Arbeitslos – was nun?

 
Fast jede soziale Schicht
Fast jede soziale Schicht der Bevölkerung ist von Arbeitslosigkeit oder von drohender Arbeitslosigkeit betroffen.
Carmen Gühring* glaubt an Gott. Vor einiger Zeit hat sie sich bewusst für ein Leben als Christ entschieden. Doch arbeitslos ist sie noch immer.

Nach einer ersten Zeit der Enttäuschung darüber hat sie die Zeit genutzt zur persönlichen Weiterbildung und zur Mitarbeit in der Kirchgemeinde. Inzwischen hat sie einen Glaubensgrundkurs initiiert, durch den sie anderen Menschen Hilfe und Trost vermitteln konnte. Nebenbei bewirbt sie sich weiter und hofft auf die passende Stelle.

Jede Berufsbranche, fast jede soziale Schicht der Bevölkerung ist von Arbeitslosigkeit oder von drohender Arbeitslosigkeit betroffen — auch Christen. Arbeitslosigkeit macht um glaubende Menschen keinen Bogen. Dieser Beitrag vermittelt keine Arbeit, aber er will helfen, Probleme der Arbeitslosigkeit mit dem Glauben und Jesus Christus in Verbindung zu bringen. In der Hoffnung, leichter ein Ja zu diesem Weg zu finden und die Last der Arbeitslosigkeit anzunehmen, um handlungsfähig zu werden.

Arbeit gehört zum Leben dazu
Wer von Arbeitslosigkeit betroffen ist, wird sich des Wertes der Arbeit neu bewusst und erfährt, wie sehr Arbeit zum Leben dazu gehört. Damit wird ein Anliegen unseres Schöpfers sichtbar: Gott hat uns seine Schöpfung anvertraut, dass wir sie uns untertan machen und Herrschaft ausüben (siehe die Bibel, 1. Mose, Kapitel 1, Vers 28) und dass wir sie bebauen und bewahren (1. Mose, Kapitel 2, Vers 15). Das bedeutet Arbeit!

Zu den Ordnungen Gottes gehört die Einteilung der Woche in sechs Arbeitstage und einen Ruhetag. Es wäre völlig verkehrt, aus einer gelegentlich sogar geistlichen begründeten Haltung heraus die Arbeit zu disqualifizieren und sich über alle Arbeit erhaben zu fühlen. Wer Arbeit hat, sollte dafür dankbar sein, Gott und Menschen. Und ob man nicht auch für vergangene Arbeit danken kann? Danken bewahrt vor Resignation und wendet sich an den, der der Herr über allem ist, auch der Herr über alle Arbeit.

Ungerechte Welt
 
Wer von Arbeitslosigkeit
Wer von Arbeitslosigkeit betroffen ist, wird sich des Wertes der Arbeit neu bewusst.
Es wird in unserer Gesellschaft nicht nur die Arbeitslosigkeit beklagt, sondern zugleich die Ungerechtigkeit. Die Arbeit ist ungerecht verteilt: Wer Arbeit hat, hat nicht selten zu viel, und wer keine Arbeit hat, dem fällt die Decke auf den Kopf. Hier sind die Politiker aufgerufen, Rahmenbedingungen zu schaffen, die mehr Gerechtigkeit bringen. Mehr Gerechtigkeit! Eine absolute Gerechtigkeit wird es nicht geben. Nicht in dieser Welt. Gott hat seine Schöpfung gesegnet, er hat aber auch nach dem Sündenfall den Acker verflucht (1. Mose, Kapitel 3, Vers 17). Bis heute ruht beides auf der Arbeit: Gottes Segen und Fluch.

Das Leben ist mehr als Arbeit
Arbeit gehört zum Leben dazu, aber Leben ist mehr als Arbeit. Die Bibel spricht an keiner Stelle gegen die Arbeit. Sie macht aber ebenso deutlich, dass die letzte Lebenserfüllung in der Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott besteht. Unsere Bestimmung ist, mit Gott und in der Verantwortung vor Gott zu leben. „Gott über alle Dinge fürchten, lieben und vertrauen“, wie Martin Luther in der Erklärung zum ersten Gebot im Kleinen Katechismus schreibt. Deshalb sagt Jesus: „Was würde es dem Menschen helfen, wenn er die ganze Welt gewinnt und doch Schaden an seiner Seele nimmt?“ (Matthäus, Kapitel 16, Vers 26) Wenn die Arbeit und die Ergebnisse der Arbeit die letzte Lebenserfüllung sind, dann wird das Leben verpasst, weil Jesus das Leben ist und gibt.

Ein Christ zu sein, bedeutet nicht, von Arbeitslosigkeit verschont zu bleiben. Aber er hat für Zeit und Ewigkeit das Leben in Jesus gefunden. Damit lässt sich das Problem der Arbeitslosigkeit anders ertragen und angehen als ohne den lebendigen Herrn. Ob mit oder ohne Arbeit — nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn (Römer, Kapitel 8, Vers 39).

Mit Arbeitslosigkeit voll beschäftigt
Wer das Leben in Jesus hat, erfährt, dass Jesus freimachen kann von Zwängen und frei macht zum Dienst.

Freimachen von Zwängen: Das Thema Arbeit oder Arbeitslosigkeit muss nicht das Thema sein, das Herz und Gedanken, Gespräche und Handlungen von früh bis abends beherrscht. So schwer Arbeitslosigkeit auch sein kann — sie darf nicht unsere Beziehung zu Jesus verdrängen und das Leben beherrschen. Auch in der Arbeitslosigkeit kann der Christ gelassen und fröhlich sein, weil er zu einem Herrn gehört, der grösser ist als seine Probleme.

Freimachen zum Dienst: Manche Kirchen und christlichen Gemeinschaften erleben, wie Arbeitslose ihre viele freie Zeit mit einsetzen für die Gemeindearbeit, sei es im handwerklichen Bereich oder im Besuchsdienst, in Diensten diakonischer Art oder in der Verkündigung — nach dem Mass, wie Gott die Gaben gegeben hat.

Arbeitslosigkeit lehrt Beten und Vertrauen
 
Wer das Leben in Jesus hat
Wer das Leben in Jesus hat, erfährt, dass Jesus freimachen kann von Zwängen und frei macht zum Dienst.
Mit der Arbeitslosigkeit sind zugleich wirtschaftliche und soziale Einschnitte verbunden: weniger Einkommen, geringere Rentenbeiträge, Isolierung... Und was wird, wenn die Arbeitslosenunterstützung ausläuft? Es entstehen oft bange Fragen. Aber der, der das Leben in Person ist, will auch für unser äusseres Leben, den „Leib” sorgen.

Jesus lehrte seine Jünger beten: „Unser täglich Brot gib uns heute.“ Martin Luther hat mit Recht darauf aufmerksam gemacht, dass darunter auch die Arbeit zu verstehen ist. In der Bergpredigt weist Jesus darauf hin, dass Gott, der Vater, für seine Kinder sorgen will, nicht nur für die geistlichen Dinge, sondern auch für die irdischen.

Deshalb mahnt Petrus: „Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch“ (1. Petrus, Kapitel 4, Vers 7). Auch die Arbeitslosigkeit dürfen wir unserem Herrn bringen. Er wird nicht immer unsere Wünsche erfüllen, aber wir dürfen wissen, dass nichts ohne ihn geschieht. Und dass alles, was uns widerfährt — auch Arbeitslosigkeit — zum Besten dient. In diesem Sinn sagt Martin Luther: Wenn Gott uns nicht gibt, was wir bitten, wird er geben, was besser für uns ist. Deshalb dürfen wir unsere Wege ihm anbefehlen.

Mit Jesus in die Zukunft
Mit und ohne Arbeit — jeder ist bei Gott geliebt und wertvoll. Bei ihm gibt es keine Unterschiede der Wertigkeit, deshalb braucht ein Arbeitsloser keine Minderwertigkeitsgefühle zu haben. Gott schenkt einen klaren Kopf und befreit die Schultern von den drückenden Lasten. Deshalb kann jeder, der arbeitslos ist, „an die Arbeit gehen“: mit Jesus immer wieder zum Arbeitsamt und auf Arbeitssuche, mit Jesus Bewerbungen abschicken und in seiner Kraft Absagen hinnehmen, sich mit Jesus vorstellen und — wenn es geschieht — dann mit ihm einen neuen Arbeitsplatz einnehmen.

*Name von der Redaktion geändert

Autor: Wolfgang Piertzik


Quelle: NEUES LEBEN. Das Christliche Ratgeber-Magazin

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