Wenn die Angst den Glauben überwuchert

 
In mir ist es finster
In mir ist es finster,
aber bei dir ist das Licht.
Angststörungen wirken sich auf das ganze Leben negativ aus; bei gläubigen Menschen also auch auf die Art und Weise, wie sie ihren Glauben erleben. Texte in der Bibel selber legen davon bereits Zeugnis ab.

Wer allgemein unter Platzangst leidet, den befällt sie oft auch in einer Kirche und macht es ihm unmöglich, einen Gottesdienst zu besuchen. Aber auch der Glaube selbst wird von diesen psychischen Störungen in Mitleidenschaft gezogen, wenn sich zum Beispiel das Gewissen zum kritisierenden «Über-Ich» aufbaut und jede persönliche Freiheit erstickt.

Freude, wo bist du?
Übersensiblen Menschen legt sich die Angst wie ein grauer Schleier über ihren Glauben:

- Angst, keine Vergebung zu erhalten;
- Angst, Jesus könnte wiederkommen und sie zurücklassen;
- Angst, sie könnten zu wenig christlich leben;
- Angst, Gott würde sie bei allem beobachten.

Diese Menschen leben im Spannungsfeld von Idealen, schwieriger Lebenssituation und individueller Übersensibilität. Eine enggeführte Frömmigkeit kann auch zu religiösen Ängsten führen. Auf die Glaubensinhalte selber sind sie, wie mehrere Untersuchungen belegen, jedoch nicht zurückzuführen.

Biblische Beschreibungen der Angst
Erfahrungen von Angst sind so alt wie das menschliche Leben. Sie finden sich darum auch schon der Bibel. In der ihnen eigenen poetischen Sprache beschreiben die Psalmen vielfältige Symptome von Angst:

Psalm 61,2-4: «Höre, Gott, mein Schreien und merke auf mein Gebet! Mein Herz ist in Angst; du wollest mich führen auf einen hohen Felsen. Denn du bist meine Zuversicht, ein starker Turm vor meinen Feinden.»

 Psalm 69,2-3: «Gott, hilf mir! Denn das Wasser geht mir bis an die Kehle. Ich versinke in tiefem Schlamm, wo kein Grund ist; ich bin in tiefe Wasser geraten, und die Flut will mich ersäufen.»

Psalm 71,20-21: «Du lässt mich erfahren viele und grosses Angst und machst mich wieder lebendig und holst mich wieder herauf aus den Tiefen der Erde. Du baust mich auf und tröstest mich wieder.»

Auch von sozialen Ängsten ist in der Bibel die Rede. Sie werden dort als „Sorgen" oder „Menschenfurcht" bezeichnet; allgemeine Ängstlichkeit erscheint als „Verzagtheit" oder als „Kleinmut".

Diese Texte widerspiegeln neben der existentiellen Erfahrungen von Angst auch die von erfahrener Hilfe. Vielen Menschen sind sie darum eine wichtige Hilfe in ihren eigenen seelischen Nöten. Sie erfahren durch das Lesen und innere Nachsprechen wesentliche Entspannung und Trost.

Beispiele aus der Literatur
 
In mir ist es finster
In mir ist es finster,
aber bei dir ist das Licht.
Hoffnung wider die Angst

In mir ist es finster,
aber bei dir ist das Licht.
Ich bin einsam,
aber du verlässt mich nicht.
Ich bin kleinmütig,
aber bei dir ist die Hilfe.
Ich bin unruhig,
aber bei dir ist der Friede.

In mir ist Bitterkeit,
aber bei dir ist die Geduld.
Ich verstehe deine Wege nicht,
aber du weisst den Weg für mich.

Dietrich Bonhoeffer (1906-1945)

Die ganze weite Welt ist ein schmaler Steg. Geh darüber und fürchte dich nicht.
Rabbi Nachman von Bratzlav, 1772 - 1810

Weiterführende Links:
Dossier www.angst.jesus.ch
Suchen Sie Beratung? www.lebenshilfe.jesus.ch
Wie mit Ängsten umzugehen ist

Literaturhinweise:
S. Pfeifer: Wenn der Glaube zum Problem wird. Brendow-Verlag, Moers.
J. & L. Wetter-Parasie: Angst in Kraft verwandeln. Edition Anker.
U. Körtner: Angst - Theologische Zugänge zu einem abivalenten Thema. Neunkirchner Verlag.
S. Nägeli: Die Nacht ist voller Sterne - Gebete in dunklen Stunden. Herder-Verlag.


Bearbeitung: Livenet, Lothar Mack

Autor: Samuel Pfeifer
Quelle: seminare-ps.net

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