Hamburger Vorstoss für Scientology-Verbot in Deutschland

 
Ursula Caberta bei der Vorstellung
Ursula Caberta bei der Vorstellung ihres Buches „Schwarzbuch Scientology“ im Rathaus in Hamburg.
Die Hamburger Scientology-Beauftragte Ursula Caberta greift Scientology in einem neuen Buch massiv an. Hamburgs Innensenator will ein Verbot der Organisation von den Innenministern der Bundesländer diskutieren lassen.

Im Vorwort zu Cabertas Buch fordert Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU) eine Überwachung durch den Verfassungsschutz. Und steht damit keineswegs allein. Laut Beckstein ist Scientology eine „Gefahr für unser gesamtes Gesellschaftssystem“.

Caberta stellt in ihrem „Schwarzbuch Scientology“ die Vorwürfe zusammen, welche sich in Verfassungsschutzberichten und früheren Büchern finden: Neulinge würden massiver Beeinflussung ausgesetzt, von allen familiären Bindungen entfremdet, materiell ausgebeutet und bei „Reinigungsritualen“ durch überdosierte Vitamincocktails gesundheitlich gefährdet. Es gebe ungeklärte Todesfälle bei Scientologen.

Religiöses Etikett als Trick
Für Caberta ist eines ganz klar: Scientology ist keine Religionsgemeinschaft. Sie könne daher keine Schutzrechte beanspruchen und sich als verfolgte Kirche darstellen. Anfangs sei „von Religion und Kirchengründung keine Spur“ gewesen, sondern die Organisation habe auf Science-Fiction abgestellt und Profitmaximierung betrieben. Erst nach 1970, als sich der amerikanische Staat für die Geschäftspraktiken zu interessieren begann, sei man auf die Idee verfallen, sich den Status als ‚Church’ zuzulegen. Da das Kirchliche nur ein Kniff sei, sieht Caberta keinen Grund, Scientology mit religiöser Toleranz zu begegnen.

Freund-Feind-Schema
Scientology ist in Cabertas Augen eine gegen die Demokratie gerichtete Geheimorganisation, der es allein um ihre eigene Ausbreitung geht. Jeder Kritiker werde als zu bekämpfender Gegner betrachtet. Dies führe zu einem lückenlosen Kontrollsystem – von Caberta mit der DDR-Stasi verglichen. Hamburgs Scientology-Beauftragte zitiert den Gründer L. Ron Hubbard. Dieser habe eine „Nachrichtendienstarbeit“ propagiert, „damit wir unsere Feinde von unseren Freunden unterscheiden können und damit wir in jeder gegebenen Situation die Verursacher des Ärgers herausfiltern können“.

Drill für Kinder
Ausführlich stellt die 57-jährige Autorin, die seit 15 Jahren die in Deutschland einzigartige Hamburger „Arbeitsgruppe Scientology“ leitet, Erziehungspraktiken dar. Kinder von Scientologen würden einem „Erziehungsdrill ohne Widerspruch“ unterworfen und müssten „Reinigungsritualen“ über sich ergehen lassen – ab dem vierten Lebensjahr. Caberta berichtet von ausstiegsbereiten Eltern, denen die Organisation die bereits indoktrinierten Kinder zu entziehen versucht habe.

Die Tatsache, dass alle geschilderten Fälle vollständig anonymisiert sind und manches wegen der Geheimniskrämerei der Organisation bloss vermutet werden kann, mindert den Wert des ‚Schwarzbuchs’ als Grundlage für das von Caberta geforderte Verbotsverfahren. Bundespolitiker bezweifeln, dass das Material ausreicht, um Scientology Verfassungsfeindlichkeit nachzuweisen.

Immerhin: Die hartnäckige Kämpferin hat eine Schutzerklärung entwickelt. Damit kann in deutschen Verwaltungen jedermann überprüfen, ob es sich bei Geschäftspartnern, Bewerbern oder Investoren um Scientologen handelt. Zudem entschieden die Innenminister, Scientology ab 1997 vom Verfassungsschutz beobachten zu lassen.

Der Bundesverfassungsschutz zu Scientology
Das Weltbild von Scientology

Quelle: Livenet / Die Welt

Autor: Peter Schmid

Datum: 13.08.2007

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