Deutungen der Psychosomatik

 
Frau

Psychogenese
Die einseitige Betonung seelischer Ursachen ist heute veraltet. Der Psychoanalytiker Franz Alexander behauptete beispielsweise, dass jeder psychosomatischen Krankheit eine spezielle Problemkonstellation zu Grunde liege.

So liege der Hauptkonflikt bei Bronchialasthma in der Angst des Kindes, die Zuneigung seiner Mutter zu verlieren. Das asthmatische Giemen sei nichts anderes als eine Art Weinen, das die Zuwendung der Mutter erwirken solle. «Die Mütter asthmatischer Patienten zeigen eine ambivalente Haltung, die häufig gleichzeitig besitzergreifend, ja verführerisch und ablehnend ist.»

Finale Betrachtungsweise
Im systemischen und individualpsychologischen Denken wurde die Frage gestellt, welche Bedeutung das Symptom im Konfliktfeld der Familie hat. Welcher Appell liegt im Asthmaanfall, was wiederholt er an frühkindlichen Interaktionen mit der Mutter? Welche Formen bewusster oder unbewusster Botschaften (Symbole) und verdeckter Kommunikationsweisen liegen dem Ausbruch einer Allergie in einem Ehekonflikt zugrunde? «Was will eine Person mit ihrem Symptom erreichen?» In dieser Form ist nach heutigem Verständnis die Frage nicht zu beantworten.

Moderne Psychosomatik
Sie betont die multifaktorielle Entstehung psychosomatischer Erkrankungen. Körperliches und Seelisches, Anlage- und Umwelteinflüsse, belastende Lebensereignisse und persönliche Verarbeitung spielen ineinander und lassen unter Anspannung körperliche Symptome zum Ausdruck der inneren Not werden. Die «Wahl des Organs» liegt in der ganz individuellen Disposition eines Menschen begründet.

Faktoren, die im modernen Verständnis psychosomatischer Beschwerden zusammenspielen
1) DISPOSITION: Individuelle Symptommuster des Körpers
2) PERSÖNLICHKEIT: übermässige Ängstlichkeit, Gewissenhaftigkeit
3) LEBENSGESCHICHTE: frühe Belastung z.B. durch Jähzorn des Vaters
4) AUSLÖSERSITUATIONEN: z.B. öffentliche Blamage, Streit, Enttäuschung
5) BEWÄLTIGUNGSMUSTER: übermässige Absicherung, Vermeidung etc.
6) BIOLOGISCHE ASPEKTE: körperliche Krankheit, Immunsystem, Neurotransmitter

Beispiel:
Ist die Mutter schuld?
In einem psychoanalytischen Lehrbuch finden sich folgende Gedanken zur Entstehung von Neurodermitis (Hautreizungen) bei Kindern: «Mütter emotional unterentwickelt – Kinder unerwünscht – Mütter reagieren nicht auf Schreien und Tränen der Kinder – Mütter berühren ihre Kinder kaum – insgesamt: fehlende mütterliche Zuwendung – Spitz (1967): Ungeeignete Mutter-Kind-Beziehung, «Feindseligkeit in Form von Ängstlichkeit». Mütter infantil bis debil, wenig Hautkontakt, unbewusste Feindseligkeit.»

Zum Dossier: www.psychosomatik.jesus.ch
Suchen Sie Beratung? www.lebenshilfe.jesus.ch

Autor: Dr. med. Samuel Pfeifer
Quelle: seminare-ps.net
Datum: 11.02.2005

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