah“ erleben, dass der andere etwas hat, was uns versagt ist. Da ist es nicht ungewöhnlich, wenn Neid aufkommt.

1. Gestehen Sie Ihre Defizite voreinander ein
Machen Sie im Gespräch mit Ihrer Freundin Ihren Neid zum Thema und erzählen Sie ihr, wie es Ihnen innerlich geht. Teilen Sie Ihre Gefühle und Gedanken mit, denn Streit kommt meist nur da auf, wo Dinge lange unausgesprochen geblieben sind. Spielen Sie mit offenen Karten und ermuntern Sie Ihre Freundin, sich ebenfalls mitzuteilen und Sie an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben zu lassen. Auch hier ist geteiltes Leid halbes Leid und ein ehrliches Mitteilen wird Entspannung in Ihre Beziehung bringen. Sie vermuten, womit Ihre Freundin zu kämpfen hat – aber nur sie kann Ihnen wirklich sagen, was sie innerlich bewegt und worum sie Sie beneidet. Es wird Ihnen beiden gut tun, die Dinge einmal aussprechen zu dürfen, die zwischen Ihnen stehen und die Beziehung belasten.

2. Betrachten Sie einander als Bereicherung
Sie haben das grosse Vorrecht, durch ihre Freundin die Sorgen und Nöte von Singles kennen zu lernen und ihre Freundin darf im Gegenzug in den Alltag einer Ehefrau und Mutter hineinschnuppern. Sie sind keine Konkurrentinnen, die sich um den gleichen Arbeitsplatz beworben haben, sondern jede von Ihnen hat Ihren Gaben- und den Aufgabenbereich, in den Gott Sie hineingestellt hat. Betrachten Sie einander als Geschenk, als Bereicherung für Ihr Leben und nehmen Sie Ihre persönlichen Lebensumstände an. Würden Sie wirklich Ihre Familie für das Geld Ihrer Singlefreundin hergeben wollen?

 
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3. Eine beschwerdefreie Freundschaft gibt es nicht
„Wenn zwei immer der gleichen Meinung sind, ist einer überflüssig.“ An diesem Sprichwort ist viel Wahres dran, denn eine Beziehung, in der es keine Auseinandersetzungen gibt, ist langweilig, wenn nicht sogar schon tot. Auch die Tatsache, dass sie Christen sind, bedeutet nicht, dass sie sich immer und in allen Punkten einig sein müssen. Nehmen Sie die Andersartigkeit Ihrer Freundin als Herausforderung an und arbeiten Sie daran, konstruktiv mit ihr zu streiten. Ein gutes Streitgespräch öffnet neue Horizonte und bringt uns weiter.

Auch wenn Sie sich stets für ein friedliches Miteinander stark machen sollten, bedeutet das nicht, dass Sie eine fälschliche Friede-Freude-Eierkuchen-Mentalität vertreten müssten. Sie sind beide von Gott dazu berufen, aufrichtig miteinander umzugehen und wo nötig, ehrlich und konstruktiv Missverständnisse und Fehlverhalten anzusprechen, gerade weil der andere Ihnen etwas bedeutet. So formen Sie als Freundinnen gegenseitig Ihre Persönlichkeiten. In der Bibel heisst es dazu sehr plastisch: „Eisen wird mit Eisen geschärft und ein Mensch bekommt seinen Schliff durch Umgang mit anderen“ (Sprüche 27,17). All das – auch Auseinandersetzungen und Meinungsverschiedenheiten – soll natürlich in einer respektvollen Art und Weise geschehen, ganz nach dem Motto: „In Demut achte einer den anderen höher als sich selbst“ (Die Bibel in Philipper 2,3).

4. Bitten Sie Gott um die richtigen Worte zur richtigen Zeit
Und nicht zuletzt: Mit Gott haben Sie immer jemanden an Ihrer Seite, der Sie auch in zwischenmenschlichen Konflikten begleiten möchte. Seien Sie sicher, dass ihm Ihre Freundschaft am Herzen liegt. Denn er hat uns für Beziehungen – ob zum Ehepartner, zu Kindern, zu Freunden oder Arbeitskollegen – geschaffen und möchte, dass diese funktionieren. Beten Sie deshalb regelmässig für Ihre Beziehungen, auch und in diesem Fall besonders für die zu Ihrer Freundin. Bitten Sie Gott, Sie für den richtigen Zeitpunkt für ein Gespräch sensibel zu machen. Und auch darum, dass er Ihnen Weisheit, Liebe, Demut und die richtigen Worte schenkt.

Weitere Themen, siehe www.ratgeber.jesus.ch

Autorin: Inge Frantzen ist christliche Beraterin (IACP).
E-Mail: i.frantzen@t-online.de


Quelle: NEUES LEBEN. Das Christliche Ratgeber-Magazin
Datum: 16.09.2005

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