Therapieprogramme für übergewichtige Kinder (Teil 2)

BABELUGA
 
Kampf

Babeluga – jeder Buchstabe steht für ein Merkmal des familienzentrierten Therapiekonzeptes, das im Sozialpädiatrischen Zentrum (SPZ) der Charité in Berlin angeboten wird. Das Berliner Adipositas-Therapie-Programm für Kinder, Jugendliche und ihre Familien beinhaltet Bewegung, Beratung, Begleitung, Essen und Trinken, ausgewogene Ernährung in Theorie und Praxis, lebendiges Lernen mit dem Ziel, die Lebensqualität zu verbessern, Unterstützung der ganzen Familie, Gruppentherapie, Adipositas-Diagnostik und langfristiges Abnehmen. Es ist ein umfassendes Angebot, das sich an deutlich übergewichtige Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre und ihre Familien richtet. Die Betreuung orientiert sich stark an den individuellen Bedürfnissen, variiert in der Betreuungsdauer und reicht von Einzeltherapie bis zum Gruppenprogramm. Allen Betreuungsangeboten gemeinsam ist die starke Einbindung der Eltern und die Förderung und Wertschätzung der familiären Ressourcen. Die Notwendigkeit dieser Herangehensweise konnte auch in einer Forschungsarbeit der Psychologin Zussan Vahabzadeh aufgezeigt werden.

Die Gruppentherapie, seit 3 Jahren angeboten, entwickelte sich aus der bereits bestehenden ambulanten Adipositassprechstunde heraus. Gleichzeitig flossen Erfahrungen aus der Mitarbeit am Schulungskonzept der KGAS* mit ein. Insgesamt stellen sich ca. 600 übergewichtige und adipöse Kinder pro Jahr nach Einweisung des niedergelassenen Kinderoder Hausarztes im SPZ vor. Im Rahmen der Gruppentherapie werden maximal 2 Gruppen jährlich angeboten (je etwa 10 Kinder/Jugendliche und ihre Familien – mit Beginn der Pubertät nach Geschlechtern getrennt). Bisher haben 50 bis 60 Kinder bzw. Jugendliche daran teilgenommen. Sie werden nach einer umfassenden ärztlichen Untersuchung 1 Jahr lang durch ein multidisziplinäres Team (KinderärztInnen, PsychologInnen, eine Ökotrophologin, eine Physiotherapeutin) betreut. Kinder/ Jugendliche und Eltern treffen sich 14-täglich jeweils 2 Stunden in getrennten Gruppen, bei denen sich die Elemente Ernährung und Psychologie abwechseln. Beratungen durch die Physiotherapeutin und ÄrztInnen ergänzen die Stunden. Das Ernährungskonzept basiert auf der optimierten Mischkost des Forschungsinstituts für Kinderernährung, Dortmund, und wird in 4 Kochmittagen praktisch vermittelt. Zusätzlich stehen einmal pro Woche 1½ Stunden Bewegung in einem Gesundheitssportpark für Eltern und Kinder auf dem Programm. Die Kinder werden mindestens 1 Jahr nachbetreut und stellen sich 3-monatlich vor.

Kosten entstehen für die Teilnehmer nur für das Bewegungstraining im Sportpark (20 Euro/Monat). Die Ergebnisse des Gruppenprogramms zeigen, dass nach 1 Jahr etwa 1/3 der Teilnehmer das Gewicht reduzieren und etwa 1/3 das Gewicht halten konnten. Etwa 1/3 nahm weiter zu. Daten zu längerfristigen Ergebnissen werden zurzeit ausgewertet (1).

Adresse:
Sozialpädiatrisches Zentrum (SPZ) der Charité
Campus Virchow-Klinikum
Leitung: Prof. Dr. A. Grüters
Augustenburger Platz 1
13353 Berlin

Adipositasgruppenschulung des Kinderkrankenhauses Wilhelmstift, Hamburg
Weil sich einerseits immer mehr adipöse Kinder in der Tagesklinik des Katholischen Kinderkrankenhauses Wilhelmstift (KKH), Hamburg, vorstellten, andererseits aber keine geeigneten Behandlungskonzepte zur Verfügung standen, unternahm das Kinderkran-kenhaus 1997 die ersten Schritte, ein eigenes Therapieprogramm zu entwickeln. Hierbei griff man zunächst auf Elemente aus den bereits bestehenden Asthma- und Diabetesschulungen und aus Erwachsenenprogrammen zurück. 1 bis 2 Jahre später wurde aus einer Zusammenarbeit mit Prof. Joachim Westenhöfer von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg heraus, ein strukturiertes, multidisziplinäres Therapiekonzept mit verhaltenstherapeutischem Ansatz entwickelt, auf das auch die Mitarbeit in der KGAS* Einfluss hatte. Das Konzept ist in einem Therapiemanual festgeschrieben und für alle Therapeuten verbindlich.

Etwa 130 adipöse Kinder und Jugendliche stellen sich im Jahr auf Einweisung des Haus- oder Kinderarztes vor. Nach einer ausführlichen medizinischen Diagnostik gemäß den Leitlinien der AGA und einem Eingangsgespräch wird abhängig von diesen Ergebnissen sowie den Bedürfnissen und Möglichkeiten der Patienten und ihrer Familien entschieden, welche Behandlungsmaßnahme die individuell optimale Lösung darstellt.

Für etwa 15 bis 20 Kinder bzw. Jugendliche und ihre Familien kommt die Gruppentherapie in Frage. Voraussetzungen für die Teilnahme sind hierbei, dass die Eltern bereit sind, ihren Lebensstil zu ändern, dass die Kinder in einem Sportverein Mitglied sind und regelmäßig trainieren. Die Gruppen mit etwa 6 bis 8 Kindern (Jugendliche nach Geschlecht getrennt) starten mit einer Blockwoche über 5 Tage. In dieser Zeit treffen sich die Kinder/Jugendlichen täglich 7 Stunden, u. a. zu einer Ernährungsberatung, einer Verhaltensschulung, zum Kochen und zum Sport, mit einem multidisziplinären Team aus Ärzten, Ernährungsberatern, Psychologen und Physiotherapeuten. Die Eltern werden in dieser Zeit ebenfalls 2 Stunden pro Tag in der Tagesklinik beraten und geschult. An die Blockwoche schlossen sich bis jetzt 6 Folgetreffen (je 6 Stunden für Kinder/1,5 Stunden für Eltern) im Abstand von 3 bis 4 Wochen an. Um eine Langzeitbetreuung zu ermöglichen, wird voraussichtlich ab Sommer diesen Jahres in Kooperation mit Prof. Joachim Westenhöfer ein multidisziplinäres Programm angeboten, bei dem sich die Teilnehmer einmal wöchentlich treffen.

Zurzeit ist die Therapiemaßnahme für die Teilnehmer kostenfrei. Eine Auswertung, vor allem der längerfristigen Ergebnisse, liegt derzeit nicht vor (2).

Adresse:
Katholisches Kinderkrankenhaus
Wilhelmstift Gemeinnützige GmbH
Liliencronstraße 130
22149 Hamburg

 
Dicke Kinder

Ambulante Therapie für übergewichtige Kinder und Jugendliche der Universität Heidelberg
Um dem mangelnden ambulanten Behandlungsangebot für adipöse Kinder und Jugendliche in Deutschland zu begegnen, wurde in Kooperation zwischen der Medizinischen Klinik und der Kinderklinik am Universitätsklinikum Heidelberg ein ambulantes Therapiekonzept entwickelt. Es startete 2000 als Pilotprojekt. 2001 wurden daraus drei altersgerechte Therapieprogramme weiterentwickelt. An den Programmen in ihrer heutigen Form haben ca. 70 Kinder und Jugendliche teilgenommen.

Die Kinder und Jugendlichen im Alter von 10 bis 18 Jahren und einem Gewicht über der 90. bzw. 97. BMI-Perzentilen werden in Gruppen von maximal 10 Teilnehmern von einem Team aus Ärzten, Ernährungswissenschaftlern, einer Psychologin, einem Sozialpädagogen und Sporttrainern betreut. Ziel ist die Gewichtsnormalisierung bzw. Gewichtskonstanz durch umfassende Verhaltensänderung im Familienalltag. Alle Programme beginnen mit einer umfangreichen kinderärztlichen Untersuchung in der Kinderklinik und einem Eingangsgespräch zwischen der Teilnehmer-Familie und der Psychologin.

„Basis 24“ richtet sich an 10- bis 14-Jährige, ist ein weniger zeitaufwendiges und weniger intensives Programm, da die Familie in diesem Alter die Umsetzung der Verhaltensumstellung noch umfassend unterstützen kann, und läuft über 24 Wochen. Die Kinder treffen sich einmal wöchentlich 1 Stunde zum Indoor-Cycling in der Gruppe, jeweils einmal im Monat 1 Stunde in der Gruppe zur Verhaltenstherapie und einmal im Monat zusammen mit einem Familienangehörigen zur Ernährungsberatung. Optional können derzeit zum Verhaltenstraining in der Gruppe auch Einzelberatungstermine mit den Eltern vereinbart werden. Hinzu kommt 1 Kochtag „Fettarmes Kochen“.

„Formel 9“ ist ein intensiviertes Programm über 9 Wochen für 13- bis 18-Jährige. Sie treffen sich wöchentlich jeweils 1 Stunde zum Indoor-Cycling, 1 Stunde in der Gruppe zur Verhaltenstherapie und kommen 1 Stunde zur Einzel-Ernährungsberatung (z. T. mit Familienbegleitung). Auch hier ergänzt 1 Tag Kochkurs das Programm. Als Basis für die Ernährungstherapie gilt die fettreduzierte Ernährung unter Vorgabe von 30 g Fett/TagsowieeineausgewogeneErnährungsweiseimSinnederErnährungspyramide. Beide Programme enden mit einer pädiatrischen Abschlussuntersuchung.

Das Programm „Plus 24“ ist als Nachfolgeprogramm gedacht und läuft über 24 Wochen. Es enthält einmal wöchentlich Bewegungstraining in der Gruppe und einmal monatlich Ernährungsberatung in Begleitung der Familie und schließt mit einer medizinischen Untersuchung ab (3).

Eine Auswertung der Daten von 50 Teilnehmern des Programms „Basis 24“ zeigte, dass der SDS-BMI während der Therapie im Mittel um 0,20 verringert werden konnte (4). 22 Jugendliche, die „Formel 9“ abschlossen, konnten ihren mittleren SDS-BMI von 2,61 auf 2,45 senken (5). Die Programme werden weiter evaluiert.

Einen Teil der Kosten der Programme (Basis 24: 330,00 Euro, Formel 9: 350,00 Euro, Plus 24: 230,00 Euro) erstattet regulär bislang nur die AOK Rhein-Neckar (Übernahme Basis 24: 180 Euro, Formel 9 155,00 Euro), nach entsprechendem Antrag aber auch der Großteil der übrigen Kassen.

Adresse:
Adipositasambulanz
Universitätsklinik HD/Abt. Innere Medizin
PD Dr. A. Hamann/S. Lichtenstein
Bergheimer Straße 58
69115 Heidelberg

Dr. J. Grulich-Henn/Dr. F. Hörster
Abt. Kinderheilkunde I/Universitäts-Kinderklinik HD
Im Neuenheimer Feld 120
69120 Heidelberg

Ambulante Adipositastherapie für übergewichtige Kinder und Jugendliche der Deutschen Klinik für Diagnostik, Wiesbaden
 
adipositas
Auf Grund der stetig wachsenden Zahl adipöser Kinder und Jugendlicher rief Prof. Steffen Bender 1996 an der Deutschen Klinik für Diagnostik (DKD) eine spezielle Ernährungsberatung für diese Zielgruppe ins Leben, aus der sich dann das bestehende Therapiekonzept entwickelt hat. In den letzten 3 Jahren haben ca. 200 Kinder und Jugendliche an diesem Programm, das heute unter der Leitung von Prof. Klaus-Michael Keller steht, teilgenommen. Es richtet sich an Kinder und Jugendliche zwischen 4 und 18 Jahren, deren Gewicht über der 97. BMI-Perzentilen liegt. Voraussetzung für die Teilnahme ist die Einweisung durch den niedergelassenen Kinder- oder Hausarzt in die Tagesklinik DKD. Nach einer ausführlichen Eingangsuntersuchung wird das Kind/der Jugendliche an die Ernährungsberatung durch eine Ökotrophologin weitergeleitet. Psychologen oder Heilpädagogen werden je nach individuellen Anforderungen hinzugezogen. Die Therapiedauer richtet sich nach den persönlichen Bedürfnissen und läuft mindestens über 1 Jahr. Danach wird die Betreuung zunehmend gelockert.

Die Kinder und Jugendlichen treffen sich monatlich 11/2 Stunden mit Gleichaltrigen in kleinen Gruppen mit maximal 5 Teilnehmern. Bewegungsmotivation, Ernährungs- und Verhaltensschulungen stehen auf dem Programm, die optimierte Mischkost des Forschungsinstituts für Kinderernährung gibt den Rahmen vor. Die Eltern nehmen am Erstgespräch sowie an den monatlichen Besprechungen der Ernährungs- und Sportprotokolle (über je 4 Tage) vor jedem Gruppentreffen teil. Außerdem werden ein- bis zweimal im Jahr ausführliche Beratungsgespräche geführt. Jeweils nach einem halben Jahr finden Kontrolluntersuchungen statt. Die Ergebnisse werden dokumentiert, eine Auswertung steht im Moment nicht zur Verfügung. Zurzeit wird im Rahmen eines Projektes der Effekt von Ernährungstherapie und strukturiertem Sportprogramm auf das Gewicht adipöser Kinder verglichen. Kosten entstehen für die Teilnehmer nicht (6).

Adresse:
Deutsche Klinik für Diagnostik
Prof. Klaus-Michael Keller
Aukammallee 33
65191 Wiesbaden

DONALD-DICK-CLUB
Übergewichtige Kinder und Jugendliche begleiten den beruflichen Weg der Diätassistentin Hilde Kolbe seit vielen Jahren (z. B. Adipositassprechstunde der Universitätsklinik Frankfurt, Adipositas-Programm Schwipp-Schwapp bei der Sportjugend Hessen). Vor etwa 3 Jahren rief sie das multidisziplinäre Therapieangebot „Donald-Dick-Club“ ins Leben, an dem bis jetzt 55 Kinder teilgenommen haben.

Der Kurs richtet sich an 8- bis 13-Jährige, die von einem Team (je ein Kinderarzt, Psychologen und Verhaltenstherapeut, Diätassistentin und Sportlehrer) betreut werden. Die Eingangsuntersuchung sowie die medizinische Betreuung erfolgt durch den niedergelassenen Kinderarzt. Etwa 1/2 Jahr lang (20 Termine) treffen sich 12 Kinder wöchentlich jeweils 3 Stunden. Nach 11/2 Stunden Bewegung in der Halle oder im Freien stehen eine Ernährungs- und Verhaltensschulung (inkl. 4 Kochnachmittage) auf dem Programm. Die optimierte Mischkost des Forschungsinstituts für Kinderernährung liefert die Basis für das Ernährungskonzept. Dabei werden Lebensmittel und Gerichte mit Hilfe eines Ampelsystems grünen, gelben und roten Bereichen zugeordnet, die unterschiedlich stark gewichtet sind: Lebensmittel aus dem Segment „grün“ (Gemüse, Obst, Salat, Vollkornbrot etc.) sollen bevorzugt, Lebensmittel aus dem Segment „rot“ (Fettreiches) nur selten gegessen werden. Auch die Eltern erhalten Informationen sowie Ernährungs- und Verhaltensschulungen im Rahmen von 6 Elterntreffs und Elternabenden mit dem Psychologen sowie dem Arzt.

Was die Ergebnisse betrifft, so konnten ca. 2/3 der Kinder nach 1/2 Jahr ihren BMI-SDS verbessern. 3 Kinder haben bisher den Kurs abgebrochen. Langzeitkontrollen sind nicht möglich. Der Kurs findet in Königstein statt. Die Kosten belaufen sich auf 430 Euro. Die Bezuschussung durch die AOK ist in Hessen geregelt (274,87 Euro), bei allen anderen Krankenkassen ist die Kostenübernahme sehr unterschiedlich (7).

Adresse:
Donald Dick Club
Hilde Kolbe
Hugenottenstraße 101
61381 Friedrichsdorf

 
Waage

PowerKids
PowerKids ist ein einfaches und über-all einsetzbares Selbsttrainingsprogramm, das von der Stoffwechselabteilung des Dr. von Haunerschen Kinderspitals, der Abt. Ernährungspsychologie der Universität Göttingen und der Abt. Psychologie der Universität Luton in Großbritannien in Zusammenarbeit und mit finanzieller Unterstützung durch die Stiftung Kindergesundheit entwickelt wurde (8).

Seit 2001 ist PowerKids, das über den AOK-Verlag vertrieben wird, im Einsatz. Mehr als 25 000 Koffer mit verschiedensten Selbsttrainingsmedien und -materialien (Videokassette, Poster, Arbeitsheft, Rubbelpunkte, Aufkleber etc.) wurden bereits verschickt (9).

Das 12-wöchige verhaltenstherapeutisch orientierte Programm richtet sich an übergewichtige 8- bis 12-jährige Kinder und ihre Familien. Die Kinder führen das Programm selbst durch. Langfristige Stabilisierung neuer Essgewohnheiten, vermehrte Aktivität und Aufbau eines neuen Selbstvertrauens stehen dabei als Ziele im Vordergrund. Die genaue Anleitung für jede Woche erhalten die Kinder und ihre Familien durch Videoclips auf einer Kassette und durch den 12-Wochen-Trainer. Spielerisch lernt das Kind mit Hilfe von Fettzie-Punkten (1 Fettzie = 3 g Fett) den Fettgehalt der Lebensmittel kennen, fettreiche gegen fettärmere Speisen/Lebensmittel auszutauschen und insgesamt Fett einzusparen. Verbote gibt es nicht. Mit Sporties und Schlaffies macht es Spaß, die körperliche Aktivität zu steigern. Wer Schlaffies und Fettzies spart, bekommt als zusätzliche Verstärkung Winnies und wer 150 Winnies erreicht hat, kann sie gegen ein Überraschungsgeschenk eintauschen.

Am Haunerschen Kinderspital der Universität München wurden die Wirksamkeit des Programms an 140 Kindern mit mindestens 20 % Übergewicht überprüft. Bei der Gruppe an Kindern, die das Programm beendeten, fiel der BMI bis zum Ende des Programms im Mittel um 0,5 Standardabweichungen (SD). Eine Nachuntersuchung nach 1 Jahr zeigte, dass er weiter um 0,5 SD sank (10). Der PowerKid Koffer kostet 30,90 Euro. Bei vielen AOK’s werden dazu Ernährungsberatungen und häufig auch spezielle, dazu passende Ernährungs- und Bewegungsbegleitkurse angeboten.

Bezugsadresse:
AOK-Verlag
Lilienthalstraße 1
53423 Remagen
www.powerkid.de
(hier können sich PowerKids auch innerhalb eines Forums austauschen)

Kinder-Ernährungs-Beratungs-System
Das Kinder-Ernährungs-Beratungs-System (Kinder-EBS) ist ein Fernberatungssystem, das sich an übergewichtige Schulkinder (6 bis 16 Jahre) und ihre Eltern in der häuslichen Umgebung wendet. Es wurde Mitte der 80er Jahre vom Institut für Sozialmedizin, Prävention und Rehabilitation e. V. und dem angeschlossenen Institut für Ernährung in Tutzing entwickelt und bis 1989 evaluiert.

Seitdem haben, so schätzt Dr. Eva-Maria Schröder, mehr als 1000 Kinder teilgenommen. Nach einer ausführlichen Anamnese erhalten die Familien im 2-Wochen-Rhythmus neben Aufklärungs- und Schulungsmaterialien individuelle Speisenpläne mit einfachen Gerichten, die die Vorlieben und Abneigungen des Kindes berücksichtigen. Eine ausgewogene Mischkost, die je nachAlter zwischen 1200 und 1500 kcal liegt, gibt dabei den Rahmen vor. Im gleichen Turnus melden die Familien das Gewicht der Kinder zurück. Eine ärztliche Eingangsuntersuchung beim niedergelassenen Kinderarzt wird empfohlen. Das Programm dauert in der Regel 3 Monate, kostet 155 Euro und kann ggf. mit reduziertem Beitrag von 35 Euro/ Monat verlängert werden (11).

Ergebnisse aus der wissenschaftlichen Begleitphase bis 1989 zeigen, dass ein Kollektiv von 95 Kindern, das 14 Wochen lang durch das Kinder-EBS beraten wurde, das relative Übergewicht von 41,4 % auf 23,5 % senken konnte. 1 Jahr nach Programmende lag das relative Übergewicht bei 26,2 % und damit um nahezu 40 % niedriger als vor Beginn der Beratung (12). Nach Abschluss der wissenschaftlichen Betreuungsphase werden die Daten nicht mehr evaluiert.

Adresse:
Ernährungs-Beratungs-Service
Dr. Eva-Maria Schröder
Unteranger 1
82327 Tutzing

KIDS – Schulungsprogramm für übergewichtige Kinder und Jugendliche
KIDS umfasst mehrere Bausteine, darunter ein interdisziplinäres Schulungsprogramm für Kinder und Jugendliche (8–17 Jahre), deren Gewicht über der 97. BMI-Perzentilen liegt. Es baut auf der bereits seit 1997 bestehenden Ernährungsschulung auf und wurde durch die Module Psychologie (entwickelt in Kooperation mit Prof. Laessle, Universität Trier) und Bewegung (entwickelt in Kooperation mit Prof. Schöllhorn, Universität Münster) ergänzt. 5 bis 6 Gruppen mit jeweils 8 Kindern/Jugendlichen gingen 2001 an den Start. Heute wird das Programm von 16 Lizenznehmern angeboten.

Nach einer Zuweisung durch den niedergelassenen Arzt, einer Ernährungsanamnese und einem psychologischen Eingangsgespräch nehmen die Kinder/Jugendlichen an dem 11/2-jährigen Programm teil und werden von einem multidisziplinären Team (Ernährungs- und Sportfachkraft sowie Psychologen) betreut. In der Intensivphase über 6 Monate treffen sich die Gruppen zweimal wöchentlich (je 1 Stunde Bewegung und Ernährungsschulung oder Psychologie). Ergänzend kommen 5 Kochtermine hinzu. Die Eltern sind in dieser Phase durch 6 Elternabende eingebunden und sollen auch beim Kochen anwesend sein. In der anschließenden Grund- und Stabilisierungsphase (1 Jahr) treffen sich die Kinder weiterhin regelmäßig einmal wöchentlich zur Bewegung, die Gruppentreffen finden einmal pro Monat statt. Grundlage für die Ernährungsschulung ist die optimierte Mischkost des Forschungsinstituts für Kinderernährung. Medizinische Untersuchungen erfolgen nach jeweils 1/2 Jahr. Das Programm kostet 1 480 Euro, manche Krankenkassen übernehmen bis zu 85 %, allerdings ist die Erstattung bundesweit recht unterschiedlich.

Eine Evaluation über 3 Jahre nach Ende der Schulung, die auch das Ernährungs-,Sport-undFreizeitverhalten überprüft, ist vorgesehen. Da die ersten Gruppen des interdisziplinären Programms noch nicht abgeschlossen haben, liegen Ergebnisse zurzeit nur für die 6-monatige Ernährungsschulung vor (13).

Adresse:
KIDS
Barbara Skupin-Knoch
Löher Straße 17
51491 Overath
www.kids-ernaehrung.de

Adipositasprogramm für Kinder und Jugendliche der Universitätskinderklinik Ulm
Neben der Einzelberatung adipöser Kinder bietet die Universitätskinderklinik in Ulm seit etwa 2 Jahren auch ein Gruppenprogramm für übergewichtige Kinder und Jugendliche an. An diesem haben bisher etwa 30 Kinder teilgenommen. Das Programm richtet sich an 8- bis 12-Jährige und 14- bis 16-Jährige, deren BMI weit über der 97. Perzentilen liegt. Nach einer ausführlichen medizinischen Untersuchung und einer Familienanamnese mit allen Familienmitgliedern, treffen sich 8 bis 10 Kinder oder Jugendliche und ihre Eltern jeweils getrennt, 1/2 Jahr lang alle 2 Wochen. Die 11/2-stündigen Gruppentreffen zur Ernährungs- und Verhaltenstherapie finden immer unter der gemeinsamen Leitung einer Ernährungsfachkraft und eines Psychologen statt. Dem Ernährungskonzept liegt die optimierte Mischkost, z. T. in der kalorienverminderten Variante, zu Grunde. Mit Hilfe des Ampelsystems (grüner Bereich: Obst, Gemüse, Salat, Vollkornbrot etc.; roter Bereich: fettreiche Lebensmittel) werden die geeignete Lebensmittelauswahl und adäquate Menge spielerisch vermittelt. Darüber hinaus werden jeweils 2 Kochnachmittage für Kinder/Jugendliche und 2 Kochtreffen für die Eltern angeboten. Nach Abschluss des 1/2 Jahres trifft sich die Gruppe in lockeren Abständen und nach einem Jahr kommen die Kinder noch einmal zur Nachuntersuchung in die Klinik.

Die Kosten der Beratung werden komplett von der Krankenkasse übernommen. Die ersten Gruppen haben noch nicht abgeschlossen. Die Ergebnisse werden zwar dokumentiert, eine statistische Auswertung liegt zurzeit nicht vor (14).

Adresse:
Universitätskinderklinik Ulm
Siegrid Räkel-Rehner
Prittwitzstraße 43
89075 Ulm

Literatur:
1. Dr. Susanna Wiegand, Charité: Persönl Mitt am 11.03.2003 / Zussan Vahabzadeh, Charité: Persönl Mitt am 21.03. 2003
2. Dr. K.-P. Otto, KKH Wilhelmstift.: Persönl Mitt am 17.03.2003
3. Silke Lichtenstein: Persönl Mitt am 28.02.2002
4. Lichtenstein S, Priemer K, Hörster F, HoffmannG, Grulich-Henn J, HamannA.: Posterbeitrag. Wissenschaftlicher Kongress der DGE. 13./14. März 2003 in Potsdam
5. Lichtenstein S: Vortrag auf dem Wissenschaftlichen Kongress der DGE. 13./14. März 2003
6. Ulrike Müller, DKD: Persönl Mitt am 17.02.2003
7. Hilde Kolbe, Donald Dick Club: Persönl Mit am 20.02.2003
8. Koletzko B, Dokoupil K, Knoppke B: PowerKids. Ein praktikables Therapiekonzept bei kindlichem Übergewicht. Kinderärztliche Praxis 1 (2002) 34–38
9. Dr. Thomas Ellrott, Ernährungspsychologische Forschungsstelle der Universität Göttingen: Persönl Mitt am 25.02.2003
10. Koletzko B, Dokonpil K, Knoppke B: Powerkids. Ein praktikables Therapiekonzept bei kindlichem Übergewicht. Kinderärztl Prax 1 (2002) 34–38
11. Dr. Eva-Maria Schröder, Ernährungs-Beratungs-Service: Persönl Mitt am 25.2.2003
12. Schröder E M: Dauerhafte Gewichtsreduktion bei Schulkindern durch das Kinder-Ernährungs-Beratungs-System. Die Medizinische Welt 40 (1989) 1404–1409
13. Barbara Skupin-Knoch, KIDS: Persönl Mitt am 21.03.2003
14. Siegrid Räkel-Rehner, Universitätskinderklinik Ulm: Persönl Mitt am 18.02.2003

*Konsensusgruppe Adipositasschulung


Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ernährung
Datum: 16.07.2005

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