„Bhüet di Gott“: Film über Pfarrer Sieber

 
Ernst Sieber in Afghanistan
Ernst Sieber in Afghanistan
Rechtzeitig zum 80. Geburtstag von Ernst Sieber kommt der Film «Bhüet di Gott» ins Kino. Beispielsweise sieht man Pfarrer Sieber in den Strassen von Kabul, wie er bündelweise Geldnoten verteilt, bestürmt von bettelnden Kindern. Der Film führt das Publikum auf abenteuerlichem Weg ins tiefste Afghanistan.

Der Dokumentarfilm von Marcel Zwingli zeigt den Zürcher Seelsorger Ernst Sieber, Schweizer Pionier der Obdachlosenarbeit, wie er im Oktober 2005 mit einigen Kisten Medikamenten nach Afghanistan reist. Seine Mission: Direkthilfe für das Spital von Jaghatu und für die Waisen im Dorf. Pfarrer Sieber im Land der Taliban.

Ist es Zufall oder zwangsläufig, dass der charismatische Seelsorger hier ein neues Tätigkeitsfeld findet? Was verbindet den radikalen Christen mit den tiefgläubigen Pashtunen? Wer ist dieser Mann, der sich seit Jahrzehnten um den „menschlichen Müll“ (Neue Zürcher Zeitung 1966) kümmert?

Der Film führt das Publikum auf abenteuerlichem Weg ins tiefste Afghanistan und nimmt die Begegnungen im Dorf Jaghatu zum Anlass, von den 50 Jahren Einsatz des Seelsorgers für Obdachlose, Hells Angels und Junkies zu erzählen. Ein Film über den Traum und das Wirken eines Gottesknechts im 21. Jahrhundert.

Regiesseur Marcel Zwingli über Ernst Sieber
„Ernst Sieber war vor 40 Jahren mein Religionslehrer. Er war der Gemeindepfarrer von Zürich-Altstetten, einem spiessigen Aussenquartier, in dem kein Platz war für wütende 16-Jährige. Ausser im seinem Pfarrhaus. Aus jugendlicher Sicht war der Mann in Ordnung: seine Erscheinung beeindruckte und seine Predigten provozierten. “Jesus”, pflegte er zu rufen, “pries die Armen selig und relativierte so die Macht der Herrschenden, die nur dazu dient, Menschen zu unterdrücken.” Das war – 1968 – ganz nach meinem Geschmack.

Ein bisschen viel Herrgott, aber er war ja Pfarrer. Nach 1971 ging ich eigene Wege. Trotzdem habe ich Pfarrer Sieber nie aus den Augen verloren. Wie auch! Er machte Furore, war nicht zu überhören, der landesweit bekannte Knecht Gottes, der die Menschen in seinen Bann zog und kompromisslos seinen Weg ging.

Nie zeitgemässer als heute
Im Februar 2004 besuchte ich ihn – die erste Begegnung nach Jahrzehnten – und konfrontierte ihn mit meiner Filmidee. Es war an der Zeit: Nicht nur, weil Pfarrer Sieber eine der markanten Persönlichkeiten der Schweiz ist, sondern weil ich überzeugt war, dass seine Geschichte auf eigensinnige Weise die Mentalitätsgeschichte der letzten fünf Jahrzehnte widerspiegelte. Und: dass der charismatische Pfarrer nie zeitgemässer war als heute.

Besonders irritierend, dass es sich dabei nicht um sozialpolitisch oder kulturell ‚progressive‘ Formen der Religion handelt, wie die lateinamerikanische Befreiungstheologie mit ihrer Synthese von Christentum und Marxismus, sondern um konservative oder fundamentalistische Formen mit starker Betonung patriarchalischer Autorität und Sozialmoral“ Tatsächlich, auch ich war irritiert und beunruhigt. In der Auseinandersetzung mit Ernst Sieber, die nie eine bloss filmische werden sollte, versprach ich mir einige Einsichten. Als ich ihn am Ende unseres Gesprächs auf seine Friedensmission vom Oktober 2001 ansprach – er reiste damals nach Pakistan, um mit den Taliban Waffenstillstandsverhandlungen zu führen – sagte er: „Wir fahren wieder hin, nach Afghanistan!“ Ich war überrascht. „Da bin ich aber mit von der Partie!“ sagte ich.

Wir fuhren, und als wir endlich unterwegs waren, wurden Erinnerungen wach an die Reisen in die Bibellager, und es schien mir zuweilen, die Zeit sei still gestanden. Ist sie aber nicht.“

TV-Dokumentarfilm
55 Min., DVcam
Originalversion: Schweizerdeutsch/Paschtu

Idee: Marcel Zwingli
Buch & Regie: Marcel Zwingli
Kamera: Reinhard Köcher
Schnitt: Marina Wernli
Musik: Peter Bräker
Cast: Ernst Sieber

Premiere
Kino RiffRaff, 21. Januar 2007
Sonntagsmatinée im Kino RiffRaff, Zürich

Solothurner Filmtage
23. Januar, 2007. 12 Uhr im Landhaus
26. Januar, 2007, 12.00, Kino Canva Blue

Erst-Ausstrahlung SF 1
25. Februar, 2007, 10.00, bei Sternstunde auf SF 1

Produktion: Dschoint Ventschr Filmproduktion
Koproduktion: SF Schweizer Fernsehen

Produzent/in: Karin Koch
Produktionsleitung: Claudia Eichholzer
Redaktion (TV): Christoph Ullmann (SF)
Weltrechte: Dschoint Ventschr Filmproduktion

Ernst Sieber: «Ich werde jung bleiben, bis ich sterbe»

Quelle: Presseheft Dschoint Ventscher



Datum: 18.01.2007

  Artikel versenden
Druckansicht
 
Rat & Hilfe per E-Mail
Haben Sie Fragen oder suchen Sie Rat? [weiter]

 

 

 

 

Suche 
Newsletter bestellen