Das Leben nicht im Griff: «Mein Gott, hört dieses Chaos denn nie mehr auf?»

 
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Eigentlich möchten wir Ruhe, Klarheit und Ordnung. Tatsache aber ist, dass überall Chaos herrscht: in den Beziehungen, in der Familie, in der Wirtschaft, in der Politik – und sogar in der christlichen Gemeinde. Gibt es kein Leben ohne Chaos?

Es gibt Zeiten, da ist es unübersehbar: In meiner Arbeit ist das Chaos ausgebrochen. Man sieht es jeweils in meinem Büro. Papiere, Bücher und Projektmappen liegen überall herum. Sämtliche freien Flächen sind bedeckt. Diesem Chaos begegne ich ab und zu mit einer gezielten Aufräum- und Abarbeitaktion. In meinem Leben ist mein Büro aber nur einer der Schauplätze des Chaos. Empfindlicher trifft es mich, wenn in einer Beziehung, in einem Team in der Gemeinde oder in einer Projektgruppe das Chaos ausbricht. Dann fühle ich mich ziemlich hilflos. Ich werde von der Unüberschaubarkeit überwältigt, bin überfordert und möchte am liebsten alles hinschmeissen.

Woher das Chaos kommt
Für den Ursprung des Chaos habe ich eine einfache Erklärung: Vor der Schöpfung sei die Erde «wüst und leer» gewesen. Da war also eine gewisse Unordnung der Dinge (1. Mose 1,2). Dann hat Gott die Welt durch die Schöpfung geordnet. Die ersten Menschen haben der guten Ordnung in der Beziehung zu Gott aber nicht Sorge getragen, sondern selbstsüchtig gehandelt und damit ein Chaos veranstaltet. Seit diesem Zeitpunkt haben wir immer wieder und in allen Lebensbereichen gegen das Chaos zu kämpfen. Wir könnten bezüglich Chaos verschiedene Phasen unterscheiden:

1. Normalität
2. Verunsicherung
3. Chaos
4. Neuordnung
5. Stabilisation

Viele Bereiche im Leben durchlaufen diese Phasen. An vielen Orten bricht manchmal das Chaos aus. Es herrscht Unordnung. Dann muss ich Entscheidungen fällen und die Dinge einer neuen Ordnung zuführen. Das ist jedoch einfacher gesagt als getan.

Chaos macht Angst
Das Problem ist jeweils, dass eine Situation unkontrolliert ins Chaos abgleitet – und da stecken bleibt. Das kann meine Schreibtischsituation oder auch eine Beziehung sein. Plötzlich stehe ich vor dem Chaos. Vor diesen Zuständen habe ich Angst. Während der Chaos-Phase erdrückt und blockiert mich die Angst noch zusätzlich. Ich habe Angst, dass ich nicht mehr aus dieser Phase herauskomme. Der Wille zu konkreten Schritten erlahmt. Das Chaos macht mir Angst, weil ich die Kontrolle und die Übersicht verliere. Deshalb wagen wir auch bei anstehenden Veränderungen manchmal nichts, weil es chaotisch werden könnte und wir die Kontrolle nicht mehr haben. Aus Angst vor Unbekanntem und Neuem und den damit verbundenen Chaos-Phasen bleiben wir lieber bei dem, was wir schon kennen und haben.

 
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«Dem Chaos sei Dank: Ich kann Neues wagen!»
Chaos als Chance
Zu jeder Veränderung und zur Entwicklung im eigenen Leben gehören die Chaos-Phasen. Wir können sie nicht vermeiden – auch wenn wir lieber Ruhe und Beschaulichkeit hätten. Wenn ich im Chaos stecke, ist es Zeit, die Dinge neu zu ordnen, indem ich gute Entscheidungen fälle und diese Schritt um Schritt umsetze. Chaos ist wie eine Weggabelung: Ich kann entscheiden, ob ich nach links oder nach rechts gehe. Es wird Neues möglich. Darum ist es zur persönlichen Entwicklung hilfreich, ab und zu ins Chaos zu geraten. Sonst würde alles immer beim Alten bleiben. Dem Chaos sei Dank: Ich kann Neues wagen und etwas verändern! Chaos-Zeiten fordern mich heraus, die Dinge neu zu ordnen.

Chaos so oder so
Chaos gibt es im öffentlichen wie im privaten Leben. Im öffentlichen Leben ist das Chaos manchmal nicht leicht und schon gar nicht in Kürze zu bewältigen. Chaos-Phasen in der Wirtschaft oder in der Politik, im Geschäft oder auch in der Familie sind in der Regel nicht in ein paar Tagen zu bewältigen. Da müssen die Dinge analysiert werden, gute Entscheidungen getroffen und verschiedene Personen involviert werden – und dann kommen wir vielleicht nach Tagen, Monaten oder Jahren aus der Chaos-Phase heraus. Manches muss man über längere Zeit aushalten können.

Beim inneren Chaos ist das anders. Da kann ich die Initiative ergreifen. Mit innerem oder privatem Chaos meine ich die Lebensbereiche, welche primär mich selber betreffen: die persönliche geistliche Entwicklung, meine Gedankenwelt, gewisse Beziehungen, meinen Schreibtisch oder die Unordnung auf dem Estrich. Da bin ich herausgefordert, die Dinge selber zu analysieren, Entscheidungen zu treffen und Schritte zu einer guten Ordnung zu unternehmen.

Chaos bearbeiten
Ich kann und muss das Chaos nicht verhindern. Es gehört zu meinem Leben. Aber ich kann die chaotischen Zustände bearbeiten: indem ich mir Zeit nehme, um eine Übersicht zu verschaffen. Ich bin als Mensch nicht von den Umständen und Zuständen in meinem Leben abhängig. Nicht das Chaos leitet und erdrückt mich. Ich bin von Gott geleitet. Wer sich Gott ausgeliefert hat, ist nicht dem Chaos im Leben ausgeliefert. Von Gottes Geist geleitet kann ich lernen, das Chaos zu bearbeiten und zu beeinflussen.

Neues möglich
Dazu braucht es vielleicht einmal einen ruhigen Abend und ein Blatt Papier, auf dem ich die verschiedenen Aspekte aufzeichne, die Einflüsse untersuche und mir den chaotischen Zustand bildlich darstelle. Wenn ich so einen Überblick bekomme, kann ich Gott darum bitten, mir Einsicht zu geben, wo ich Entscheidungen fällen soll. Dann kann ich einen Plan machen, wie und wann ich entsprechende Handlungen umsetze, damit es längerfristig wieder Ordnung im entsprechenden Lebensbereich gibt. So ist Chaos – vor allem im persönlichen Bereich – nicht nur überlebbar, sondern ich kann daran reifen. Es wird Neues möglich.

Autor: Wilf Gasser


Quelle: Chrischona Magazin
Datum: 16.02.2005

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