"Ich staune, was Gott alles möglich macht"
"An diesem Abend übergab ich Jesus mein Leben", sagt Enrico Paul. Vor zwölf Jahren wurde der frühere DDR-Jugendfunktionär Christ. Den Ausschlag gab ein Vortrag über den rumänischen lutherischen Pfarrer Richard Wurmbrand (1909-2001). Wie dieser jahrelang in rumänischer Haft an seinem Glauben festhielt, liess Paul "nicht mehr los". Heute ist der Bautzener Chef einer expandierenden Zeitarbeitsfirma mit mehr als 700 Mitarbeitern, die er nach christlichen Massstäben führt. "Meine Geschichte zeigt, was Gott immer wieder möglich werden lässt", meint der Jungunternehmer. Damit traf er die Einstellung seiner Zuhörer in der Leipziger Messehalle. Sie quittieren seine Worte mit Applaus. "Mit Werten in Führung gehen", hiess das Motto beim "Kongress christlicher Führungskräfte". In dem Glaubensbekenntnis von Firmenchef Enrico Paul scheinen die evangelikalen Wurzeln des Kongresses durch. Doch die konfessionellen Ursprünge verlieren an Bedeutung. 30 Prozent Kongressteilnehmer stammen aus Freikirchen und 60 Prozent aus einer evangelischen Landeskirche. Jeder zehnte ist katholisch; der Bund katholischer Unternehmer (BKU) und der Bundesverband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV) wirken mit. Aktienkurse als täglichen Andacht
«Christliche Unternehmensprinzipien sichern Erfolg und Arbeitsplätze», ist der Unternehmer Jörg Knoblauch überzeugt. Der geschäftsführende Gesellschafter von «tempus»-Zeitplansysteme aus Württemberg hat den Leipziger Kongress mitorganisiert und dazu auch Heinrich O. Deichmann von der gleichnamigen Schuhhandelsgruppe eingeladen. «Verantwortung wird wahrgenommen»
Die Wirtschaft bezeichnete der evangelische Bischof Bohl als Hilfswissenschaft für das Leben. Erfahrungen aus diesem Bereich könnten somit auch der Kirche helfen. Deren zentrale Aufgabe sei jedoch die Verkündigung der christlichen Botschaft, betonte der Bischof. „Für das Wachstum der Kirche ist nicht nur der Bischof verantwortlich“, so Bohl. Der Wirtschaftsjournalist Michael Inacker, früher Vizepräsident der DaimlerChrysler AG, erwartete von der Kirche mehr Hilfestellungen in ethischen Konflikten. Seiner Ansicht nach haben es die Kirchen versäumt, politische und wirtschaftliche Eliten anzusprechen, um ihnen bei schwierigen unternehmerischen Entscheidungen zu helfen. Als Alternative habe er zusammen mit Freunden ein Internet-Portal www.luther-stiftung.org gegründet, „um die Grundimpulse der Reformation in einen themenbezogenen und ergebnisorientierten Dialog von Kirche, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zu übersetzen“. Rückzug verboten
Teilnehmerzahl verdreifachte sich Mit ihren Kongressen haben Idea-Chef Horst Marquardt und Tempus-Geschäftsführer Jörg Knoblauch offenbar einen wachsenden Trend aufgegriffen. Die Zahl der Anmeldungen verdreifachte sich seit 1999 auf jetzt 3.500. Zwei Drittel der Teilnehmer sind zum ersten Mal dabei, jeder vierte stammt aus den neuen Ländern. Vorträge, Foren, Ausstellungsstände und Andachten sollten aufzeigen, "warum es sich lohnt, sich an Jesus Christus zu orientieren", wie beide Initiatoren betonen. "Erst verlieren wir unsere Werte, dann verlieren wir unseren Wohlstand", warnte Knoblauch. Er ermuntert seine Zuhörer, "die Klugheit des Evangeliums mit der Schlauheit der Welt zusammenzubringen". Mix aus Warenmesse und Kirchentag
Der 6. Kongress christlicher Führungskräfte soll 2009 stattfinden. Webseite: www.christlicher-kongress.de | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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