Wie nahe sind Sie an einer Depression?

 
Tunnelblick
Der depressive Mensch schaut in einen Tunnel
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, und ein paar trübe Gedanken noch keine Depression. Aber wenn Sie sie nicht mehr abstellen können, dann sollten Sie sich Hilfe holen.

Je nach persönlicher Empfindsamkeit können die Hormone oder ein misslingende Arbeit die Stimmung zeitweise deutlich drücken. Das gehört zum Leben. Nur wenn das häufiger vorkommt, länger andauert und nicht einfach „erklärt" werden kann, sollte man aufmerken. Es könnte in Richtung einer Depression gehen.

Dabei muss es noch keine depressive Episode im engeren Sinne sein. Viele Menschen fühlen sich häufig niedergeschlagen und pessimistisch gesinnt und geraten leicht ins Grübeln, auch wenn sie dabei weitgehend arbeitsfähig bleiben. In solchen Fällen spricht man von einer depressiven oder melancholischen Persönlichkeit.

Die neurotische Depression
Konkreter wird es bei einer depressive Verstimmung, auch „neurotische Depression" genannt. Der Betroffene lebt dann einer tiefen Traurigkeit nach und empfindet eine innere Leere, Unruhe und Angst. Über zwei Jahre oder länger treten zwei oder mehr der nachfolgenden Symptome häufig auf:

  • Appetitlosigkeit oder übermässiges Bedürfnis zu essen
  • Schlaflosigkeit oder übermässiges Schlafbedürfnis
  • wenig Energie oder Erschöpfung
  • niedriges Selbstwertgefühl
  • geringe Konzentrationsfähigkeit oder Entscheidungsschwierigkeiten
  • Gefühl der Hoffnungslosigkeit

„Häufig" bedeutet in diesem Zusammenhang: die meiste Zeit des Tages oder mehr als die Hälfte aller Tage. Ob das der Patient selbst oder ein Aussenstehender wahrnimmt, ist zweitrangig. Voraus gehen dem oft andere Störungen wie allgemeine Appetitlosigkeit, körperliche Beschwerden ohne organischen Befund, Medikamenten-Abhängigkeit, diffuse Ängste oder rheumatische Arthritis.

Wie geht es Ihnen?
Die folgenden Fragen können Ihnen helfen, Ihren derzeitigen Gemütszustand einzuschätzen:

  • Können Sie sich noch freuen?
  • Wie steht es mit Ihrem Interesse: Ist es noch wie früher?
  • Sind Sie weniger initiativ als noch vor Wochen oder Monaten?
  • Vernachlässigen Sie Dinge, die Ihnen früher wichtig waren?
  • Fühlen Sie sich tagsüber erschöpft, ohne Schwung?
  • Sind Sie körperlich erschöpft, ohne dass sich ein medizinischer Grund findet?
  • Werden Sie vermehrt von Schmerzen geplagt?
  • Fühlen Sie sich nervös, innerlich gespannt, ängstlich?
  • Fällt es Ihnen schwer, Entscheidungen zu treffen?
  • Leiden Sie an Schlafstörungen?
  • Haben Sie Schmerzen, verspüren Sie einen Druck auf der Brust?
  • Haben Sie wenig Appetit, haben Sie an Gewicht verloren?
  • Verspüren Sie eine sexuelle Lustlosigkeit?
  • Neigen Sie in letzter Zeit vermehrt zum Grübeln?
  • Plagt Sie das Gefühl, Ihr Leben sei sinnlos geworden?

Ein ausführlicher Bogen zur Selbstbeurteilung stammt von Aaron T. Beck *, dem Begründer der Kognitiven Therapie der Depression. 21 Themen teilt er in jeweils 4 Aussagen auf, die unterschiedliche Schweregrade beschreiben, wie zum Beispiel:

0 Ich fühle mich nicht als Versager
1 Ich habe das Gefühl, öfter versagt zu haben als der Durchschnitt
2 Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, sehe ich bloss eine Menge Fehlschläge.
3 Ich habe das Gefühl, als Mensch ein völliger Versager zu sein.


Literaturhinweis: A.T. Beck: Kognitive Therapie der Depression, Beltz-Verlag

Bearbeitung: Lebenshilfe-net.ch

Autor: Dr. med. Samuel Pfeifer
Quelle: seminare-ps.net

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