Erziehende Augen

Wenn wir das könnten: Unsere Kinder mit funkelnden oder glit­zernden, strahlenden oder zusam­mengekniffenen Augen auf guten Wegen leiten und vor bösen Wegen bewahren! Wir könnten viele Worte und manche Massnahme sparen. Erziehen mit Augenblicken! Blicke als Kommunikationsmittel!

„Nicht schlecht!”, denke ich als Vater und Lehrer, und beginne, intensiver über dieses Wort nachzudenken. Gott sagt in der Bibel in Psalm 32,8, dass er mich mit seinen Augen leiten will. Mit seinen Augen sucht er mich, und wenn er mich gefunden hat, dann sieht er mich liebe- und erwartungsvoll an. Wenn Gott mich ansieht, bin ich angesehen, dann gehöre ich zu den angesehenen Leuten.

Erfüllung emotionaler Bedürfnisse
Je besser, je intensiver die Be­ziehung zu (m)einem Kind ist, umso leichter lässt es sich „mit den Augen leiten”. Es liest Lob und Tadel an mei­nen Augen ab. Blickkontakt ist aber vor allem eine Möglichkeit, meine Liebe und mein Interesse am Kind zu zeigen. Wenn ich (m)ein Kind lieben will, dann schaue ich es zuerst einmal liebevoll, freundlich, offen und einladend an. Ross Campbell schreibt: „Mit etwa zwei bis vier Wochen beginnt das Neuge­borene, Dinge in seiner Umgebung zu erkennen. Zu seinen ersten Eindrücken gehört das menschliche Gesicht, wobei speziell die Augen seine Aufmerksamkeit fesseln. Wenn ein Kind ungefähr sechs bis acht Wochen alt ist, kann man beobachten, dass seine Augen ständig hin- und herwan­dern, als ob sie etwas suchten. Die Augen gleichen zwei Radar-An­tennen, die fortwährend ihre Um­gebung absuchen. Das Kind sucht nach einem anderen Augenpaar. Schon mit zwei Monaten versuchen die Augen des Kindes, ein anderes Augenpaar festzuhalten. Schon jetzt hat es emotionelle Bedürfnisse, und schon in diesem frühen Stadium muss sein ‚emotionaler Tank’ gefüllt werden. Augenkontakt fördert nicht nur die Kommunikation mit dem Kind, sondern trägt auch zur Erfüllung sei­ner emotionellen Bedürfnisse bei.“

Liebe durch Augenblicke
Ohne dass wir es selbst merken, ist der Augenkontakt das wichtigste Mittel, das Kind unsere Liebe spüren zu lassen. Ein Kind braucht den Blickkontakt mit seinen Eltern, um emotionell versorgt zu sein. Je häufi­ger Eltern ihre Liebe durch Blickkontakt ausdrücken, umso zufriedener wird ihr Kind sein und umso voller ist sein „emotionaler Tank”. Wenn wir einem Kind direkt in die Augen sehen (und nicht nur dann, wenn wir schimpfen), ist es besonders aufmerk­sam und öffnet sich leichter dem, was wir sagen wollen. Wenn ich als Lehrer in der Schule eine Geschichte erzähle, möchte ich gern alle Augen „bei mir” haben. Kinder, die nicht oder kaum Blickkontakt zu Erwachsenen aufneh­men können beziehungsweise ihm ausweichen, brauchen den unseren umso mehr. Ängste und Hemmungen bei Kindern können abgebaut werden, wenn wir einem Kind durch Augen-Kontakt unsere Liebe zeigen und so bei ihm das Gefühl von Sicherheit und Selbstvertrauen stärken. Blick- und Augenkontakt als Liebe spendende Quelle und nicht nur als blosses Disziplinierungsmittel! Können wir so unsere Kinder mit den Augen leiten? Dann spiegeln wir ein winziges Stück davon wider, wie Gott uns mit seinen Augen leitet.

Autor: Martin Kuhn verheiratet, 5 Kinder, ist Direktor einer Haupt- und Realschule in Reutlingen.


Quelle: NEUES LEBEN. Das Christliche Ratgeber-Magazin
Datum: 14.02.2006

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