Muster des Online-Sexverhaltens

 
Muster des Online-Sexverhaltens
Der Übergang vom gelegentlichen Internet-Sexkonsumenten bis zum schwer süchtigen ist fliessend.

Die folgende Einteilung ist nicht wertend, sondern rein beschreibend (nach P. Carnes).

Gruppe A: Nichtsüchtige Nutzer

a) Angepasster Freizeitgebrauch
Es gibt nicht wenige Menschen, die erotisches Material lesen oder ansehen, ohne dadurch in eine pathologische Abhängigkeit zu verfallen oder eine Verschiebung ihrer sexuellen Präferenzen oder der Achtung vor dem anderen Geschlecht zu erleben. Diese werden als «angepasste Freizeitnutzer» beschrieben.

b) Unangepasster Freizeitgebrauch
Obwohl diese Gruppe nicht süchtig ist, geht sie mit sexuellen Inhalten des Internet in anstössiger Weise um: Dies sind dann die schmierigen Typen, die pornografische Bilder an die Kollegin schicken, um sie in Verlegenheit zu bringen. Im Gegensatz zu Online-Süchtigen versuchen sie nicht, ihren Spass an derartigen Bildern zu verstecken.

Gruppe B: Problematische Nutzer

c) Entdeckergruppe
Diese Menschen hatten vor ihrer Internetnutzung keine Probleme mit suchtmachenden Formen der Sexualität. Sie gehen zuerst mit fast spielerischer Neugier in einen Chatroom oder eine Porno-Adresse. Doch dann werden sie hineingezogen und verbringen immer mehr Zeit im Netz, riskieren immer mehr und werden abhängig.

d) Prädisponierte Gruppe
Diese Menschen hatten zwar schon früher unangepasste sexuelle Fantasien, etwa zu einer Prostituierten zu gehen oder ein Kind unsittlich zu berühren, doch sie lebten diese Impulse nie aus, weil sie sich schämten. Nun entdecken sie im Internet die Erfüllung ihrer Wünsche, ohne erkannt werden zu können. Zuerst verweilen sie nur einige Stunden pro Woche im Netz, doch dann wird es immer mehr. Dazu kommen auch zunehmend extremere Variationen der Sexualität, um noch einen Kick zu bekommen. Sie werden süchtig.

e) Lebenslanges sexuelles Suchtverhalten
Diese Menschen zeigen schon seit der Jugend problematisches sexuelles Verhalten: häufige Masturbation, Gebrauch von pornografischem Material, Voyeurismus, Exhibitionismus oder pädophile Handlungen (all das, was in der Diagnostik als «Paraphilie» bezeichnet wird). Für sie bietet das Internet die Möglichkeit, ihre bestehendes sexuelles Muster in einer neuen Form auszuleben.

Dabei kann man wiederum drei Untergruppen unterscheiden:
Die erste Gruppe nutzt das Internet als zusätzliche Möglichkeit, um ein an sich gewohntes Verhalten auszuleben.
Die zweite Gruppe sieht im Internet einen weniger riskanten Weg, um neue Formen der Sexualität auszuprobieren und sich etwa an Minderjährige heranzumachen.
Der dritten Gruppe ist ihr sexuelles Verhalten ausser Kontrolle geraten. Sie nimmt im Internet vielfältige Risiken und Angebote wahr, die eventuell sogar zu einer Strafverfolgung führen können.

Autor: Dr. med. Samuel Pfeifer
Quelle: „Internet-Sucht. Verstehen - Beraten - Bewältigen"

Bearbeitung: Lebenshilfe-net.ch



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