Was führt aus Angst heraus?

 
Sorgen
Sorgt nicht - wie gern hören wir diesen Zuspruch! Wer möchte das nicht - ein sorgenfreies Leben? Überall wird mit einer solchen Verheissung geworben, für Versicherungen aller Art, von der Urlaubsversicherung bis zur Lebens- oder auch Sterbeversicherung. Allerdings nistet sich heute in unsere Erwartungen auch immer wieder das Virus des Misstrauens ein: Wie sicher sind die Versicherungen der Versicherer eigentlich? Werde ich meine Rente wirklich bekommen beziehungsweise wird sie ausreichend sein - oder werde ich einmal zum Sozialfall? Wer kann da Garantien geben?

Jesus - unser Sorgendiener?
Das ist, meinen wir dann vielleicht, bei Jesus sicher ganz anders. Wenn er sagt "Sorgt nicht!", dann ist darauf wirklich Verlass. Jesus bietet sich jedermann, so scheint es, als verlässlicher Garant eines sorgenfreien Lebens an. Jesus: die Antwort auf alle unsere Fragen - und eben auch auf alle unsere Sorgen und Ängste.
Jesus - unser Sorgendiener?

Sorgen - worum?
Aber das wäre ein Missverständnis des Wortes Jesu. Gegen Ende seiner Ausführungen zum Thema umschreibt er das Sorgen um etwas mit dem Ausdruck "trachten nach". "... nach all dem (worum ihr euch sorgt) trachten die Heiden." Im Gegensatz dazu aber erwartet Jesus von seinen Jüngern, dass sie "allererst trachten nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit" (Vers 33). Das ist genau das, was Paulus meint, wenn er vom Sich-Sorgen um "die Sache des Herrn" spricht (@.Korinther 7,32). Für "sorgen" gebraucht der Apostel dabei genau das gleiche griechische Wort wie der Evangelist Matthäus an unserer Stelle. Also: eifrig bemüht sein, sorgen sollen wir uns schon - fragt sich nur, worum? Von der Beantwortung dieser Frage hängt dann auch ab, wie unser "Sorgen" aussieht.

Sorge um unser Leben
Zunächst ist zu bedenken: Jesus sagt nicht pauschal: Sorgt überhaupt nicht! Er sagt vielmehr präzise: Sorgt euch nicht um euer Leben (Vers 25). Diese Aussage aber beschreibt er wiederum konkret, indem er von der Sorge um die Grundbedürfnisse menschlichen Lebens spricht, der Sorge um Nahrung, also Essen und Trinken, und um Kleidung.

Sorge um Gottes Reich
Dieser Sorge stellt Jesus eine andere gegenüber: die um das "Reich Gottes und seine Gerechtigkeit". Auf dieses Ziel soll unser Leben ausgerichtet sein: dass Gott herrscht. Das heisst, dass seine barmherzige Gerechtigkeit unter den Menschen zur Geltung kommt, die "bessere Gerechtigkeit", von der Jesus vorher gesprochen hatte (Matthäus 5,20), in der unsere Unversöhnlichkeit, Begehrlichkeit und Feindseligkeit überwunden wird. "Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes" - das setzt eine Grundentscheidung voraus. "Niemand kann zwei Herren dienen; entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird dem einen anhängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon" (Vers 24). Wem gilt unsere erste Loyalität - Gott oder uns selbst und dem, was man normalerweise für unabdingbar nötig hält, worauf man meint, unbedingt ein Anrecht zu haben?

Ein falscher Gegensatz?
Aber muss denn beides wirklich in Gegensatz zueinander gesetzt werden? Nicht unbedingt. Denn Gott selbst "sorgt" für uns. Er weiss, was wir brauchen (Vers 32). Das schliesst dann auch ein, dass wir für unser und unserer Angehöriger Leben gewisse Vorsorge treffen. Obwohl Gott für die Jünger sorgt, hat doch nach wir vor "jeder Tag seine eigene Plage" (Vers 34).


Wie aus Sorge Angst wird
Trotzdem lehrt die Erfahrung, dass die an sich berechtigte Vorsorge um das, was wir essen und trinken und womit wir uns kleiden sollen, sich normalerweise verselbständigt. Sie wird zur ersten Priorität in unserem Leben, hinter der auch das Interesse des Reiches Gottes zurückstehen muss. Der Grund dafür liegt in der Bosheit des menschlichen Herzens, in der wir immer wieder Gott zur Seite und unser eigenes Interesse in die Mitte stellen. So machen wir unsere Habe, die unserem Leben mit und für Gott dienen sollte, zum Götzen ("Mammon"). Die - an sich berechtigte - Vorsorge wird zur ängstlichen Existenzsicherung. Weil wir aber durch alle Arbeit diese Sicherheit doch nie erreichen können, wird unsere Sorge zur Angst. Sie legt sich zuzeiten wie eine Betondecke auf unsere Herzen und droht uns den Atem abzudrücken.

Die Zuversicht
 
Freude
Wie kommen wir aus solcher Angst heraus? Dadurch, dass Gott uns einfach wegnimmt, was uns Angst macht? Ja, auch das tut er. Aber wie lange hält solche Erfahrung vor? Steht nicht die neue Sorge schon bald wieder vor der Tür?

Jesus hat einen anderen, dauerhafteren Trost vor Augen: den Blick auf Gottes Herrschaft. Die Grundentscheidung für die Priorität des Reiches Gottes entlastet uns tiefer und bleibend von unserer Angst. Denn wenn das Reich Gottes wirklich unsere erste "Sorge" ist, dann wissen wir: Sein Kommen hängt letztlich nicht von uns ab, sondern diese Sorge liegt ganz in Gottes Hand, der selbst sein Reich heraufführen wird, wann es ihm gefällt. Daran wird niemand und nichts ihn hindern.

Demgegenüber rückt die Sorge um unser Leben ins zweite Glied: Wenn Gott Macht hat, sein Reich herbeizuführen - wieviel mehr kann er jetzt schon für uns sorgen, wie und wann auch immer er will. "So wird euch solches alles zufallen" (Vers 33b). Aber nicht darin besteht eigentlich unsere Zuversicht, nicht davon ist sie abhängig, dass wir solche Fürsorge nach Wunsch erleben, sondern in der Hoffnung auf Gottes Herrschaft. Wo ein Mensch diese Grundentscheidung vollzogen hat und festhält, da verblasst die Sorge um die eigene Existenz.

Dossier: www.angst.jesus.ch

Helmut Burkhardt
Chrischona Magazin

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