Spiritualität: Geistliche Übungen für Einsteiger

Fünf Stichworte und fünf Antworten von Professor Peter Zimmerling
Gebet: Hier können Sie alle ihre Anliegen vor Gott aussprechen. Er hat immer ein offenes Ohr. Dazu gehört auch der Dank, dass Gott uns das Leben gegeben hat, uns erhält und uns versorgt. Auch die Fürbitte für andere Menschen ist Teil des Gebets. Gebet kann eine sehr lebendige Zeit sein und zu einem inneren Zwiegespräch werden.

Bibel: Fangen Sie als Einsteiger am besten nicht damit an, die Bibel von vorne bis hinten zu lesen, sondern beginnen Sie mit einem Evangelium. Da lernt man das Leben Jesu kennen und begreift, was eigentlich der Kern des christlichen Glaubens ist. Das ist kurz, das schafft jeder, das ist interessant.

Stille: Dazu gehört ein regelmäßiges Üben. Fangen Sie einmal mit einer Viertelstunde ein bis zwei mal pro Woche an. Auch eine angeleitete Stille in einer christlichen Gruppe (bei der Kirchengemeinde nachfragen) kann helfen, wenn man allein nicht zur Ruhe kommt. Oder eine Einkehrzeit in einem „Haus der Stille“.

Fasten: Das kann eine gute Erfahrung sein, wenn man es einmal für einige Tage in einer Gruppe ausprobiert, wo die entsprechende Anleitung da ist. Fasten als christliche Übung kann neu die Konzentration aufs Wesentliche im Leben richten. Uns wird dann klarer, dass wir auf Gott angewiesen sind und er in den Riss unserer Existenz treten muss.

Feiern: Der Gottesdienst ist ursprünglich die Feier Gottes gewesen. In unseren Kirchen wirkt er leider manchmal wie eine Lehrveranstaltung. Aber es gibt heute auch wieder eine ganze Reihe von Gottesdienstformen, die dieses Feiern in den Mittelpunkt rücken. Wir dürfen uns aneinander und an Gott freuen. Auch Musik und Gesang sind in der christlichen Spiritualität sehr wichtig. In der Gemeinde und in der persönlichen Beziehung zu Gott.

Nächstenliebe: Die Nagelprobe christlicher Spiritualität ist die Liebe zum Nächsten. Dazu gehört, dass ich mir die Nöte und Bedürfnisse meines Nächsten aufs Herz legen lasse. „Tut Gutes jedermann“ ist eine urchristliche Regel. Das beinhaltet auch eine gesellschaftliche Relevanz und den Mund aufzutun für die Stummen. Christliche Spiritualität führt letztlich nicht in eine Weltabgewandtheit sondern macht uns sensibel für die Nöte der Welt.

 
Peter Zimmerling
Professor Peter Zimmerling
Zum Autor: Peter Zimmerling ist Professor für Praktische Theologie an der Universität Leipzig. „Spiritualität ist mein Thema, weil mich die Frage nach Gott von früher Kindheit an nicht losgelassen hat“, sagt der 46-Jährige, der zuvor im Heidelberg und Mannheim gelehrt hat. Unter anderem hat er Bücher über den Herrenhuter Graf Zinzendorf, die charismatischen Bewegungen und evangelische Spiritualität verfasst. Nach seinem Viktariat war er sieben Jahre lang Pfarrer einer Evangelischen Kommunität in Odenwald.


Quelle: NEUES LEBEN. Das Christliche Ratgeber-Magazin
Datum: 23.09.2005

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