Wenn man nicht mehr richtig funktioniert

«Hauptsache, ich bin gesund!» Gesundheit - für viele Menschen der höchste Wert, der eigentliche Lebenssinn. Und wenn sich plötzlich eine Krankheit bemerkbar macht?

Wenn man nicht mehr richtig funktioniert? Dann wird oft übersehen, dass Krankheit auch eine Chance sein kann.

 
nachdenklich
Archiv
"Ich habe Angst, dass ich irgendwann mal nicht mehr funktioniere." "Ich funktioniere nur noch, eigentlich lebe ich gar nicht mehr richtig!" Solche und ähnliche Sätze höre ich zunehmend häufiger in der Sprechstunde. Sie werden ausgesprochen von Menschen, die seit längerem an der Grenze ihrer körperlichen und seelischen Belastbarkeit leben und ihren Alltag nur mit äußerster Kraft meistern können. Die Zahl der Menschen, die in unserer immer kälter werdenden, am Profit orientierten Gesellschaft kurz vor dem Zusammenbruch stehen, wird stetig größer.


Wie reagieren wir?
Wenn wir nicht mehr funktionieren, weil uns die Krankheit zur Ruhe zwingt, haben wir drei Möglichkeiten zu reagieren:
Wir betrachten die Krankheit als Feind, gegen den wir mit allen Mitteln ankämpfen müssen, damit wir so rasch wie möglich wieder fit werden. Hauptsache, wir funktionieren wieder. Zu diesem Typ gehören vor allem beruflich sehr engagierte Männer, die nach wenigen Krankheitstagen schon extrem ungeduldig werden können.

Die zweite Möglichkeit zu reagieren zeigen häufig Frauen: Sie entdecken in der Krankheit einen Schutz, eine Rückzugsmöglichkeit vor Konflikten, denen sie nicht gewachsen sind. Hierzu gehören alle psychosomatischen Krankheitsbilder, deren Entstehung wir uns so vorstellen können: Der Körper drückt den Schmerz der Seele aus, den der Mensch verdrängt. Er verdrängt ihn, weil er in der jeweiligen Lebenssituation nicht die Kraft hat, sich mit dem eigenen Leid auseinanderzusetzen. Für diese Patienten ist charakteristisch, dass sie so lange wie möglich an den Krankheitssymptomen festhalten. Sie reagieren verärgert, wenn ihnen der Arzt sagt, dass sie organisch gesund sind. Sie gehen gern zum Heilpraktiker oder Alternativmediziner, da sie hier in der Regel in ihrer Krankheit bestätigt werden. Durch psychische Probleme krank zu werden, gilt in unserer Gesellschaft immer noch als Schwäche; dagegen steigt der Kranke in der Anerkennung der Mitmenschen - wenn er einen organischen Befund vorzuweisen hat.

Die dritte Möglichkeit, auf eine Krankheit zu reagieren, ist meines Erachtens die erfreulichste und auf lange Sicht die erfolgversprechendste: Wir akzeptieren, dass auch wir einmal ausfallen können, und wir fragen uns nach Ursachen und Sinn der Krankheit.

Hinhören auf die Ursachen
Ich selbst habe durch Phasen von Krankheit, auch wenn sie bisher nur sehr kurz waren, am meisten gelernt. Diese erzwungenen Ruhezeiten können wir nutzen, um uns zu überlegen, was in unserem Leben falsch gelaufen ist. Dieses Hinhören auf die Ursachen von Symptomen kann man lernen und einüben. Immer schneller entdeckt man Zusammenhänge zwischen der Entstehung von Krankheitssymptomen und belastenden Umständen vor Ausbruch der Symptome. Hier meine ich nicht das beliebte Nachdenken über vergiftete Nahrungsmittel, gefährliche Erdstrahlen oder Amalgamfüllungen der Zähne als Verursacher von Krankheiten, sondern eine ehrliche Bestandesaufnahme von eigenen Verletzungen und Fehlhaltungen, die zum Ausbruch der Krankheit geführt haben könnten.

Ehrlicher Umgang
So ein ehrlicher Umgang mit Krankheit setzt voraus, dass wir unseren Stolz aufgeben, uns nach außen hin als starke Persönlichkeiten zu geben, die ihr Leben immer im Griff haben. Für unsere Glaubwürdigkeit ist es wichtig, dass wir unsere Fehler und Schwächen nicht hinter der Krankheit verstecken, um damit eine intakte Fassade aufrechterhalten zu können.

Segen statt Sorgen
Nicht die Gesundheit sollte für uns das höchste Ziel sein, sondern das Vertrauen auf unseren Herrn, der unsere körperliche und seelische Verfassung in seiner Hand hat. Nur so können wir die Angst vor Krankheit, Leiden und Tod überwinden, wenn wir uns Gott ganz anvertrauen - und dann auch in unserer Todesstunde.

Sybille Pampus
Chrischona Magazin

  Artikel versenden
Druckansicht
 
Rat & Hilfe per E-Mail
Haben Sie Fragen oder suchen Sie Rat? [weiter]

 

 

 

 

Suche 
Newsletter bestellen