DJ Bobos Vampire-Song: "Wir mussten reagieren!"

 
DJ Bobo
DJ Bobo im Video-Clip zu "Vampires are alive".
"Verantwortungslos." So nennt die Schweizerische Evangelische Allianz (SEA) DJ-Bobos-Text "Vampires Are Alive". Die SEA-Kritik rauscht durch den Medienwald.

Mit "Vampires Are Alive" vertritt DJ Bobo die Schweiz am Eurovision Songcontest. Die SEA protestierte. Das Lied vermittle eine düstere Botschaft der Schweiz und er sei eine Gefahr für suizidgefährdete Jugendliche. Besonders störend seien die Zeilen: "Verkaufe deine Seele, vom Himmel zur Hölle, geniesse die Fahrt. Du bist hier, um mit deinem Leben zu kapitulieren." (wir berichteten: DJ Bobo im Schussfeld der Kritik )

Mit rund 200 Artikeln und über 20 Radio- und Fernsehbeiträgen reagierten die Medien stark auf die Erklärung der SEA. Laut Pressesprecher Fritz Herrli fand noch keine SEA-Stellungnahme einen solchen Widerhall.

Fritz Herrli, sehr viele Medien griffen die Stellungnahme auf - waren positive Beiträge darunter?
Fritz Herrli: Eine erste Auswertung zeigt, dass die Agenturen nüchtern berichteten, während einige Zeitungen scharf reagierten; darunter "20 Minuten" und der "Tages-Anzeiger". Letzterer zog hämisch und polemisch über die SEA her, die sich in der Rolle des helvetischen Sittenwächters gefalle und wohl die einzigen seien, die den Song ernst nähmen.

 
Fritz Herrli
SEA-Sprecher Fritz Herrli: «Einen solchen Widerhall hatte noch keine Stellungnahme der SEA.»
Bei den Reaktionen schieden sich die Geister. Wir erhielten viel positive Post. Die Leute schreiben zum Beispiel, dass es gut sei, nicht einfach alles zu schlucken, sondern zu sagen, was man denke. Anderseits gingen ein gutes Dutzend E-Mails bei der SEA ein, in denen Unverständnis über die Haltung der SEA zum Ausdruck gebracht wird.

Auch DJ Bobo meldete sich, wie reagierte er?
Er liess vom Management eine Reaktion verschicken, zuerst an uns, dann an die Medien. Das ganze sei Show, er schlüpfe in eine Rolle. In die eines Vampirs, der eine Frau erobern will. Freilich sei das nicht ernst gemeint, sondern künstlerische Freiheit. (DJ-Bobo-Stellungnahme siehe unten)

Anmerkung der Redaktion: Gegenüber der Deutschen Presse bezeichnete er die Kritik von Christen als "lächerlich und absurd": DJ Bobo: «Lächerlich und völlig absurd»

Ändern seine Worte etwas für die SEA?

Nein, der Text wird ja dadurch nicht besser. Wir waren uns bewusst, dass wir wohl kaum etwas ändern können. Und auch dass unser Brief weder Bundesrat noch Fernsehen bewegen wird, den Song abzusetzen. Wir wollten aber, dass unser Anliegen diskutiert wird. Das geschieht. Und es ist nötig, da die Schweiz mit einem solchen Text vertreten wird. Bei allem Verständnis für künstlerische Freiheit: Wir mussten reagieren!

In der Stellungnahme hat die SEA über Selbstmord-Gefahr gesprochen. Gibt es Fälle, wo sich jemand wegen einem Lied das Leben nahm?
Ich weiss von keinem Fall. Als wir den Brief verfassten, sprachen wir vorher mit einem Therapeuten. Er sagte, dass Menschen in einer schweren Phase nicht unterscheiden können. Dann können solche Songs die Situation verschlimmern. Man konnte das auch schon feststellen bei anderen melancholisch depressiven Songs.

Der Text kommt okkult daher. Hat die SEA bewusst nichts dazu gesagt?
 
Thomas Feuz
Thomas Feuz, Sekretär der EDU. Seine Partei hat nichts gegen DJ Bobo, ist aber mit dem Songtext nicht einverstanden.
Da machen wir die Abstraktion. Es ist ein Kulturprodukt, wir unterstellen DJ Bobo nicht, ein Okkultist zu sein oder ein Teufelsanbeter. Er schlüpft in eine Rolle. Wir wollten nicht theologisch argumentieren.

EDU hat 5000 Unterschriften
Die Partei EDU lancierte eine Petition, die verlangt, dass der Song wegen seinem Text abgesetzt wird. EDU-Sekretär Thomas Feuz: "In nur sieben Tagen haben wir 5000 Unterschriften erhalten." Es werde noch gesammelt. "Ich bin zuversichtlich, dass wir 10'000 Unterschriften kriegen." Einreichen soll man sie bis am 27. März 2007. Manche Unterzeichner seien zuerst skeptisch gewesen. "Sie sagten, dass man da jeden Tag wegen Geschehnissen in der Musikszene protestieren müsse. Bei genauerem Betrachten fanden sie die Aktion nötig, weil mit diesem Lied die Schweiz offiziell vertreten wird." Die Petition richtet sich an den Bundesrat, bereits diesen Donnerstag (22. März 2007) kündigt die EDU die Abgabe im Parlament an.

So reagierte DJ Bobos Management
"Bei den Vampiren handelt es sich um Figuren aus der Welt der Mythen und Fabeln, die gerade in der Literatur und im Film immer wieder grosse Beachtung finden.

DJ BoBo hat sich auf eine spielerische Art und Weise der Vampire angenommen.

Eine riesige Vampir-Party wird das Thema der nächsten grossen DJ BoBo Tournee sein.

Im Text des Liedes "Vampires Are Alive" schlüpft er in die Haut eines "Vampires", welcher auf "zynische" Art und Weise versucht eine Frau für das Leben in angeblich ewiger Jugend zu begeistern.

 
Verwandlungskünstler DJ Bobo
Verwandlungskünstler DJ Bobo – bei seiner letzten Show zog er ins Reich der Piraten.
Würde man die überhöhten Texte von Fabeln eins zu eins übernehmen, müsste man den Grossteil der Märchen aber auch die Filme und Bücher zu diesem Thema schlichtweg verbieten. Jedoch spricht man hier von künstlerischer Freiheit.

Es ist zu einfach, den 2. Teil des 2. Verses so aus dem Zusammenhang zu reissen. Die Story ist fiktiv! Die Legenden sollen laut Refrain überleben und für immer jung bleiben. Es ist also ein Song, der sich mit dem Thema des irrealen Mythos der Vampire beschäftigt.

Nicht mehr und nicht weniger !
Zudem mutet es, nachdem DJ BoBo und ich in der letzten Woche in Äthiopien das wirkliche Elend dieser Welt vor Augen geführt bekommen haben und uns dagegen im Rahmen des Welternährungsprogrammes der UNO gegen den Hunger in der Welt einsetzen, sehr eigenartig an, welche Diskussion hier geführt wird.

Es ist legitim, den Song gut oder schlecht zu finden, so soll es auch sein, gefallen kann DJ BoBo oder der Song auch nicht jedem, aber es wäre wünschenswert und wichtig für ein erfolgreiches Abschneiden, dass die Schweiz geschlossen hinter ihrem Teilnehmer steht.

Helsinki, wir kommen!"

Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch
Datum: 20.03.2007

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