Gospelmusik im Trend

Gospel: Erfahrbare Spiritualität.

Deutschland wird derzeit von einer Gospelwelle erfasst. Für die Kirchen sei dies eine „Traumvorlage“. Die Texte sprächen „ganz klar von der Kernerfahrung des christlichen Glaubens: der Errettung und dem Heil“. Sie seien damit eindeutiger als manche Sonntagspredigt.

Viele Tausend Menschen, auch viele Jugendliche, die sonst kaum erreichbar wären, schreibt das christliche Ratgebermagazin „Neues Leben“, beginnen sich für die Frohe Botschaft des Gospels zu interessieren und begeben sich plötzlich freiwillig in den Einflussbereich der Kirchen, heisst es in einem Hintergrundbeitrag zum Titelthema „Oh Happy Day – der Siegeszug des Gospels“.

Eine enorme Welle
Allerdings begriffen die Kirchen „erst zögerlich, was für eine Chance das ist. Autor Gerd-Matthias Hoeffchen präsentiert Zahlen, die als „absolute Untergrenze“ angesehen werden müssten. So gebe es derzeit wenigstens 539 Gospelchöre in Deutschland, in denen 22.000 Sängerinnen und Sänger aktiv seien. Jeder bringe durchschnittlich acht Personen zu Konzerten mit: „Mindestens 176.000, sehr wahrscheinlich aber deutlich mehr Menschen werden also momentan in Deutschland durch die Gospelwelle in irgendeiner Forum in die Hoheitsgewässer der Kirchen getrieben.“

Bedürfnis nach Spiritualität
Viele Texte der Gospellieder seien „dermassen fromm, dass sie in Deutsch gesungen vermutlich für einige fast anstössig erscheinen würden“. Dies erkläre, warum – von wenigen Ausnahmen abgesehen – meist englisch gesungen werde. Die Texte sprächen „ganz klar von der Kernerfahrung des christlichen Glaubens: der Errettung und dem Heil“. Sie seien damit eindeutiger als manche Sonntagspredigt. Sie entsprächen dem Bedürfnis vieler Menschen nach authentischer, erfahrbarer Spiritualität. Deshalb erhalte die Gospelbewegung auch einen grossen Zulauf von kirchlich Halb-Distanzierten und Kirchenfernen.

 
Irgendetwas steckt da drin
„Irgendetwas steckt da drin, was mich berührt“.

Glaubenstiefe der Gospels unerreicht
Der frühere Jugendevangelist Dr. Theo Lehmann (Chemnitz), der seine Doktorarbeit über „Negro-Spirituals“ geschrieben hat, betont in einem Interview die Glaubenstiefe der Gospelmusik: „Die Glaubenstiefe der Spirituals ist und bleibt unerreicht. Die Sklaven haben ihre ganze Hoffnung auf Gott als ihren Retter und Erlöser gesetzt.“ Gospelmusik mache Freude, „weil sie ihre Lebendigkeit von Gott bezieht, dem Schöpfer des Lebens.“ Die Lieder kämen „aus einem kindlichen und ganzheitlichen Glauben an Gott“. Wer mitsinge, könne dadurch Gott erleben und ihm näher kommen.

Gospel kann Kirchen aus dem „Zeitloch“ helfen
Ähnlich sieht es auch der in Düsseldorf an der Gospel-Academy lehrende englische Gospelsänger David Thomas: „Schon oft habe ich Menschen getroffen, die distanziert gegenüber dem christlichen Glauben sind, aber nach einem Gospelkonzert bekennen: ‚Irgendetwas steckt da drin, was mich berührt.’ Für mich ist das Gottes Liebe.“ Auch wenn Sängerinnen und Sänger nur Interesse am Genre hätten und „nicht unbedingt hinter den Texten“ ständen, seien ihre Konzerte dennoch „ein Schritt in die richtige Richtung: Denn die Aussagen der Lieder ändern sich ja nicht.“

Thomas ist davon überzeugt, dass Gospel auch die Kirchen attraktiver macht. Seiner Ansicht nach ist es das Problem vieler Kirchen, „dass sie in ein Zeitloch gefallen sind“. Seit Jahren habe sich an ihrer Gottesdienstmusik nichts verändert, während der Musikmarkt immer neue Stilrichtungen und Lieder produziert habe: „Manche Leute fühlen sich in der Zeit zurückversetzt, wenn sie eine Kirche betreten und nur alte Lieder hören.“ Durch die fröhlich klingende Gospelmusik erlebe eine Kirchengemeinde dagegen „eine neue Leichtigkeit“: „Denn überall dort, wo Gospelmusik in eine Kirche einzieht, verändern sich Stile und Gewohnheiten.“ Wie Jesus Christus sei auch die Gospelmusik kulturübergreifend: „Beim Gospel wird die gemeinsame Freude an Gott zur Musik.“

Quelle: Oncken



Datum: 20.09.2006

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