Weihnachtsstimmung dank 5-fach Cumulus-Punkten an Adventssonntagen?

 
Sogar an den Festtagen verlocken
Sogar an den Festtagen verlocken die ‚Konsum-Gottesdienste’ in den Shoppingzentern zur allgemeinen Hektik.
Der Dezember ist der Monat der Lichter – und des Kommerzes, denn unter dem Christbaum sollen Weihnachtsgeschenke liegen. Warum aber muss der Sonntagsverkauf zusätzlich durch Rabattaktionen angeheizt werden? Während in Deutschland die Kirchen gegen die Ladenöffnung an allen Adventssonntagen protestieren, haben Beat und Renate Schmid aus Menznau der Migros einen Brief geschrieben:

„Die Genossenschaft Migros Aare will ihre KundInnen verzaubern und in Weihnachtsstimmung versetzen. Dafür hat sie sich etwas einfallen lassen: An ein oder sogar zwei Adventssonntagen gibt's beim Einkauf 5-fache Cumulus-Punkte. Frohe Weihnachtszeit in unserer Konsumgesellschaft! Offenbar meinen die Migros-Verkaufsstrategen, dass es uns Konsumenten ein himmlisches Vergnügen bereitet, an Adventssonntagen möglichst viele Cumulus-Punkte sammeln zu dürfen. Ja richtig, niemand zwingt uns zu unserem ‚Glück’. Aber mit dem letzten Rest einer besinnlichen Adventszeit ist es dann endgültig vorbei.

Sogar an den Festtagen verlocken die ‚Konsum-Gottesdienste’ in den Shoppingzentern zur allgemeinen Hektik. Statt mit den Kindern spielen und basteln zu können, werden unzählige Eltern vom Arbeitgeber auch noch sonntags in den Weihnachtsverkauf eingespannt. Wo bleibt da die Lebensqualität? Adventssonntage sind doch nicht zum Cumulus-Punkte-Sammeln da!“

Migros: Wer will, kann fernbleiben
 
Migros Aare will ihre KundInnen
Adventssonntage sind doch nicht zum Cumulus-Punkte-Sammeln da!
Thomas Bornhauser, Leiter Kommunikation und Kulturelles der Genossenschaft Migros Aare, betont auf Anfrage, dass Familien an jedem Adventssonntag spazieren gehen und sich vom Einkaufsrummel fernhalten könnten. Landesweit habe die Migros am Donnerstag und Freitag der letzten Woche – vor dem 1. Advent – fünffache Cumulus-Punkte gegeben. Im Shoppyland, dem grossen Einkaufszentrum nördlich von Bern, sei am 10. Dezember Ruhe; am 17. Dezember werde man öffnen und fünffache Punkte offerieren.

Dass der Trend in Deutschland hin zum Verkauf an allen Adventssonntagen geht, bestreitet Bornhauser gegenüber Livenet nicht. Aber: „Ob es sich rechnet, an vier Sonntagen die Geschäfte zu öffnen, ist damit nicht gesagt.“ Je nach Standort (Bahnhofnähe) müsse der Detailhandel seine Zeiten an den Pendlerströmen ausrichten.

Advent ohne Ruhetage in Berlin, Brandenburg und Sachsen
 
Kurfürstendamm Shop
Shopping bis zur Schmerzgrenze?
In einem Kanzelwort zum ersten Advent hat der Berliner Bischof Wolfgang Huber die Freigabe der Ladenöffnungszeiten in den Bundesländern Berlin, Brandenburg und Sachsen erneut scharf kritisiert. Die Landeskirche prüfe, ob eine Verfassungsklage gegen die Aushöhlung des Sonn- und Feiertagsschutzes angeraten sei, heisst es im Protest, der am Sonntag in allen Kirchengemeinden der Evangelischen Kirche in Berlin, Brandenburg und der schlesischen Oberlausitz verlesen wurde.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) verwies erneut darauf, dass das Grundgesetz sowohl die Sonntage als auch die Feiertage als «Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erbauung» unter besonderen Schutz stelle. Bei den Entscheidungen der Landesparlamente von Berlin, Brandenburg und Sachsen, alle Adventssonntage für den Verkauf freizugeben, sei der Einspruch der Kirche, die Sonntage nicht zu blossen Konsumtagen verkümmern zu lassen, nicht berücksichtigt worden.

Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch
Datum: 07.12.2006

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