Eifersucht - Leidenschaft, die Leiden schafftEifersucht hat eine schlechte Presse. Zu Recht? Oder kann Eifersucht auch eine positive Funktion haben? Wo sind die Grenzen zwischen Eifersucht als Zeichen der Liebe und krankhaftem Misstrauen? Und wenn man eifersüchtig ist - gibt es Möglichkeiten, aus der Falle von Neid und Misstrauen herauszukommen? Eifersucht hat eine ausschliesslich schlechte Presse. Zu Recht? Was würden Sie empfinden, wenn Ihre Frau, Ihr Mann beiläufig bemerkte: «Mir ist es eigentlich egal, wenn du fremd gehst. Ich bin tolerant und erwarte dasselbe von dir»? Wahrscheinlich würden Sie mit Panik reagieren: «Nein! Ich liebe dich doch. Ich will dich mit niemandem teilen!» Solche Ausschliesslichkeit – man nennt es Treue – gehört zur Partnerschaft von Mann und Frau. Wo es keinerlei eifersüchtige Regungen mehr gibt, muss die Liebe abgekühlt sein. Immerhin kann die Bibel sogar von einem «eifersüchtigen» Gott reden, weil er uns absolut und treu liebt und möchte, dass wir seine Liebe erwidern. In diesem Sinne hoffe ich, dass Sie – ob befreundet oder verheiratet – noch eifersüchtig werden können. Destruktiv ist Eifersucht aber dort, wo sie misstraut. Wo sie hinter jedem Seitenblick des Partners bereits einen Seitensprung vermutet. Dann kommen Vorwürfe und Verdächtigungen und vergiften das Beziehungsklima. Liebe und gesunde Leidenschaft lassen nach. Es kommt zu Blockaden bis ins Sexualleben hinein. Krankhaftes Misstrauen ist der beste Nährboden für Seitensprünge – so wird Eifersucht zum Teufelskreis. Über die Künstlerin Ines Torelli wird in der Schweizer Illustrierten berichtet: «Er (ihr Lebenspartner) liess ihr viel Freiheit, nahm sich aber auch viel heraus. Doch sie konnte schlecht damit umgehen, war oft eifersüchtig. ‚Das wurde mit den Jahren nicht besser‘, erzählt sie. ‚Und gipfelte nach 35 Jahren Zusammensein in einer grossen Krise. Edi zog aus. Ich fiel in ein Loch, wusste nicht, wie weiter.‘ Da holte sie sich Hilfe, lernte in Kursen selbstbewusster zu werden und besser mit ihrer Eifersucht umzugehen. Ines und Edi fanden langsam wieder zueinander ...» Eifersucht hat in manchen Fällen noch tiefere Ursachen und muss sich nicht auf die Beziehung von Mann und Frau beschränken. Sie ist nahe verwandt mit dem Neid und kann sich auf unser gesamtes Umfeld richten. Ein Beispiel: Bei einem Fest steht eine Frau auf der Bühne und moderiert den Anlass. Sie macht es mit natürlichem Charme und gewinnt die Sympathie aller. Aller? Nein, eine Frau äussert sich abfällig über «das Weib, das sich wieder mal in Szene setzen musste». Aus Worten und Gesten sprechen eindeutig Neid und Eifersucht. Es sind, nebenbei bemerkt, gar nicht immer nur die Männer sind, die «öffentliche» Frauen kritisieren. Neidisch sind vor allem Menschen, die sich selber nicht so attraktiv finden und sich nicht so mutig in die Öffentlichkeit wagen. Viel lieblose Kritik, Ablehnung und Missgunst haben darin ihre Wurzeln. Und dabei wird man nicht glücklicher! Falsche Eifersucht und Neid zerfressen den inneren Frieden. Sie zwingen uns förmlich zum Nörgeln und machen uns immer ungeniessbarer. Was Wunder, wenn das Echo von andern entsprechend negativ ist. Und so schliesst sich auch hier wieder der Teufelskreis. Gibt es einen Ausweg? Im folgenden Briefwechsel werden dazu ein paar hilfreiche Tipps gegeben.
Ich habe ein Problem – eigentlich ein Problemchen (ich frag mich, ob ich mich wegen so einer Kleinigkeit überhaupt an Sie wenden soll): Ich bin eifersüchtig. Meine Frau behauptet: «Krankhaft eifersüchtig – und überhaupt ein richtiger Neidhammel.» Okay, ich bin ein eifersüchtiger Mensch. Ich bin nun mal so. Meine Frau arbeitet in einem Büro mit zwei attraktiven und cleveren Kollegen zusammen. Ist es da ein Wunder, wenn ich eifersüchtig werde, wenn sie vom «tollen Betriebsklima» in ihrer Firma schwärmt? (Vielleicht muss ich anmerken, dass ich selbst nicht gerade das Zeug zum Mr. Schweiz habe und beruflich nicht so sehr erfolgreich bin. Eigentlich habe ich in meinem Leben immer unten durch müssen.) Soll ich mich etwa freuen, wenn meine Frau mir brühwarm erzählt, welche Komplimente ihr tagsüber Kollege X gemacht hat? Oder soll ich unserem Nachbarn gratulieren, wenn er schon wieder mit einem neuen BMW rumprotzt, während ich unseren Opel-Manta entroste? Ehrlich, ich finde ein bisschen Eifersucht und Neid was ganz Natürliches. Wem schade ich denn damit? Ich wende mich auch nur an Sie, weil meine Frau findet, ich müsste was dagegen tun, denn mit meinem Misstrauen und meiner Missgunst vergiftete ich das Klima. Nur – was kann man denn dagegen tun? Man fühlt doch nun mal, was man fühlt. Ich kann meine Eifersucht und meinen Neid doch nicht einfach abstellen! Haben Sie mir da ein Rezept? Res L. (45 Jahre) Lieber Res L. Sie haben Mut gefasst, uns Ihr «Problemchen» mitzuteilen. Dazu gratuliere ich Ihnen, auch wenn der entscheidende Anstoss von Ihrer Frau ausging. Als Männer brauchen wir das Feedback der Frauen, denn allzu oft sind wir auf einem Auge blind. Wir neigen dazu, unsere Probleme herunterzuspielen. Aber aus dem Blickwinkel Ihrer Frau betrachtet, sind Sie «krankhaft eifersüchtig.» Und sie hat damit wohl recht. Was ist Eifersucht? Ein Zeichen für eine besonders grosse Liebe zum Partner, wie manchmal angenommen wird? Nun, Sie spüren Ihre Eifersucht als Wut auf zwei vermutliche Rivalen, die mit Ihrer Frau zusammen arbeiten. Solche Eifersucht kann in Extremfällen entarten und zu Tätlichkeiten oder gar zu Mord oder Selbstmord führen, wie man immer wieder den Medien entnehmen kann. Die folgenden Erklärungen, Tipps und Fragen sollen Ihnen helfen, besser mit Ihrer Eifersucht umzugehen. - Hinter der Eifersucht steckt Angst. In Ihrem Fall ist es die Angst, die Partnerin zu verlieren, allein gelassen zu werden. Haben Sie wirklich kein Vertrauen in sie? Wurde Ihr Vertrauen in Ihre Partnerin schon einmal ernsthaft enttäuscht? - Eifersucht wurzelt in Selbstunsicherheit. Wer vom eigenen Unwert überzeugt ist, muss geliebte Menschen kontrollieren und verzweifeln, wenn dies nicht gelingt. Wer sich jedoch angenommen und geliebt weiss, geht voller Offenheit und Vertrauen auf andere Menschen zu. Ersichtlich wird dies bei zwei Menschen, die ihre erste Verliebtheit erleben. Beide Partner freuen sich über das Geschenk der gegenseitigen Anziehung und Zuneigung. Niemand will den andern festhalten, manipulieren und kontrollieren. Nur wer über einen guten Selbstwert verfügt, kann aus einer Position der Stärke heraus dem anderen vertrauen, ihn lieben und loslassen. – Wie steht es um Ihren Selbstwert? - Viel Eifersucht wächst aus dem Sich-Vergleichen. Da ist ihr Nachbar, der mit seinem BMW vorfährt, während Sie Ihren Opel-Manta entrosten. Neid, Eifersucht und Sich-Vergleichen sind zerstörerische Gesinnungsmuster. Durchbrechen Sie bewusst das Gedankengebäude des Vergleichsdenkens. Sie können das üben, indem Sie Gott täglich für zwei Dinge danken, die Ihnen geschenkt sind. Danken Sie auch für Ihre Frau. - Neid bedeutet: Sie gönnen Ihrer Frau nicht, was sie hat. Mit Ihrer Eifersucht bedrohen Sie die Lebendigkeit der Liebe zu Ihrer Frau. Auf dem Spiel steht die Qualität Ihrer Ehebeziehung. Das muss nicht so bleiben. Überprüfen Sie in einem ruhigen Augenblick, was Ihre Unzufriedenheit und Ihr Undank ausmacht. Notieren Sie das Ergebnis und sprechen Sie mit einem Menschen Ihres Vertrauens darüber. Ich wünsche Ihnen Kraft und Mut, konkrete Schritte zu wagen, damit Sie vom Würgegriff der Eifersucht befreit werden. Es würde mich freuen, wieder von Ihnen zu hören. Ernst Bai Leiter Lebensberatung, ERF Schweiz | ||||||||
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