Schiffe des Jugendheims Sternen stehen vor dem Aus

 
Jugendschiff Ruach
Mit dem Jugendschiff Ruach wagte Hansulrich Birenstihl 1996, die Erlebnispädagogik für schwierige Jungs aufs Meer zu verlegen.
Die Schiffe des Jugendheims Sternen stehen vor dem Aus. Dreissig Erziehungsplätze für schwer erziehbare Jugendliche gehen verloren, weil die IVSE (Interkantonale Vereinbarung Sozialer Einrichtungen) vordergründig keinen Bedarf an Jugendschiffen feststellen kann. Hansueli Birenstihl, Leiter des Jugendheims Sternen, spricht gegenüber Livenet von einer grossen Nachfrage seitens der Eltern, Lehrer und Sozialarbeiter - und ist frustriert.

Livenet: Hansueli Birenstihl, gibt es tatsächlich keinen Bedarf an Jugendschiffen für schwer Erziehbare?
Hansueli Birenstihl:
Die IVSE sagt es. Das ist aber nicht die ganze Wahrheit. Die Nachfrage ist riesig. Sozialarbeiter, Eltern und Lehrer möchten ihre schwer erziehbaren Jungen und Mädchen bei uns platzieren.

Was läuft schief?
Die IVSE hat Mühe mit unserer Erziehungskultur auf den Jugendschiffen. René Broder, Leiter der IVSE, missfällt die Erlebnispädagogik, obwohl wir eine hohe Erfolgsquote haben.

Wie hoch ist sie?
Acht von zehn Jugendlichen gliedern sich erfolgreich wieder in die Gesellschaft ein.
Die Universität Zürich hat eine Studie gemacht, die das beweist. Wir haben der IVSE diese Studie auch vorgelegt, hatten aber keine Rückmeldung.

Weshalb bekommen Sie keine Rückmeldung?
Die IVSE diskutiert nicht mit uns. Sie verhält sich diktatorisch und überprüft weder unsere Arbeitsweise auf den Schiffen, noch interessiert sie sich für unseren Erfolg.

 
Hansueli Birenstihl
Grosse Erfahrung nicht honoriert: Hansueli Birenstihl
Sie sagten, dass die Sozialarbeiter oft über das neue System der IVSE aufgeklärt werden müssen.
Sie wurden grundsätzlich nicht darüber informiert, dass die IVSE jetzt über die Zuweisung von Betreuungsplätzen bestimmt. Als sie dann die Jugendlichen auf den Schiffen platzieren wollten, wurden sie von der IVSE zurückgepfiffen.

Was geschieht mit den Jugendlichen, wenn sie nicht auf den Schiffen platziert werden können?
Sie werden in eine geschlossene psychiatrische Klinik eingewiesen oder ins Gefängnis gesperrt. Es gibt auch Jugendliche, die einfach alleingelassen werden und auf der Strasse leben, weil sie in kein Betreuungskonzept passen. Da wir die schwierigsten Fälle in der Schweiz aufnehmen, hatten sie bei uns eine Chance, sich wieder zu integrieren.

Konnten Sie mit René Broder, dem Leiter der IVSE, über die Sache sprechen?
Nein, Broder wollte grundsätzlich keine Aussprache.

Was frustriert Sie am meisten?
Dass die Jugendlichen unter die Räder kommen. Dass die IVSE kein persönliches Interesse an den Jugendlichen hat, sondern Finanzierungskriterien wichtiger sind, macht mich sauer. Noch zu erwähnen ist, dass unsere Schiffsplätze eindeutig günstiger sind als die teuren Plätze in psychiatrischen Kliniken.

 
Jugendschiff Salomon
Das Jugendschiff Salomon, seit 2001 fürs Jugendheim Sternen unterwegs
Gibt es über der IVSE eine Beschwerdeinstanz?
Nein, es ist uns nicht möglich, über die Führung der IVSE zu beschweren.

Die IVSE (Interkantonale Vereinbarung Sozialer Einrichtungen) trat Anfangs 2006 in Kraft. Vorher konnten Sozialarbeiter die Jugendlichen in Betreuungspätze geben, die von ihnen regelmässig besucht und kontrolliert wurden. Heute bestimmt die IVSE über die Platzierung der Jugendlichen. Problematisch dabei ist laut Birenstihl, dass die IVSE kein Interesse daran hat, die Plätze zu besuchen.

Medienmitteilung des Jugendheims Sternen

Autor: Iris Muhl
Quelle: Livenet.ch
Datum: 02.08.2007

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