Trotz vieler Scheidungen bleibt Heiraten in Mode

 
Heiraten in Mode
Heiraten in Mode
Statistiker meinen, dass sich jedes zweite Paar, das heute in der Schweiz heiratet, einmal scheiden lassen wird. Doch davon lassen sich die wenigsten heiratswilligen Paare abschrecken. Letztes Jahr nahm die Zahl der Heiraten leicht zu.

Die Prognosen, die die Statistiker den Brautleuten heute für ihre Ehe ausstellen, sind düsterer denn je: Laut dem Bundesamt für Statistik (BFS) liegt die Gesamtscheidungsziffer – das ist das aufsummierte Verhältnis der geschiedenen zu den geschlossenen Ehen – inzwischen bei rund 52 Prozent und damit 8 Prozent höher als 2004 oder 19 Prozent höher als 1990.

Dieser Anstieg erklärt sich in erster Linie durch die Zunahme der Scheidungen, aber auch durch den Rückgang der Eheschliessungen. Hält dieser Trend an, wird sich dereinst jedes zweite Paar, das heute heiratet, wieder scheiden lassen. In den letzten Jahrzehnten ist die Scheidungsrate kontinuierlich in die Höhe geklettert, von 6400 Scheidungen im Jahr 1970 (1 auf 1000 Einwohner), auf 21’300 Scheidungen (2,9) im vergangenen Jahr.

Scheidungen bis in die 1960er Jahre verpönt
Noch bis Ende der 60er Jahre hatte die Ehe weitgehend als die einzig legitime Form des Zusammenlebens gegolten. Scheidungen waren verpönt. Erst ab den 1970er Jahren begann „die bürgerliche Ehekonstruktion mit ihrer Einheit von Sexualität, Zusammenleben und Ehe auseinander zufallen“, wie der Zürcher Soziologe François Höpflinger sich ausdrückt. Sexuelle Erfahrungen vor der Ehe und Lebensformen ausserhalb der Ehe wurden von da an immer populärer. Als Folge davon stieg die Zahl der Scheidungen rapide. „Die Scheidungsrate dürfte in den nächsten Jahren noch weiter steigen“, schätzt Marcel Heiniger, Sektionsleiter Demografie und Migration beim Bundesamt für Statistik.

Ehe kein Auslaufmodell
Trotz diesen düsteren Prognosen wird Heiraten wieder beliebter. Letztes Jahr haben sich über 40’100 Paare (5,4 pro 1000 Einwohner) das Ja- Wort gegeben; 2000 waren es noch 39’800 Paare (5,5). Marcel Heiniger führt den in den letzten Jahren beobachteten Trend zu weniger Heiraten auf die geringere Zahl an heiratsfähigen Personen sowie auf die Etablierung anderer Formen des Zusammenlebens wie etwa das Konkubinat zurück. Anfang der 1970er Jahre hatten kritische Stimmen deswegen das Ende der Ehe prophezeit – voreilig, wie sich heute zeigt.

Autor: Fritz Imhof
Quelle: SSF. Schweiz. Stiftung für die Familie
Datum: 04.09.2006

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