Teilzeitmütter in der Bibel?
Das Idealbild einer Mutter hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Während sich unsere Mütter noch vollständig auf die Kinderbetreuung konzentrierten, möchten junge Frauen vermehrt Beruf und Familie kombinieren. In den USA arbeiten mehr als 50% der Mütter von Kleinkindern. Auch bei uns wächst die Zahl berufstätiger Mütter als Folge der guten Ausbildungsmöglichkeiten, der zunehmenden finanziellen Sorgen und der beständig steigenden Anzahl von Scheidungsfamilien. Für viele Frauen ist die Frage der ausserhäuslichen Betätigung nicht eine mögliche Option, sondern eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Doch was sagt die Bibel zu dieser neuen Lebensform der Frau? Familienleben in der Bibel Von Kinderbetreuung lesen wir übrigens in diesem Loblied über die tüchtige Frau keinen einzigen Satz. Also Teilzeitmütter in der Bibel? Die Söhne sind aber anscheinend sehr stolz auf ihre erfolgreiche Mama: "Ihre Söhne reden voller Stolz von ihr". Auch der Ehemann scheint gut mit seiner starken Frau klarzukommen: "Auch ihr Mann lobt sie mit überschwänglichen Worten" (Sprüche 31, Vers 28). Ja wer erzog denn damals die meist recht zahlreichen Kinder? In der Bibel finden wir, ebenfalls im Buch der Sprüche, viele Anweisungen zur Kindererziehung - doch sie sind meistens an die Adresse der Väter gerichtet! Anscheinend wurde damals die wichtige Aufgabe der Betreuung des Nachwuchses nicht einfach an die Mutter delegiert, sondern die Väter wurden ganz besonders in die Pflicht gerufen. Die Menschen lebten als Grossfamilien, wo die Kinderbetreuung von verschiedenen Familienmitgliedern - Mutter, Vater, Grosseltern, Onkel, Tante - wahrgenommen wurde. Die Erziehungsarbeit war für die Frauen nur ein Bereich unter vielen anderen im Überlebenskampf des Familienclans. Die Geburt der modernen Familie Die heutige westliche Lebensform ist relativ jung und letztlich die Folge von drei starken Einflüssen, die während der letzten 150 Jahren unsere Gesellschaft verändert haben:
Frauen geniessen erst seit etwas mehr als 100 Jahren das Privileg einer guten Ausbildung. Im Bereich der Frauenbildung übernahmen die evangelischen Diakonissenhäuser eine Pionierrolle, indem sie jungen Frauen eine Ausbildung und eine Alternative zur Rolle der Ehefrau und Mutter anboten. Heute haben die Frauen alle guten Ausbildungsstätten erobert. An den Universitäten sind etwa die Hälfte der Studierenden weiblich.
Einen tiefen Einschnitt ins Leben der Frauen brachte die Erfindung der Verhütungsmittel. Früher zehrten zahlreiche Schwangerschaften an den Kräften der Mütter. Schwangerschaft war nicht eine Frage der Wahl, sondern wurde teilweise ebenso zur Qual. Heute überlegen die jungen Frauen sorgfältig, wann sie wie viele Kinder haben möchten oder ob sie überhaupt bereit sind, ihren Beruf zu opfern. Auch junge Frauen aus christlichen Familien werden heute kaum noch auf ihre spätere Bestimmung als Mutter und Hausfrau ausgebildet. Während noch vor 20 Jahren ein Jahr Haushaltschule normal war, wissen die heutigen Girls kaum mehr, wie man einen Knopf annäht. Auch christliche Eltern büffeln mit den Mädchen Mathematik und Französisch. Sie ermöglichen ihnen den Besuch bester Schulen und wischen sich stolz Tränen aus den Augen, wenn ihre Tochter ihr Maturitätszeugnis oder das Berufsdiplom entgegennehmen kann. Doch damit unterstützen sie indirekt den Abschied vom traditionellen Lebensmuster der Frau. Das grosse Dilemma Auch ich habe mich mit dieser Frage auseinander gesetzt. Zehn Jahre lang war ich aus ganzer Überzeugung Vollzeitmutter. Diese intensive Zeit mit den Kindern möchte ich auf keinen Fall missen. Als die Kinder älter wurden, kam für mich eine Zeit der Unruhe und Suche nach einer neuen Identität. Ich bin einfach nicht die Frau, die gerne stunden-lang kocht, alle Kleider selber näht und ihren ganzen Ehrgeiz in einen blitzblanken Haushalt steckt. Nach langem Prüfen habe ich dann eine Weiterbildung angefangen und mein Mann übernahm einen kleinen Teil der Kinderbetreuung. Die Jungs genossen die zusätzlichen Stunden mit ihrem Daddy und vermissten mich wohl keine Sekunde. Mein sachter Wiedereinstieg in das Berufsleben wurde für alle zu einer Bereicherung. Geteilte Verantwortung Aus psychologischer Sicht sollten vor allem Kleinkinder von konstanten Bezugspersonen betreut werden. Es wird darauf hingewiesen, dass die wachsende Zahl von Einzelkindern von einer ergänzenden ausserhäuslichen Betreuung profitieren könne, denn diese würde den Erwerb von sozialen Fähigkeiten fördern. Auch christliche Gemeinden entdeckten die neuen Möglichkeiten der familienergänzenden Kinderbetreuung und bieten Mittagstische, Spielgruppen oder Kinderhorte an. Damit erfüllen sie einen wichtigen diakonischen Dienst. Ob wir uns als Vollzeitmutter oder Grossmutter um die Kinder kümmern, ob wir teil- oder vollzeitlich im Berufsleben stehen, ob wir uns ehrenamtlich für andere Menschen einsetzten - was immer wir tun, soll zur Ehre Gottes geschehen. Tatsache ist aber auch, dass heute ein Grossteil der Frauen nicht weiss, wie sie allen gestellten Anforderungen gerecht werden können: In der Ehe, Partnerschaft, Familie, Kindererziehung, im Haushalt und vielleicht noch im Beruf. Viele fühlen sich überfordert und überanstrengt. Die häufigsten Probleme der heutigen Frauen sind Einsamkeit, Erziehungsprobleme, Unzufriedenheit, Minderwertigkeitsgefühle, Eheprobleme, zu wenig Anerkennung und fehlende Selbstverwirklichung. Umso wichtiger ist es, sich Zeit zu nehmen und auf Gott zu hören. Er liebt uns und nimmt unsere Gefühle, unser Sorgen und Mühen Ernst. Wenn wir den Weg mit ihm gehen und uns Zeit nehmen, um auf ihn zu hören, wird er uns richtig führen. Ergänzung: Livenet, Antoinette Lüchinger Annemarie Pfeifer (48) ist teilzeitlich als psychologische Beraterin an der Klinik Sonnenhalde in Riehen tätig und Autorin mehrerer Bücher. Sie ist verheiratet, hat drei teils erwachsene Söhne und wohnt in Riehen bei Basel. | ||||||||||||||||||||||||
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