Volkskrankheit Kopfschmerzen

 
Kopfschmerzen
Foto: DAK
Fast drei Viertel der Bevölkerung leiden an Kopfschmerzen und gut ein Viertel an Migräne. Genaue Abklärung tut not, und besser als Medikamente wirken oft alte Hausmittel.

Nicht weniger als 71 Prozent der Bevölkerung leiden an Kopfschmerzen, 27,5 Prozent an Migräne und 38,3 Prozent an Spannungskopfschmerzen, 5,6 Prozent an anderen Formen. Oft bestehen Migräne und Spannungskopfschmerzen nebeneinander.

Viele Betroffene kennen die Auslöser für ihre Kopfschmerzen. Insbesondere bei der Migräne reichen oft kleine Reize wie etwa Zigarettenrauch oder ein Glas Rotwein, um einen Anfall auszulösen. Oft spielen auch seelische Spannungen mit.

Psychosomatisch besonders bedeutungsvoll sind Auslöser wie Erwartungsangst, Entlastung nach Stress, das bevorstehende Wochenende oder innere Zyklen wie etwa die Monatsregel oder der Schlaf-Wach-Rhythmus.

Wie Kopfschmerzen entstehen
Bei Kopfschmerzen liegt Schmerzschwelle im Gehirn niedriger als gewöhnlich. In der Regel sind dann auch andere Teile des Körpers von dieser erhöhten Schmerzempfindlichkeit betroffen. Bei der Migräne werden in den Hirnhäuten und den Blutgefässen des Kopfes sogar Neurotransmitter freigesetzt, die den Kopfschmerz verstärken und die Gefässe erweitern.

Dem Schmerz auf den Grund gehen
In einer sorgfältigen Befund-Abklärung (Anamnese) sollten die folgenden Punkte berücksichtigt und Fragen gestellt werden:

  • Beginn der Kopfschmerzerkrankung- Verschiedene Formen nebeneinander?
  • Häufigkeit und Dauer
  • Tageszeitliche Abhängigkeit
  • genauer Anfallsablauf
  • Zeichen, mit denen sich der Schmerz ankündigt
  • Neurologische Begleitstörungen (Aura)
  • Besondere Eigenschaften / Lokalisation?
  • Begleitsymptome des Kopfschmerzes
  • Auslösefaktoren
  • Verhaltensmassnahmen
  • Bisherige Behandlung
  • Weitere Erkrankungen, Medikamente
  • Familienkrankheiten
  • Beruf und Lebensgewohnheiten

Auf einmal ist er da, der Schmerz
«Letzte Woche hatte ich häufig Kopfweh. Ich weiss nicht, war es der Wetterumschwung, der Kälteeinbruch oder die Mens. Ja, und dann habe ich mich noch über eine freche Bemerkung meiner Tochter geärgert. Ich habe richtig gespürt, wie der Schmerz vom Nacken hochkroch und die ganze linke Kopfseite zusammenzog!»

Kopfschmerz als Notfall
Bei folgenden Symptomen sollte man nicht zögern, unverzüglich die Hilfe eines Arztes zu beanspruchen:

  • Hohes Fieber
  • Meningismus (steifer Nacken)
  • Epileptische Anfälle
  • Erbrechen
  • Bewusstseinstrübung, Verwirrtheit
  • Mydriase (weite Pupillen)
  • Atemstörungen

Spannungs-Kopfschmerzen

Kopfschmerzdauer  - unbehandelt 30 Minuten bis 7 Tage; in 40 bis 60 Prozent tritt er episodisch auf, nur in 3 Prozent wird er chronisch.

Schmerzcharakteristika
(mind. zwei)

  - drückend bis ziehend, nicht pulsierend
- übliche Aktivität nicht nachhaltig behindert
- beidseitiger Kopfschmerz
- körperliche Aktivität verstärkt Kopfschmerz nicht
Weitere Bedingungen  - keine Übelkeit
- kein Erbrechen
- von folgenden beiden Symptomen max. eines: Lichtüberempfindlichkeit, Lärmüberempfindlichkeit

Attacken-Anzahl

 

 - zehn vorangegangene Attacken
- weniger als 15 Kopfschmerztage pro Monat

Behandlung von Spannungskopfschmerz
Bei Spannungskopfschmerzen helfen Medikamente nur bedingt. Die Stärke des Schmerzes lässt lediglich um 30 bis 50 Prozent nach. Starke Schmerzmittel wie Opioide sind nicht wirksam, oft jedoch «ganz normale» Mittel wie Aspirin oder Paracetamol. Auch Antidepressiva können helfen, weil sie die Schmerzschwelle heraufsetzen.

Moderne Migränemittel blockieren die schmerzverstärkenden Neurotransmitter an den Gefässen im Gehirn. Allerdings sollte man solche spezifischen Medikamente auch wegen ihrer Nebenwirkungen nur sehr vorsichtig dosieren. Allgemeine Hilfsmittel wie Entspannungsübungen, ein Bad, ein Massage u. a. dürfen auf keinen Fall vernachlässigt werden.

Medikamenten-Kopfschmerz
Darunter versteht man einen Kopfschmerz, der durch regelmässig eingenommene Medikamente hervorgerufen oder verstärkt wird. Er tritt häufig bis täglich auf. Die einzige Form der Abhilfe ist das Absetzen des betreffenden Medikaments.

Literatur:
O. Sacks, Migräne. Rowohlt.
A. Peikert: Migräne und Kopfschmerzen verstehen, behandeln, bewältigen. Trias.

Bearbeitung: Lebenshilfe-Net.ch, Lothar Mack 

Autor: Dr. med. Samuel Pfeifer
Quelle: seminare-ps.net

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